Bundesregierung will noch dieses Jahr Blockchain-Wertpapiere einführen

Nun hat das Bundeskabinett das von der Bundesregierung entworfene Konzept der Blockchain-Strategie verabschiedet. Mit diesem Konzept will sich Deutschland auf die „digitale Überholspur“ bewegen und unter anderem einen Bundes-Coin sowie auch Blockchain-Wertpapiere einführen. Von Robert Steininger*

Gelingt der Blockchain-Technologie nun auch in Deutschland der Durchbruch?

Die deutsche Blockchain-Strategie, die im Koalitionsvertrag zwischen der CDU/CSU sowie SPD zu finden ist, konnte nun endlich von Seiten des Bundeskabinetts verabschiedet werden. Die Blockchain-Strategie sieht unter anderem zahlreiche neue Gesetze vor, damit der Datenbank-Technologie auch in Deutschland der Durchbruch gelingen kann. Schlussendlich verfüge Deutschland über „ein dynamisches Ökosystem von Entwicklern sowie Anbietern Blockchain-basierter Dienstleistungen“.

Das heißt, damit „verfügt man über eine aussichtsreiche Grundlage für die Entwicklung einer Token-Ökonomie“. Zudem finden sich in dem Papier auch Hinweise zur „Klärung und Erschließung des Potentials“. Des Weiteren geht es auch um die „Verhinderung von Missbrauchsmöglichkeiten“.

Das Papier, das 42 Seiten stark ist, enthält auch diverse neue Gesetzesankündigungen. Das Ziel der neuen Gesetze? Man will der Blockchain-Technologie im Finanzsektor sowie auch in der Verwaltung zum endgültigen Durchbruch verhelfen. Noch immer sind die Deutschen kritisch, wenn es um diese neue Technologie geht, weil man vorwiegend an Kryptowährungen denkt. Jedoch bietet die Blockchain wesentlich mehr Möglichkeiten.

Das neue Feindbild: Libra

Auch wenn sich die Bundesregierung für die Blockchain-Technologie ausgesprochen hat, so bleibt man hart, wenn es gegen Libra, die Facebook-Währung, geht. Denn die für das nächste Jahr geplante digitale Währung, hinter der sich der Zuckerberg-Konzern befindet, stößt auch bei den deutschen Politikern auf Ablehnung. Die Franzosen haben sich ebenfalls schon gegen Libra ausgesprochen.

Libra, so der Plan von Seiten Facebooks, soll durch Staatsanleihen wie auch harte Währungen abgesichert sein – das heißt, man will einen „Stable Coin“ schaffen. Auch wenn die Bundesregierung nicht direkt Libra angreift, so heißt es im Papier, dass man „sich auf europäischer und internationaler Ebene dafür einsetzen“ will, „dass die Stable Coins keine Alternative zu den staatlichen Währungen werden“. Man wolle auch „den bereits bestehenden Dialog mit der Deutschen Bundesbank zu digitalem Zentralbankgeld ausbauen, um den aktuellen Stand der Entwicklungen auszuloten“.

Schon im Juni hat Facebook sein Konzept für Libra präsentiert. Die Facebook-Währung basiert auf der Blockchain-Technologie, ist aber (angeblich) weniger anfällig für Kursschwankungen. Zudem soll das Digitalgeld zu Beginn nur für Überweisungen zwischen den verschiedenen Währungen zum Einsatz kommen, wobei aber letztendlich doch der Plan verfolgt wird, Libra zu einem Zahlungsmittel werden zu lassen, das man in allen und für alle Situationen anwenden kann.

Die Ankündigung, dass Facebook im Jahr 2020 eine eigene Kryptowährung auf den Markt bringen wolle, hat den Bitcoin-Kurs in die Höhe schießen lassen. Lag der Bitcoin noch zu Beginn des Jahres bei 3.000 USD, so kratzte man Ende Juni an der 14.000 USD-Grenze. Aktuell, Stand Ende September, liegt der Bitcoin bei 10.000 USD.

Auch wenn man vom Allzeithoch (19.665 USD), das Ende 2017 aufgestellt wurde, noch weit entfernt ist, so gibt es doch Prognosen, die den Bitcoin – und das noch in diesem Jahr – bei über 20.000 USD sehen.

Zu beachten ist jedoch, dass es sich dabei um Prognosen handelt. Wer sein Geld in den Kryptomarkt investiert, der muss besonders vorsichtig sein, da es jederzeit zu einer Trendumkehr kommen kann.

Nun kommen wohl auch die elektronischen Wertpapiere

Befasst man sich mit dem Papier der Bundesregierung, das von der Blockchain-Strategie handelt, so wird man indes auf einige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten stoßen. Vor allem geht es hier um den Finanzbereich. So steht in dem Papier geschrieben, dass die Bundesregierung das deutsche Recht für die elektronischen Wertpapiere öffnen möchte. Das Urkundenerfordernis, das aktuell noch zwingend vorgeschrieben wird, soll dann nicht mehr „uneingeschränkt gelten“.

Deutschland könnte auch dann eine international führende Rolle übernehmen, sofern die Blockchain auch im Bereich der digitalen Identität eingesetzt wird. Denn so könnte der Verbraucher, das sehe zumindest der aktuelle Plan so vor, auch mit dem elektronischen Personalausweis arbeiten – das heißt, diesen als zweiten Faktor neben dem Fingerabdruck oder Passwort verwenden, wenn es um den Log-in-Prozess geht.

Fotos: pixabay

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.