Anleihen heute im Fokus: Scholz, 3W Power, MT-Energie, MIFA, RENA, Karlie & Westgrund

Das Rettungspaket für den angeschlagenen Schrott-
recycler scheint geschnürt. Foto: Scholz AG

Am Mittwoch gab es Neuigkeiten bei 3W Power/AEG PS: Die erste Gläubigerversammlung, die über einen Schuldenschnitt abstimmen sollte, platzte wegen der verfehlten Präsenzquote. Daneben schwor MT-Energie seine Gläubiger auf die finale Versammlung Ende April ein. Heute im Fokus ist die Scholz AG: Im laufenden Rekapitalisierungs- und Investorenprozess scheint offenbar eine Lösung bzw. ein neuer kapitalkräftiger Investor gefunden worden zu sein. Unterdessen ging die Immobiliengesellschaft Westgrund mit einer neuen Wandelanleihe auf Investorenfang.

Neuigkeiten bei der Scholz AG: Nachdem der 8,5%-Bond (2012/17) über 183 Mio. EUR zuletzt beinahe täglich aufgewertet hat, wurde bereits vermutet, dass sich beim angeschlagenen Schrottrecycler offenbar eine Lösung im Rekapitalisierungs- und Investorenprozess abzeichnet. Das scheint jetzt Gewissheit: Die bereits im Vorfeld als möglicher Investor gehandelte japanische Toyota Tsusho Corporation (TTC) wird sich mit einem Kapitalanteil von 39,9% an der Scholz AG beteiligen. Das Engagement soll zu einer erheblichen Verbesserung der finanziellen Situation der internationalen Recyclinggruppe führen, auf deren Grundlage die laufende Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen werden könne. Die Mehrheit an der Scholz AG soll mit 60,1% unverändert bei der Familie Scholz liegen, CEO soll unverändert Oliver Scholz bleiben. Die Inhaber der Anleihe, die das Unternehmen stets von der Restrukturierung ausgeklammert hatte, dürften heute erst einmal Aufatmen – das genaue Schicksal der Anleihe, die für knapp ein Fünftel der Gesamtverbindlichkeiten im Konzern steht, dürfte dann in Kürze final entschieden werden.

Weitgehend unbeeindruckt präsentierten sich zur Wochenmitte die Wertpapiere der 3W Power S.A./ AEG PS. Am Mittwoch war die erste Anleihegläubigerversammlung geplant, auf der die Inhaber der 100 Mio. EUR großen 9,25%-Anleihe (2010/15) über das ausgearbeitete Sanierungs- und Restrukturierungskonzept des Energiekonzerns abstimmen und einen gemeinsamen Anleihevertreter wählen sollten. Das erste Gläubigertreffen scheiterte an der gesetzlichen Mindestpräsenzquote von 50% des ausstehenden Anleihekapitals und war demzufolge mit einer Anwesenheit von etwa 27% der Anleihe nicht beschlussfähig. Die Gesellschaft werde daher am 5. Mai zu einer zweiten, finalen Versammlung, bei der für die Beschlussfähigkeit nur noch eine Anwesenheit von 25% der Anleihe erforderlich ist, in Frankfurt/Main einladen (BondGuide berichtete).

Nach dem Aufruf zur „finalen“ Gläubigerversammlung am Firmensitz im niedersächsischen Zeven, teilte MT-Energie gestern mit, auf der am 29. April stattfindenden Versammlung, den „konstruktiven Gegenantrag bzw. die Ergänzungsverlangen eines institutionellen Investors“ zu unterstützen und damit explizit die Wahl von One Square Advisory Services zum gemeinsamen Vertreter zu empfehlen. „Nachdem die erste Gläubigerversammlung am 1. April aufgrund der nicht ausreichenden Beteiligung nicht beschlussfähig war, erhalten die Gläubiger eine letzte Chance, ihr Investment abzusichern“, mahnte der Biogasspezialist zuletzt in einer Pressemitteilung zur Einladung an. Bei dem Treffen sollen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Anleihebedingungen zu ändern. Außerdem soll ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger bestellt werden (zu den Beiträgen). Der 8,25%-MT-Energie-Bond (2012/17) über 13,6 Mio. EUR war gestern gesucht: +3% ggü. Vortag.

Nach den Kursverlusten der vergangenen Tage stellte die 7,5%-Schuldverschreibung der MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG gestern zur Abwechslung den Tagesgewinner im Entry Standard für Anleihen (zur News). Ebenfalls unter den Top-Performern im Mittwochshandel waren die Bonds der insolventen RENA GmbHals reine Spekulation ohne offizielle Corporate News. Heute im Fokus: die 6,75%-Unternehmensanleihe über 6,4 Mio. EUR der Karlie Group. Scope setzt das „BB“-Rating auf „under review“ für eine mögliche Herabstufung. Die Gründe hierfür würden in erster Linie in der Anwendung der am 28. März veröffentlichten Ratingmethodik zur Bewertung von Unternehmen liegen. Daneben werde aber auch die operative Performance des Unternehmens beleuchtet.

Neuemissionen kurz notiert
Die neue Pflichtwandelanleihe der auf Wohnimmobilien spezialisierten Westgrund AG ist am Dienstag vollständig platziert worden. Sämtliche 19,86 Mio. Teilschuldverschreibungen wurden aufgrund der hohen Investorennachfrage via Privatplatzierung unter dem Vorbehalt der Ausübung des Bezugsrechts der Altaktionäre gezeichnet.

Der Wandler, der voraussichtlich am 23. April ausgereicht wird (Emissionsvaluta), enthält einen 5%-Kupon und hat eine Laufzeit von zwei Jahren bis zum 22. April 2016. Das Wandlungsverhältnis beträgt 3,70 EUR nominal zu einer Stückaktie. „Die Wandelschuldverschreibung wird nun noch den Aktionären unserer Gesellschaft im Rahmen ihres Bezugsrechts angeboten, die gegenüber den Zeichnern des Pre-Placements durch das so genannte Claw-Back-Verfahren am Ende der Bezugsfrist bevorzugt behandelt werden“, erläutert Vorstand Arndt Krienen. Im Anschluss ist die Einbeziehung zum Börsenhandel im Freiverkehr der Börse Düsseldorf angedacht. Mit den neuen Anleihegeldern soll in erster Linie das weitere Unternehmenswachstum durch Akquisitionen finanziert werden.

Die IKB Deutsche Industriebank AG und die Baader Bank AG betreuten die Emission als Joint Lead Manager. Darüber hinaus fungierte die IKB als Global Coordinator. Die Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek hatte Westgrund bei der Anleiheemission rechtlich beraten.

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