Fellbach-Tower weiter im Hängepartie-Modus

Gewa-Tower soll weitergebaut werden

Das Krisenjahr 2016 brachte auch Bauträger GEWA inklusive Anleihe zu Fall. Sechs Jahre später hängt das Bauprojekt Fellbach-Tower weiter im Schwebezustand.

In der Hängepartie um den Bau des riesigen Wohnturms in Fellbach in der Nähe von Stuttgart wachse nach den erheblichen Turbulenzen beim Adler Immobilienkonzern die Verunsicherung in der Kommune, schreibt die FAZ in ihrer gestrigen Ausgabe unter Berufung auf mehrere mit dem ‚Schwabenland-Tower‘ beschäftigten Personen.

Die Kommune verlasse sich weiter auf die Zusage des angeschlagenen Projektentwicklers, der den Rohbau des 107 Meter hohen Wohnturms fertigstellen wolle, so die parteilose Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Montag. „Den Turm zu übernehmen und fertig bauen zu lassen, kann auch nicht Aufgabe der Stadt Fellbach sein“, zitiert die FAZ.

Das sei in diesen angespannten Zeiten und angesichts zahlreicher kommunaler Herausforderungen auch ‚sicher keine Pflichtaufgabe‘. Die Stadt könne nur im Gespräch bleiben. Die Adler Group sorgt seit Monaten aufgrund angeblich fragwürdiger Bilanzen für Schlagzeilen.

Hintergrund

Die Baugeschichte des sogenannten Schwabenlandtowers sei ohnehin schon überaus pannenreich: Seit sechs Jahren steht der auch SLT 107 genannte Turm in Fellbach im Rohbau. Kurz nach dem Richtfest im September 2016 hatte der ursprüngliche Bauherr Insolvenz anmelden müssen.

Zwei Jahre später übernahm die frühere CG-Gruppe das Vorhaben und verordnete dem Bau ein neues Konzept. Nach Jahren des Stillstands begann der inzwischen übernommene Projektentwickler unter dem Namen Consus Real Estate damit, die geplanten 64 Luxusappartements in kleinere, preiswertere Mietwohnungen umzuwandeln.

Consus Real Estate, im Besitz der Adler Group, hatte zuletzt wiederholt auch in Gesprächen mit der Stadtspitze zugesagt, die Arbeiten am 120 Mio. EUR teuren Projekt würden fertiggestellt. Doch trotz aller Zusagen fürchten Kritiker wegen der inzwischen in die Schlagzeilen gekommene Adler Group weiter, der Turm könne bald nicht das höchste Wohngebäude Baden-Württembergs sein, sondern lediglich ein geschützter Hort für ein nistendes Falkenpaar und somit ‚das teuerste Vogelhäuschen Deutschlands‘.

Der Stadt seien die Hände gebunden, sie baue auf diese Zusagen, so Zull. „Wir werden es nicht selber machen und wir werden auch keinen anderen finden, der es macht“, erläutert OB Zull. Bereits nach der Insolvenz des ersten Bauherrn habe es keine weiteren Interessenten gegeben und es sei derzeit sogar deutlich schwerer, ein solches Projekt zu finanzieren. „Es wäre schöner sagen zu können, wir wechseln jetzt einfach die Spur“, so Zull. „Aber die Spur zu wechseln, da sehe ich keine Möglichkeit. Und ich wüsste auch nicht, auf welcher Spur wir fahren könnten.“

© GEWA 5 to 1 GmbH & Co. KG damals in der Visualisierung – so sieht er aktuell nicht aus!

Nach Angaben von Baubürgermeisterin Beatrice Soltys liefen die aufwendigen Anpassungsmaßnahmen im Gebäudeinneren seit Monaten. Es könne aber aus statischen Gründen immer nur in zwei Stockwerken gleichzeitig gearbeitet werden.

Der Gemeinderat hatte schon 2007 nach jahrelangem Streit mit Gegnern des Vorhabens seine generelle Zustimmung für den Bau des 107 Meter hohen Gebäudes gegeben. Doch die Finanzkrise und ein anderes Projekt des privaten Investors, der den markanten gläsernen Wohnturm samt angrenzendem Hotel bauen wollte, durchkreuzten die Baupläne. Es folgte eine jahrelange Hängepartie. Die Bürgerinitiative ‚Fellbach ist nicht Manhattan‘ scheiterte u.a. vor Gericht mit einem Antrag auf ein Bürgerbegehren.

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