Eilmeldung: Strenesse erzielt Gläubigerzustimmung – Mission accomplished?

Nach positivem Votum vorerst aus dem Schneider
© PantherMedia/Frank Täubel

Die Strenesse AG erzielt den Befreiungsschlag auf der Gläubigerversammlung und springt der drohenden Zahlungsunfähigkeit damit noch einmal von der Schippe – zumindest vorerst! Nun liegt es an Strenesse, das entgegengebrachte Vertrauen der Gläubiger nicht zu enttäuschen und das Mode-Label finanztechnisch wieder fit zu machen.

Wie die traditionsreiche Modefirma am Abend mitteilte, habe die Mehrheit der Bondinhaber auf der heutigen Gläubigerversammlung dem Konzept und dem Antrag auf Verlängerung der Laufzeit der 12-Mio.-EUR-Unternehmensanleihe bis März 2017 zugestimmt. Die gesamte Versammlung dauerte etwa neun Stunden. „Damit ist für das Unternehmen ein wichtiger Baustein der Finanzierung gesichert“, zeigte sich Strenesse-CEO Luca Strehle erleichtert.

Wie bereits heute Mittag berichtet, waren von den 12 Mio. EUR Anleihekapital mit etwa 6,38 Mio. EUR über 53% des ausstehenden Volumens bei der Gläubigerversammlung vertreten. Damit war die gesetzliche Mindestpräsenzquote von 50% übertroffen. Vom anwesenden Kapital stimmten nach zähen Verhandlungen, wie es hieß, etwa 96% den Refinanzierungsvorschlägen des Vorstands (einschl. dem dreijährigen Zahlungsaufschub) zu. Zuvor hatten sich die Gläubiger umfassend über das Sanierungskonzept des angeschlagenen Modeherstellers informieren lassen. Strenesse hat damit bis März 2017 Zeit, die 12 Mio. EUR an Anleihegeldern den Gläubigern zurückzuzahlen. Der jährliche 9%-Kupon soll übrigens weiterhin bedient werden. Zudem wurde Frank Günther von One Square Advisors zum gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger bestellt.

„Dieses Commitment der Anleihegläubiger ist ein Vertrauensbeweis in die Zukunft des Mode-Unternehmens Strenesse. Kunden und vor allem die Mitarbeiter hätten nun eine ganz klare Perspektive und wir setzen jetzt alles daran, die Strahlkraft der Marke weiter zu stärken und wieder auf Wachstum umzuschalten“, so Strehle. Kurz- und mittelfristig würden noch einmal 2 bis 4 Mio. EUR an frischen Geldern benötigt, dies werde Strenesse aber schaffen. Langfristig suche der Modeanbieter einen Partner: „Es gibt Kontakte“, ergänzt Strehle zu Gesprächen mit Investoren.

Die Abstimmungsergebnisse sind ein Paukenschlag mit Signalwirkung für die angeschlagene Strenesse AG. Dass die notwendigen Beschlüsse zur Anleihenverlängerung bereits in der ersten Veranstaltung zustande kommen (würden), war so dann doch nicht erwartet worden. Zumal es bis zuletzt reichlich Rede- und Diskussionsbedarf zwischen Gläubigern und Unternehmensführung gegeben haben dürfte. Denn angesichts durchgesickerter schlechter Geschäftszahlen, zumindest aus Anleihegläubigersicht fragwürdiger Refinanzierungszusagen durch die Strenesse-Geschäftsführung und inzwischen sogar eingeleiteter BaFin-Ermittlungen wegen des abschmierenden Anleihekurses im Vorfeld gescheiterter Refinanzierungsverhandlungen zeigten sich die Gläubiger u.a. in ihren Gegenanträgen zur heutigen Versammlung mehr als verärgert.

Trotz der damit erkauften Zeit zur Unternehmensrestrukturierung zeigt sich der Markt skeptisch: Das im Frankfurter Open Market börsengehandelte 9%-Wertpapier büßte bis heute Abend mehr als 11% auf nur noch 54% ein. Zum aktuellen Kurs und Chartverlauf geht’s hier.

Lesen Sie die jüngsten Beiträge zu Strenesse im Rückblick.

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