Corona kehrt verschiedene Mentalitäten hervor

Einig… über die Uneinigkeit

In Italien sind erstmalig alle politischen Lager einig, dass die ablehnende Antwort von Merkel an die Notwendigkeit der Corona-Eurobonds unakzeptabel sei und dass die deutsche Haltung unbenannte „Konsequenten haben wird“. Selbst der stets besonnene italienische Staatspräsident hat nach dem schweren Vorfall der Merkel-Ablehnung an die Nation gesprochen. Viele beliebte italienische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens jeder politischen Farbe posten in Social Media wie nie zuvor ihren Unmut über eine solch törichte Haltung.

Ohne Kompromiss in der Sache wird Italien die EU für tot erklären. In Italien wird seitdem täglich an das Schuldenabkommen von 1953 erinnert, als Italien – selbst überschuldet und am Rande des Ruins – unter den größten Gläubigern der deutschen Kriegsschulden war. Ohne die entgegenkommende Bereitschaft Italiens und Überzeugungsarbeit bei anderen Gläubigern, die Hälfte der Schulden zu erlassen, wäre die Geschichte Deutschlands in den 50er und 60er eine andere gewesen.

Das gab’s schon einmal

Bundeskanzler Adenauer fehlten damals die finanziellen Mittel, die Wirtschaft in Gang zu bringen und den Wiederaufbau des zerstörten Deutschland zu schaffen: Deutschland stand vor dem Bankrott. Der überzeugte Europäer Bundeskanzler Kohl ist nicht nur in Deutschland als der „Kanzler der Einheit“ in die Geschichtsbücher gegangen. Wie wird Angela Merkel in Erinnerung bleiben? Wird sie die Kanzlerin der zerfallenen unsolidarischen EU werden? Wir brauchen eine faire solidarische Europäische Union, aber während der Corona-Krise werden viel zu viele Fehler gemacht, die Deutschland bei fast allen EU-Partnern in keinem guten Licht dastehen lassen. Kompromisse sind nötig. Wenn Italien durch die Fehler dieser Tage pleite geht und die EU verlassen wird, werden keine deutschen Autos und keine holländischen Tulpen gekauft, weil kein Geld dafür da sein wird.

Zu den ‚Corona Bonds‘ als möglichem finanziellem EU-Werkzeug, um die Corona-Schäden in Europa zu finanzieren und zu dem eigensinnigen Verständnis von Solidarität, möchte ich abschließend an die alte Geschichte des Kolibris und Löwen erinnern, mit der Hoffnung, dass Vernunft über Egoismus siegen wird und dass Vorurteile nicht die Realität verzerren:

Autor Nicola Facciorusso

„Eines Tages brach im Wald ein Feuer aus. Ein Löwe und viele andere Tiere suchten Zuflucht in den Gewässern eines Flusses. Während der Löwe die anderen Tiere laut anbrüllte, über was am besten dagegen zu tun sei um so schnell wie möglich in den Wald zurückzukehren, tauchte ein Kolibri in das Wasser des Flusses ein und nachdem er einen Wassertropfen im Schnabel hatte, ließ er ihn über den Wald ins Feuer fallen. Der Kolibri tauchte in das Wasser des Flusses weiter und weiter, um jedes Mal einen kleinen Tropfen Wasser auf die Flammen des Waldes fallen zu lassen. Dies blieb dem Löwen nicht unbemerkt, der ihn fragte: ‚Was machst du da für einen Blödsinn?‘. Der Kolibri antwortete: ‚Ich versuche das Feuer zu löschen!‘. Der Löwe aber lachte: ‚Willst DU die Flammen so löschen?‘ Ungeachtet der Kritik antwortete der Kolibri: „Ich mache nur meinen Teil!‘. Er warf sich wieder in den Fluss, um einen weiteren Wassertropfen zu sammeln und fuhr fort, ihn auf die Flammen fallen zu lassen, während der Löwe weiter im Fluss stehen blieb“.

Fazit

Es lebe Europa, eine faire solidarische europäische Gemeinschaft ohne Verurteile – die haben für Generationen schon genüg Schaden angerichtet. Bleibt gesund, und bleibt zuhause.

*) Nicola Facciorusso ist Start-up Mentor und wohnt/arbeitet in München.