Corona kehrt verschiedene Mentalitäten hervor

Die Solidarität bestimmt die Anzahl der Corona-Toten. Covid19 ist in Deutschland auf dem Vormarsch, Italien ist inzwischen guter Hoffnung. Teil 2 – die Fortsetzung / aktuell Lage in KW 14. Von Nicola Facciorusso*

Teil 1 erschien in KW 13.

Italien ist nicht mehr dasselbe Land, das es war, aber trotz unfassbarer tragischer Fehler, gravierender Fehleinschätzung und verspäteten Maßnahmen von verantwortlichen Menschen, Institutionen und der italienischen Regierung selbst bis zum 7. März, zeigt sich das Land wie ein Wunder überwiegend solidarisch und sehr diszipliniert.

Italien steht still, Italiener bleiben zuhause, nicht weil sie faul sind und eine simple Grippe wie eine tödliche Krankheit übertrieben als ‚Excuse‘ sehen um nichts zu tun, so wie ein britischer Arzt und TV Kommentator in London vorletzte Woche lächelnd öffentlich gesagt hat, sondern weil sie diese Krankheit ernst nehmen, mehr als in Deutschland heute noch der Fall ist.

Die Anzahl der Corona-Fälle und die notwendigen Maßnahmen um die Virus-Ausbreitung zu bekämpfen, waren in der ersten März-Woche in Deutschland bereits absehbar und stellen heute keine unerwartete Überraschung dar. Bis zum Monatsende März hat Italien knapp 106.000 Infizierte und mittlerweile über 12.000 Tote zu beklagen. Die Zunahme der Verbreitung aber ist in Italien täglich bzw. insbesondere wöchentlich eindeutig abnehmend, so dass stark anzunehmen ist, dass das Volumen der Fälle in Italien bis zum Sommer weiter zu schrecklichen Zahlen wachsen wird, aber dank der „richtigen“ totalen Ausgangssperre die Zunahme effektiv und deutlich an Fahrt weiter verlieren wird.

Wer glaubt aber, dass im Juli-August alles wie beim Alten sein wird, wird sehr enttäuscht werden. Die Daten sind ja öffentlich, jeder kann selbst daraus ein Best/Worse-Case- Szenario für Sommer in einer Tabelle kalkulieren und feststellen, dass der Weg zur Normalität noch lange Zeit brauchen wird.

Deutschland holt auf

Und in Deutschland? Die Verbreitung in Deutschland nimmt weiter rasant zu, auch weil die aktuelle Ausgangssperre zu schwammig ist und viel zu viele Leute noch unterwegs sind. Die deutschen Zahlen folgen den italienischen Zahlen mit circa einer Woche Verspätung, was Infizierte angeht bzw. mit ca. drei Wochen, was Todesfälle betrifft. Demzufolge ist es anzunehmen, dass die 1.000er Marke bei Toten und die 100.000er Marke der Covid19-Fälle in Deutschland bis zum Wochenende erreicht werden wird, Tendenz für April und Mai steigend.

In den Social Media und gar in der etablierten Presse gibt es viele Theorien und Spekulationen über die extreme Diskrepanz zwischen den Covid19-Fällen und -Toten in Deutschland und Italien (u.a. 389 gegen 11.591 Tote bzw. eine deutsche Sterberate von nur 0,74% gegen die italienische 11,4%). Der von Medien am meisten gezogene Grund sei, dass alle Corona19-Tote mit Vorerkrankung in Deutschland statistisch als Vorerkrankung und nicht als Covid19 erfasst worden sind.

Darüber hinaus wird oft die Frage gestellt „wie viele unentdeckte Covid19-Erkrankungen gibt es hierzulande?“. Insgesamt hat man doch den Eindruck, dass ein Vergleich Deutschland zu anderen EU-Ländern nicht möglich ist und dass der Kampf gegen die schnelle Ausbreitung des Virus in Deutschland noch nicht optimal läuft. Die Bundesregierung hat mit zwei Wochen Verspätungen durch eine leichte Ausgangssperre endlich gehandelt, was am 31. März von vielen Bürgern leider immer noch unterschätzt und von manchem Besserwisser medial kritisiert wird („Freiheitsberaubung!“, „staatliche Panikmacherei!“).

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