Green Bonds auf dem Vormarsch? – Grün mit Abstrichen

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Green Bonds versprechen ihren Anlegern ein nachhaltiges Investieren in umweltfreundliche und sozial relevante Projekte. Das Angebot wächst mit dem stark steigenden Bedarf, aber wie grün sind die grünen Anleihen wirklich und inwieweit kann man als Anleger überprüfen, ob das Grün in den Green Bonds nicht nur eine Frage des Images ist? Von Robert Steininger*

Oder ist eine Investition mit der Absicht in nachhaltige Projekte zu investieren mit einem Besuch im Casino vergleichbar? Gerade in Deutschland wird das Investieren in Anleihen oder Wertpapieren oft mit einem Spiel am Spielautomaten gleichgesetzt. Dabei sind Wertpapiere und Anleihen am Aufstieg verschiedener Online-Plattformen wie beispielsweise Online-Casinos, online Shops oder online Zahlungssystemen nicht unwesentlich beteiligt. Ein näherer Blick auf die Tatsachen verhilft möglicherweise zu einem besseren Verständnis der aktuellen Lage.

Wie grün ist grün wirklich?        

Grundsätzlich handelt es sich bei Green Bonds um bestimmte nachhaltige Anleihen, deren Erlöse in eine Vielzahl an unterschiedlichen Projekten mit diversen „grünen“ Hintergründen fließen sollen, nämlich basierend auf:

  • ökologischen Zielen
  • klimafreundlichen Zielen
  • sozialen Zielen


Dabei muss jedoch auch gewährleistet werden, dass dort, wo grün draufsteht, auch grün drin ist. In den letzten Jahren sind nachweislich immer wieder dubiose Investitionen mittels Green Bonds getätigt worden, die ihrerseits sogar in die Förderung fossiler Rohstoffe geflossen sind, also in Projekte, die die Zerstörung der Umwelt noch weiter unterstützt haben. Primär hat es sich hierbei um Fälle gehandelt, bei denen Investitionen nach Asien gegangen sind, wo die Erwartungshaltung eigentlich grundsätzlich schon niedrig sein sollte und Transparenz nicht so groß geschrieben wird.

Green Bonds haben derzeit noch mit einem großen Problem zu kämpfen, nämlich existieren zwar viele Wünsche, Vorstellungen, Ideen und Vorhaben, jedoch mangelt es an bindenden Richtlinien und Standards, an einheitlichen Regeln und einklagbaren Bestimmungen. In der Tat gibt es derzeit lediglich freiwillige Richtlinien zur Transparenz, Offenlegung und Berichterstattung. Der Begriff der Green Bonds ist also noch kein klar definierter und geschützter Begriff. Einheitliche Vorgaben wären ohne Zweifel nicht nur ein Schritt in die richtige Richtung, sondern sie würden einen großen Meilenstein darstellen, um das Vertrauen von Investoren zu stärken und tatsächlich etwas bewirken zu können.

Image und Realität

Egal in welche Richtung man investieren möchte, auch wenn Green Bonds transparent gehalten werden und in klimarelevante Projekte fließen, so lässt sich dadurch die Welt nicht retten. Die Realität sieht dann nämlich leider noch immer ein wenig anders aus als die Theorie. Oftmals macht es den Anschein, als dass Unternehmen mit Green Bonds lediglich versuchen, ihre eigene Optik und ihr Image aufzuwerten. Auch wenn mit grünen Anleihen ein Beitrag geleistet werden kann, so bedeutet Nachhaltigkeit dennoch mehr. Letztendlich darf man schließlich auch nicht vergessen, dass herkömmliche Anleihen ohne grünen Stempel ebenfalls in ökologisch nachhaltige und soziale Projekte fließen, nur redet man da nicht eigens drüber. Warum man dafür ein Label wie Green Bonds benötigt, scheint daher offenbar eher eine Frage des Images zu sein als eine Frage von ehrlicher Nachhaltigkeit.

Unabhängig davon sind Green Bonds auf dem Vormarsch und trotz einer noch immer vorhandenen Intransparenz in manchen Bereichen ist zumindest ein klarer Trend und Wille von Anlegern zu erkennen. Es wäre wünschenswert, wenn auf freiwillige Erklärungen auch bindende gesetzliche Richtlinien folgen würden, wodurch das Vertrauen in Green Bonds gestärkt werden und ohne Zweifel mehr Geld in ökologisch nachhaltige und soziale Projekte fließen würde. Bis dahin sollte man sich für jene Green Bonds entscheiden, deren Anbieter sich freiwilliger Vereinbarungen und Transparenz verschrieben haben.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.