Aktuell sind immerhin mehrere Emittenten mit Anleihevorhaben im Markt unterwegs, teilweise schon offiziell, teilweise noch nicht. Man sollte es kaum glauben. Ja, spinnen die denn?!
Nicht unbedingt. Dazu muss man wissen, dass praktisch nur uns, also einer relativ eingegrenzten Ausschnittsöffentlichkeit, die schweren und teils betrügerischen Havarien von v.a. German Pellets, KTG Agrar und wie sie alle hießen, gewärtig sind. Der gewöhnliche Mittelständler, der sich aktuell für eine Finanzierungsalternative interessiert, ist vom Kapitalmarkt völlig unbeleckt.
Vielleicht ist gar nicht so nachteilig, wenn man die schmerzliche Historie speziell des aktuellen Jahres nicht vollständig kennt: So geht ein finanzierungssuchender Mittelständler unvorbelastet an die Abwägung seiner Alternativen, ohne gleich die gefürchtete Sippenhaft des bösen Marktsegments „Mittelstandsanleihe“ in vorauseilendem Gehorsam zu antizipieren.
Diesen Eindruck jedenfalls konnte man vom gestrigen Fachevent in Leipzig „Alternativen zur Bankenfinanzierung für den Mittelstand“ mitnehmen, ausgerichtet von Luther Rechtsanwälte und Deutscher Börse. Und das in Leipzig. Immerhin eine nicht ganz unattraktive Metropolregion, wie wir ebenfalls gelernt haben, absolut vergleichbar mit Hamburg und München. Nur Berlin ist größer.
Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass einige Vertreter mit schon deutlich konturierten Anleihevorstellungen zugegen – und wissbegierig – waren. Auf Teil II der Eventserie am 10. November in Berlin dürften es eher noch mehr sein.
Was sonst noch? Mit Golfino II läuft aktuell noch eine Umtausch-/Zweitanleihe, ein weiterer Emittent wird in Kürze folgen, ebenso wie ein Neuemittent; weitere kleinere Platzierungsangebote wie Halloren Schokoladenfabrik laufen als Eigenemissionsvorhaben. Vielleicht sollte man auch die brisanten Anleihegläubiger-Versammlungen von René Lezard, Laurèl und Gebr. Sanders nennen.
Kurzum: fantastische Nachrichtenlage für ein Bond-Portal!
Falko Bozicevic