Anleihen heute im Fokus: Seidensticker, Schneekoppe, Helma Eigenheimbau

Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG: Seidensticker-Gruppe sichert Refinanzierung der Unternehmensanleihe und strukturiert Konzernfinanzierung neu
Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG

Nach den neuesten Geschäftszahlen der Seidensticker-Gruppe wirkt der Hemdenhersteller mehr als nur „aufgeknöpft“. Das Auslaufen wichtiger Lizenzen für Joop!, Strellson sowie Baldessarini führte im Geschäftsjahr 2013/14 zu deutlichen Einbußen bei Umsatz und Ergebnis – ein Downgrade war die Folge. Unterdessen wendet sich Schneekoppe mit einem weiteren offenen Brief an seine Bondholder und Baudienstleister Helma vermeldet einen neuen Vertriebserfolg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres.

Die Seidensticker-Unternehmensgruppe präsentierte kürzlich Geschäftszahlen: Danach erzielte der Hemdenhersteller im vergangenen Geschäftsjahr 2013/14 einen Konzernumsatz von 159 Mio. EUR (-3% ggü. Vj.). Dabei wurde das Geschäftsjahr maßgeblich durch das Auslaufen der Lizenzen für Joop!, Strellson sowie Baldessarini beeinflusst, die den Umsatz um 16 Mio. EUR schwächten. Durch die deutliche Stärkung des Kerngeschäfts inklusive Retail konnten 12 Mio. EUR kompensiert werden. Bereinigt weist die Unternehmensgruppe damit ein Wachstum von 6% auf. Die Gesamterlöse inklusive Lizenzerträge lagen bei rund 194 Mio. EUR nach 197 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum. Das Retailgeschäft zählte erneut zu den Wachstumstreibern der Bielefelder. Trotz Standortschließungen bestätigte der Bereich mit einem Umsatzplus von 12,5% (flächenbereinigt 5%) seine Vorreiterrolle. Insbesondere bedingt durch den Lizenzwegfall und die Expansionsstrategie sank das EBITDA um über zwei Fünftel auf 5,3 Mio. EUR. Das EBIT belief sich auf 1,65 Mio. EUR (Vj. 5,45 Mio. EUR). Unterm Strich fiel ein Konzernfehlbetrag von knapp 4 Mio. EUR an – gut vier Mal höher als im Vorjahr. Zum Stichtag verminderte sich das Eigenkapital um rund 6,5 Mio. EUR auf 5,2 Mio. EUR, die entsprechende Eigenkapitalquote lautete nur noch auf 5,7%. Infolgedessen hat Creditreform zuletzt ein Rating-Downgrade von zuvor BB auf jetzt B+ vorgenommen.

Seidensticker_Hemden Quelle SeidenstickerEin positives Signal zeigt die operative Entwicklung in den ersten Monaten des neu angelaufenen Geschäftsjahres 2014/15: Der Umsatz kletterte zum Vorjahr um 20% mit einer Ergebnisverbesserung von etwa einem Drittel. So erzielten die Bielefelder in Q1 den höchsten Auftragseingang der letzten sechs Jahre. Darüber hinaus wurde im Juni 2014 die „Camel Active“-Masterlizenz für mindestens drei weitere Jahre verlängert. Vor diesem Hintergrund rechnet Seidensticker mit steigenden Umsätzen und deutlichen Ergebnisverbesserungen im laufenden Geschäftsjahr.

Gestern informierte die Schneekoppe GmbH die Inhaber der ausstehenden 6,45%-Mittelstandsanleihe (2010/15) über 10 Mio. EUR in einem weiteren offenen Schreiben über den gegenwärtigen Stand des Sanierungsverfahrens. Danach sei der Nahrungsmittelhersteller, der sich seit dem 8. August in einem insolvenzrechtlichen Schutzschirmverfahren befindet, Unternehmensangaben zufolge auf einem sehr guten Weg. Es ist vorgesehen, die durch Schneekoppe ausgegebene Unternehmensanleihe im Wege des noch einzureichenden Insolvenzplans zu restrukturieren.

1408-header-mueslidose_id4779Da die Anleihebedingungen die Wahl eines gemeinsamen Vertreters sämtlicher Anleihegläubiger im jetzigen Abschnitt des Insolvenzverfahrens nicht vorsehen, sollen in Anbetracht dessen  die Anwaltssozietät CMS Hasche Sigle und der Restrukturierungsberater One Square Advisory als neutrale Vertreter die rechtlichen und finanziellen Interessen der Bondholder wahrnehmen. Dabei übernehme CMS die rechtliche Ausgestaltung der Anleiherestrukturierung. Die wirtschaftlichen Interessen der Anleihegläubiger werden von One Square Advisory vertreten. Beide Berater stimmen sich kontinuierlich und engmaschig ab. Unterdessen hat das zuständige Amtsgericht Tostedt einen vorläufigen Gläubigerausschuss eingesetzt, dessen erste Sitzung voraussichtlich am 17. Oktober stattfindet. Wie es weiter heißt, werde das Insolvenzverfahren voraussichtlich am 1. November eröffnet. In diesem Zusammenhang werde auch weiterhin die Eigenverwaltung angestrebt. Der Insolvenzplan, der letztlich auch die Restrukturierung der Anleihe mit einbeziehen wird, soll dem Amtsgericht spätestens am 8. November zugehen. Die Schneekoppe-Insolvenz im BondGuide-Rückblick …

HELMA_ZentraleDie HELMA Eigenheimbau AG baut weiter gezielt aus und erwartet ein starkes Schlussquartal. Der Spezialist für individuelle Massivhäuser und nachhaltige Energiekonzepte hat eigenen Angaben zufolge in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ein Vertriebsplus von rund 11% erzielt und damit den Netto-Auftragseingang im Konzern von 118 Mio. EUR auf knapp 131 Mio. EUR gesteigert. Zur anhaltend positiven Entwicklung hätten alle Geschäftsbereiche des HELMA-Konzerns beigetragen. Vor diesem Hintergrund rechnet der Baudienstleister mit einem starken Schlussquartal – ein Vertriebsumsatz von deutlich über 50 Mio. EUR sollte eingefahren werden. HELMA würde somit auf Gesamtjahressicht plangemäß eine zweistellig prozentuale Wachstumsrate beim Auftragseingang ausweisen und zugleich über eine solide Basis für die geplante weitere Umsatz- und Ergebnissteigerung im kommenden Jahr verfügen. Die im Frankfurter Entry Standard für Anleihen begebene 5,875%-Schuldverschreibung (2013/18) über 35 Mio. EUR geht aktuell zu betonsoliden 105% um.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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