Deutsche Bildung AG: „Eine Erhöhung des Anleihevolumens ist klar das Mittel der Wahl“

Deutsche Bildung Studienfonds II GmbH & Co. KG: Ad Hoc-Mitteilung: Erste Tranche der dritten Anleihe der Deutsche Bildung erfolgreich ausplatziert

Gute Bildung braucht das Land! Die Deutsche Bildung AG widmet sich ganz diesem Thema durch die Vergabe von Studienförderungen – dazu hat sie auch wiederholt Unternehmensanleihen begeben. Eine der Anleihen soll aufgrund der anziehenden Nachfrage an Studienkrediten jetzt aufgestockt werden – BondGuide sprach mit dem Emittenten zu den aktuellen Fragen.

BondGuide: Frau Hofmann, Herr Dr. Spickschen, Herr Schölzel, vielleicht kurz zur Auffrischung zu unserem Gespräch seinerzeit, wohl 2016: Wie funktioniert das Geschäftsmodell der Deutschen Bildung?
Spickschen
: Unser Studienfonds finanziert ausgewählte Studierende in ganz verschiedenen Fächern – auch unabhängig vom Studienfortschritt oder In- bzw. Ausland. Die Studierten zahlen ihre Förderung später aus ihrem Einkommen zurück.

Hofmann: Die Studierenden erhalten von uns darüber hinaus auch eine inhaltliche Begleitung – das nennen wir Academy. Diese Veranstaltungen zur Vermittlung wichtiger Kernkompetenzen wie z.B. Projektmanagement oder Rhetorik können vor Ort, digital oder hybrid sein – also quasi ein Coaching parallel zum Studium. Und natürlich nicht zu vergessen Bewerbungsberatung bzw. -training.

BondGuide: Sie haben es gerade angeschnitten: Nicht jeder beliebige Studierende kann gefördert werden – wonach richtet Sie Ihre Auswahl?
Hofmann: Das ist richtig: Wir müssen schon eine Auswahl treffen. Natürlich schauen wir uns einige harte Kriterien wie Bonitäten an, oder allgemeiner: die Zahlungsmoral. Wenn jemand mit seiner Handy-Rechnung im Verzug ist, ist das kein Ausschlusskriterium; falls aber jemand die vergangenen Jahre auf Shopping-Tour war und permanent Rechnungen nicht begleicht, dann schon. Aber auch z.B. die Qualität der Hochschule ist ein Kriterium – diese müssen staatlich anerkannt sein. Dies gilt auch für Studiengänge im Ausland.
Spickschen: Generell müssen wir einen gewissen Roten Faden im ausgewählten Studienfach erkennen. Passt der Studiengang zu den Abschlussnoten? Passt das angestrebte Master-Studium zum Bachelor-Abschluss?
Hofmann: Richtig – aber auch nicht im Sinne von Cherry Picking: Wir möchten ausdrücklich keine Elitenförderung betreiben. Aber gewisse Ausschlusskriterien müssen einfach sein. Wenn man in einer ländlichen Gegend wohnt, aber an einer fernen renommierten Hochschule studieren möchte, kann das Finanzielle eine entscheidende Rolle spielen. Studierenden möchten wir helfen, dass dies nicht so ist! Natürlich ist auch relevant, ob ein Studierender parallel jobben muss oder die Zeit für studienvorgeschriebene Praktika nutzen kann. Es geht also zugleich um die Frage: Wie kann ich studieren?

BondGuide: Hat Corona – immerhin wird die Pandemie bald zwei Jahre alt – Einfluss auf Ausfallraten und dergleichen. Oder offener formuliert: Welchen Einfluss hat Covid-19?
Hofmann: Corona hat für Studierende ziemliche Einschnitte mit sich gebracht: Die Mensen waren geschlossen, Hörsäle, Leihbüchereien und vieles mehr. Da stellte sich u.a. die Frage: Muss ich mir das Fachbuch jetzt teuer anschaffen, wenn ich es mir nicht mehr ausleihen kann? Das kann richtig ins Geld gehen. Es wurde überall versucht, an den Lebenshaltungskosten zu sparen. Viele Studierende sind deshalb zurück zu ihren Eltern gezogen oder gar nicht erst zum Studienbeginn ausgezogen. Sie müssen sich Folgendes vor Augen führen: Wer aktuell im dritten Semester ist, hat jetzt überhaupt zum ersten Mal Präsenzvorlesungen. Die meisten sind froh, dass nun wieder so etwas wie Normalität zurückkehrt. Jedoch steigen derzeit die Mieten allerorts massiv an.
Spickschen: Vor Corona hatten wir ungefähr 40 bis 50% unserer vergebenen Finanzierungen an Studierende, die im Ausland ein Studium absolvierten. Im vergangenen Jahr waren es nur noch rund 20%, was vor allem am Lockdown lag und den vielen geschlossenen Grenzen. Gleichzeitig hatten Studierende wie wohl viele andere Menschen Ausfälle in ihren Einnahmen, da typische Nebenjobs wie etwa im Gastrogewerbe so einfach nicht mehr möglich waren während der Lockdowns.


Hofmann: Wir haben mit einigen Studierenden deshalb Kulanzregelungen vereinbart, wenn sie nach ihrem Studium gleich von Kurzarbeit oder dergleichen betroffen waren. Es war aber absehbar, dass dies nur vorübergehend sein würde. Auf der anderen Seite waren wir positiv überrascht, dass die Effekte doch geringer waren, als wir geschätzt hatten.
Schölzel: Ein weiterer, positiver Effekt, den wir in letzter Zeit beobachtet haben, sind leicht steigende Gehälter und dementsprechend höhere Rückzahlungen an uns.

BondGuide: Mit einer Aufstockung der Anleihe der Deutsche Bildung AG verbinde ich eine Ausweitung der Finanzierungen für Studierende: Ist die Nachfrage aktuell denn erhöht? – sei es, dass entweder mehr junge Leute studieren möchten oder dass sie finanzielle Unterstützung benötigen.
Hofmann: Es gibt derzeit ganz klar Nachholbedarf – sowohl im Inland als auch im Ausland. Zudem haben wir gerade im August unseren Bewerbungsprozess komplett auf digital umgestellt, was dazu führt, dass wir mehr Anfragen erhalten. Im September waren wir 12% über Plan, im Oktober sogar 20%. Das ist meiner Einschätzung nach auch ein ganz klarer Nebeneffekt unserer Digitalisierungsstrategie. Und, richtig: Aufgrund dieser Entwicklung sowie auch der zusätzlichen Projekte, die bei uns anlaufen, ist unsere Absicht, das Volumen der einen ausstehenden Anleihe aufzustocken.
Spickschen: So läuft mit dem nächsten Jahreswechsel das Skills & Education Programm des European Investment Fonds an. Dieses basiert auf einer Garantie, EU-Bildungsausländer zu finanzieren. Wir gestalten aktuell auch unsere Verträge mit den Studierenden leichter verständlich und optimieren Laufzeiten und Modalitäten. Das alles zusammengenommen sollte in nächster Zeit für einen Schub in der Vergabeentwicklung sorgen – daher der Bedarf auf der Finanzierungsseite. Wir sprechen hierbei allerdings lediglich von einer Aufstockung von derzeit 5 auf dann 8 Mio. EUR. Wenn sich die Vergabeentwicklung so fortsetzt, wie sie sich in den letzten Monaten abzeichnete, dann brauchen wir einen gewissen Puffer. Sonst hätten wir das Thema Anfang 2022 und wären ggf. spät dran, um unsere Expansionspläne adäquat abzudecken.


Schölzel: Also zunächst einmal stocken wir die 2027 fällige Anleihe auf. Eine neue Anleihe im Volumen von bis zu 5 Mio. EUR hätte einfach zu hohe Fixkosten mit sich gebracht und wäre zu illiquide gewesen. Zudem wäre der ansprechbare Investorenkreis eingeschränkt. Eine Erhöhung des Volumens ist daher klar das Mittel der Wahl.

BondGuide: Wie sieht es mit der Refinanzierung der Anleihen der Deutsche Bildung AG aus, also die Jahre 2023, 2026 und 2027. Allesamt sind ja zehnjährige Langläufer. Wie planen Sie die?
Schölzel: Unsere Prognosen bescheinigen uns, dass wir sozusagen safe sind für mindestens mal Fälligkeit der ältesten Anleihe im Jahre 2023. Sie müssen ja den generischen Cashflow aus den Rückzahlungen der Studierenden beachten – in diesem Jahr allein rund 7 Mio. EUR. Nächstes Jahr dürften wir an der Marke von 10 Mio. EUR kratzen, was dem Volumen der 2023 fälligen Anleihe entspricht. Am wahrscheinlichsten ist derzeit eine Mischkalkulation aus diesen Cashflows und – möglicherweise – einem neuen Kapitalmarktprodukt. Das muss nicht zwangsläufig eine neue Anleihe sein, wir schauen uns auch Eigenkapitalmöglichkeiten oder hybride Produkte an. Wenn Sie bedenken, dass auch die Gehälter in der Wirtschaft steigen, haben wir höhere Rückzahlungen, die bei den Zins- und Tilgungszahlungen natürlich helfen.

Andreas Schölzel

Anja Hofmann

Spickschen: Generell müssen wir unseren Kapitalbedarf richtig adressieren, speziell, wenn wir unsere neuen Projekte angestoßen haben. Das will also alles sehr gut überlegt sein. Natürlich achten wir parallel auf unsere Eigenkapitalquote – insofern, wie der Kollege gerade ausführte, könnte auch ich mir gut eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital vorstellen.

Dr. Erik Spickschen

BondGuide: Frau Hofmann, Herr Dr. Spickschen, Herr Schölzel – ganz herzlichen Dank an Sie alle drei, dass Sie uns ein derart umfangreiches Update gegeben haben!

Interview: Falko Bozicevic

Fotos/Grafiken: @ Deutsche Bildung AG