Gold aus Anlegersicht und seine spezielle Rolle auf dem Kapitalmarkt

Die meisten Menschen, die sich mit Geldanlage beschäftigen, haben auch schon mal über den Kauf von Gold nachgedacht. Dieser Artikel soll einen Überblick über das Medium Gold aus Anlegersicht geben und die wichtigsten Aspekte aufgreifen. Von Olaf Lieser*

Und zwar: die Charakteristik als Anlagemedium, wie es sich preislich in der Vergangenheit verhalten hat, die besten Anlagemöglichkeiten und mehr. Dabei geht es nicht darum, beispielsweise ein Goldmünzenexperte zu werden, sondern darum, „Gold-Laien“ einen ersten, fundierten Überblick über das Medium zu geben. Des Weiteren soll dieser Artikel keine Empfehlungen bezüglich spezieller Goldhäuser oder Goldminen-ETFs und erst recht nicht Einzelaktien oder Zertifikate geben, sondern die grundsätzliche Preismechanik von Gold und wie man es einsetzen kann, erläutern.

Kapitalanlage und Emotion

Gold ist sehr emotional besetzt. Diejenigen, die an den Untergang des gegenwärtigen Geldsystems glauben, setzen naturgemäß auf Gold. Denn in allen Kriegen und Krisen haben ihm die Menschen bis dato hohen Wert beigemessen. Dem kommt in Deutschland besondere Bedeutung zu – bedingt durch mehrere Währungsreformen und somit faktische Enteignungen der Mittelschicht im 20. Jahrhundert. Deutschland hat heute die zweithöchsten offiziellen Goldreserven der Welt und deutsche Privathaushalte verfügen zusätzlich noch einmal über einen doppelt so hohen Wert.

Noch ein Fun-Fact: Zur Zeit der alten Römer bekam der Herr aus gutem Hause eine standesgemäße Bekleidung für den Gegenwert von einer Goldmünze. Heute kostet eine Unze Gold circa 1.400 EUR. Dafür würde man beim Schneider sicher auch wieder einen ordentlichen Herrenanzug bekommen! Man könnte sagen: Wertstabilität über Tausende von Jahren – wenn auch unter starken Schwankungen.

Was für Anlagemöglichkeiten in Gold gibt es?

Ein Grund, der gegen Gold als Anlage spricht: Es wirft nicht nur keinerlei Zins und Dividende ab, sondern verursacht auch noch Kosten (Lagerung und Versicherung), weswegen es als Geldanlage abzulehnen sei. Das stimmt so natürlich nicht generell. Doch wie könnte rein praktisch eine Beimischung von Gold im Anlageportfolio aussehen? Die prominenteste Variante ist sicherlich das „physische“ Gold zum Anfassen. Daneben gibt es jedoch auch sehr viele Arten von Anlageformen für Wertpapierdepots wie etwa Exchanged Traded Fonds (ETFs), Zertifikate, börsengehandelte Optionskontrakte, CFDs, Optionsscheine.

Physisches Gold

Typischerweise werden Barren und gängige Goldmünzen, zum Beispiel Krügerrand oder Maple Leaf, als Geldanlage verwendet. Die gängigsten Münzen wie auch Goldbarren lassen sich prinzipiell jederzeit wieder zu Geld machen, sprich relativ problemlos verkaufen. Bei den unzähligen weiteren Goldmünz-Prägungen in geringerer Auflage kann das schwieriger sein. Hinzu kommt der Sammleraspekt, der bewirkt, dass der Zustand einer Goldmünze einen erheblichen Einfluss auf den Preis hat.

Neue, gängige Goldmünzen mit hohem Reinheitsgrad haben typischerweise gegenüber dem reinen Goldkurs einen um ein paar Prozent höheren Verkaufspreis. Die Preisgestaltung seltener Münzen folgt hingegen anderen Kriterien, ebenso Goldschmuck oder die gelegentliche industrielle Verwendung von Gold. Der Kauf von physischem Gold erfolgt am besten bei einem der großen Goldhäuser. Bis zu einem Gegenwert von 15.000 EUR ist dies anonym am Schalter möglich: Gold gegen Cash. Da die anschließende Aufbewahrung natürlich sicher sein muss, fallen dafür Kosten an: So etwa für ein Schließfach bei einer Bank oder einem Goldhaus, eventuell zuzüglich einer Versicherung.

Wertpapiere auf Gold

Diverse Wertpapiere auf Gold sind, wie andere Titel, je nach Depot auch ganz normal bei einer Depotbank erhältlich. Ein wichtiges Detail bei einem ETF: Ist dieser mit Gold physisch hinterlegt? Das bedeutet zusätzliche Sicherheit im Falle einer Krise des Fonds-Hauses. Eine interessante Alternative: Goldminenaktien oder auch ETFs auf solche Aktien. Goldminen verhalten sich oft wie ein gehebeltes Investment auf Gold, denn der Gewinn einer Goldmine reagiert sehr empfindlich auf den Goldpreis. Dies bedeutet, dass eine prozentuale Preisveränderung in Gold oft eine deutlich stärkere relative Kursbewegung bei Goldminen bewirkt.

Besteuerung von Gold

Wer physisches Gold mit hoher Reinheit und ohne speziellen Sammlerwert kauft, muss derzeit keine Mehrwertsteuer darauf zahlen. Wird es länger als ein Jahr gehalten, so sind Kursgewinne beim Wiederverkauf steuerfrei. Wertpapiere aller Art auf Gold hingegen, zum Beispiel ETFs, Zertifikate, CFDs, Futures, Optionen, unterliegen in Deutschland den Regeln der Abgeltungssteuer.

Besonderheiten: Konfiszierung von Gold

Ein – zugegeben unwahrscheinlicher – Fall soll hier nicht verschwiegen werden: Es besteht die theoretische Möglichkeit, dass die Regierung das komplette physische Gold einziehen lässt. Das gab es in den USA in den 1930er Jahren. In diesem Fall mussten Anleger ihr Gold zu einem von der Regierung festgelegten Verkaufspreis an staatliche Stellen übergeben – gar unter Strafandrohung bei Nichtbefolgung.

Verhalten am Markt

Wie positioniere ich mich als Anleger am Markt mit Gold? Auf den Kapitalmärkten ist die Rolle von Gold eine Mischung aus Währung und Rohstoff. Es lässt sich beobachten, dass Gold oft von negativem Realzins profitiert: Immer dann, wenn die Inflation den Zinssatz am Markt übersteigt, so dass Euro oder Dollar allmählich an Kaufkraft verlieren. Des Weiteren fließt in Krisenzeiten oft Kapital in Gold, was es als Absicherung interessant macht. Eine Prognose für den zeitlich besten Einstieg in Gold ist jedoch schwierig, aber auch nicht zentral wichtig. Investiert man langfristig (ab zehn Jahre), spielt das Timing nur eine kleinere Rolle. Denn in Boom-Phasen kann Gold zwischenzeitlich viel an Wert verlieren (Beispiel: 1990er Jahre).

Kursbewegungen

Gold ist oft, aber nicht immer, positiv mit dem Euro/US-Dollar-Kurs korreliert. Dabei bewegt es sich oft nicht wie der Aktienmarkt. Das macht es zu einer Bereicherung in den meisten Portfolios, denn es verkleinert das Gesamtrisiko. Dass das durchaus von Bedeutung ist, verdeutlicht die Tatsache, dass bereits ein Nobelpreis vergeben wurde für den Nachweis des Vorteils, nicht korrelierende Assets zu halten. In Zeiten sehr hoch stehender Aktienindizes weltweit kann es daher eine gute Idee sein, etwas Gold zu halten. Derzeit befinden wir uns allerdings auch in Gold auf Eurobasis auf Allzeithochs.

Wie viel lege ich nun an?

Viele Fachleute empfehlen eine Gold-Quote von etwa 10% des Vermögens. Im Falle physischen Goldes ist klar, dass ein Investment nur langfristig sein kann. Für kürzer angelegte Strategien sind sicherlich Positionen auf dem Wertpapierdepot das Richtige. Wer professionelle Stillhaltergeschäfte betreibt und trendfolgend auch mit Gold handelt, konnte erleben, dass zuletzt Mitte 2019 beispielsweise eine gute Gelegenheit war, vom steigenden Goldpreis zu profitieren.

Fazit

Gold hat im Anlageuniversum eine Sonderrolle. Interessierte, die vernünftige Kapitalanlage betreiben wollen, setzen nicht alles auf eine Karte. Das bedeutet einerseits, nicht alles auf Gold oder Edelmetalle zu setzen, gleichzeitig ist Gold als Beimischung aber als Bereicherung anzusehen. Die verschiedenen Möglichkeiten der Anlage – physisch oder in Wertpapieren – ermöglichen eine Anlage je nach Vorliebe des Anlegers.

*) Olaf Lieser ist Geschäftsführer bei Optionsuniversum

Fotos @Pixabay / ESG Edelmetall Service

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