Blutschlieren bei Mittelstandsanleihen: Wie geht es heute bei German Pellets, Scholz, Ekosem oder KTG weiter?

Eine berechtigte Frage, zumal noch vor Börsenbeginn gestellt, da am gestrigen Mittwoch auch bislang unbeteiligte Dritte wie die KTG-Familie, Metalcorp oder Homann kräftig Federn lassen mussten. Hier eine Prognose.

Was war?
Zuerst einmal erinnern wir uns, dass sowohl Schrottrecycler Scholz (Anleihe über 183 Mio. EUR) als auch Ekosem-Agrar (Aufruf zur Prolongation der beiden Unternehmensanleihen – hier geht es zum Interview mit CFO Wolfgang Bläsi) mit ihren Vorhaben ein zunächst nur verhaltenes Beben am Markt für KMU-Anleihen auslösten.

Ekosem galt bis vor Kurzem als noch vergleichsweise verhaltensunauffällig und bei Scholz hatten viele Investoren, m.E. vor allem institutionelle, stark darauf gewettet, dass die 2017 fällige 8,5%-Anleihe von einer möglichen Sanierung – da begeben nach österreichischem Recht – ausgeschlossen bliebe.

Scholz setzt auf Schrott - auch einige Anleihen könnten dem Häcksler zum Opfer fallen...

Scholz gräbt sich selbst ein wenig ein

Das hörte sich in der letzten Pressemitteilung von Scholz jedoch nicht mehr ganz so glasklar an und der Kurs von 20% nominal nimmt höchstwahrscheinlich vorweg, was eh schon Realität gewordene Theorie sein sollte.

Aus dem Nichts kam dann German Pellets unter die Räder, und zwar gleich mit allen vier begebenen Wertpapieren (3 Unternehmensanleihen, 1 Genussschein).

Was ist?
Man kann behaupten, anschließend zündete die Kettenreaktion. Wenn ich persönlich auf 5 Jahre KMU-Anleihen zurückblicke, dann erinnere ich mich an mindestens eine solche Kettenreaktion pro Jahr, im Schnitt. Alle rufen turnusmäßig ‚Das Ende‘ aus – trotzdem sind wir noch da. Von daher muss ich ungefähr einmal pro Jahr Texte schreiben, die ich genauso gut aus dem Ordner 2012 hätte nehmen und kopieren können – nur die Unternehmensnamen müssen ausgetauscht werden.

German Pellets will mit zweiter Anleihe bis zu 50 Mio. EUR einfahren. Quelle: German Pellets

Was wird sein?
Auch hier: Wenn ich zurückblicke – aktuell muss ich häufiger als mir lieb ist zurückblicken –, waren diese Situationen fast immer die besten Kaufgelegenheiten, sofern man nüchternen Kopf bewahrte, was zugegebenermaßen nicht sonderlich leicht ist, und auch mein Kopf brummt aktuell. Was nicht heißt, dass jeder einzelne Kursverfall unbegründet sein muss.

Entrümpeln Sie Ihr Depot und besetzen Sie es um mit Unternehmensanleihen, die nach menschlichem Ermessen frei eines Zweifels sind – und die in den vergangenen Tagen trotzdem Punkte eingebüßt haben. Bei rund 200 KMU- und Prime Standard-Anleihen ist das Auswahl-Universum doch wohl noch groß genug für praktisch jeden Investor, der nicht gerade einen Millionen-Fonds managet. Und natürlich gibt es darüber hinaus auch noch weitere Auswahl wie z.B. unsere österreichischen Nachbarn Wienerberger oder KTM.

Dass man mit der einen oder anderen KMU-Anleihe gerade Verluste macht, darf nicht den Blick darüber eintrüben, dass man jahrelang Gewinne machte, wie z.B. (aber hoffentlich auch Leser) BondGuide im Musterdepot. Die besten Käufe waren, wie oben erwähnt, diejenigen in Krisenzeiten. Hier holt man sich den Puffer, falls man doch mal falsch liegt – was ja vorkommen soll. Im neuen BondGuide 02-2016 (Fr, 22. Jan. 2016) werden Leser daher nicht weniger als eine Umsetzung des Gesagten im Musterdepot erwarten dürfen.

Und natürlich kämpfen wir weiter. Egal was in Dünkirchen passiert.

Falko Bozicevic

Kurse- und Chartverlauf genannter KMU-Anleihen finden Sie hier. Zum BondGuide Musterdepot geht’s hier.

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