Anleihen heute im Fokus: MT-Energie, MIFA, MS Deutschland, ALNO

Bei MT-Energie, MIFA & Co. schrillten
die Alarmglocken bereits frühzeitig!
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In den letzten Handelstagen scheinen sich die Ereignisse im Bereich der Mittelstandsanleihen zu überschlagen: Zuerst ging MIFA, dann Golden Gate und nun auch noch MT-Energie binnen kürzester Zeit in die Insolvenz. Zugegeben, bei allen drei Pleitegängern schrillten die Alarmglocken bereits mehr oder weniger frühzeitig. Nichtsdestotrotz sorgt die Anzahl der Ausfälle im Abstand von nur wenigen Tagen für ein mittelschweres Beben am Markt für mittelständische Unternehmensanleihen. Allmählich fragen sich die Marktteilnehmer wie lange und vor allem wie heftig die gegenwärtige Marktbereinigung noch andauern wird – weitere mögliche Ausfallkandidaten stehen leider schon bereit.

Am gestrigen Donnerstag verabschiedete sich nun auch die MT-Energie GmbH in die Insolvenz – nach RENA LANGE (9. September), MIFA (29. September) und zuletzt Golden Gate (2. Oktober) der inzwischen vierte Ausfall eines Mittelstandsanleihenemittenten innerhalb nur eines Monats. Unternehmensangaben zufolge wurde der Antrag auf Eröffnung eines Regelverfahrens wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft beim zuständigen Amtsgericht Tostedt gestellt. Die Pleite beziehe sich dabei aller Voraussicht nach nicht nur auf die Holding, sondern möglicherweise auch auf die wesentlichen Tochtergesellschaften. So ergänzte MT-Energie, dass diese „unter Umständen ebenfalls Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen müssen“.

MTEChartneuIIDerweil hofft der angeschlagene Biogasanlagenbauer, nach der Umsetzung „erheblicher Restrukturierungsmaßnahmen“ und mithilfe eines neuen Investors den operativen Geschäftsbetrieb nach dem gerichtlichen Verfahren wieder aufnehmen zu können – „wenn auch in deutlich reduziertem Umfang“. Weitere Informationen liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor. Die Inhaber der ausstehenden 8,25%-Schuldverschreibung (2012/17) über 13,6 Mio. EUR fürchten nun berechtigterweise um ihre investierten Gelder – hinterfragungswürdig: Der MT-Energie-Bond notierte bereits zu Wochenbeginn und damit zwei Tage vor der offiziellen Insolvenzverkündung nur noch bei etwa 10%. Zu den Hintergründen …

bikes-h.MIFADie MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG kommt nicht zur Ruhe. Nun haben sich die Gläubiger der insolventen Fahrradschmiede eindeutig gegen eine Unternehmenssanierung in Eigenverwaltung ausgesprochen und damit dem MIFA-Management das Vertrauen entzogen. Inzwischen reagierte auch das zuständige Amtsgericht Halle (Saale) und ordnete bereits am Dienstag an, die Eigenverwaltung von MIFA „mit sofortiger Wirkung aufzuheben“. Darüber hinaus ernannte das Gericht im Wege einer vorläufigen Insolvenzverwaltung den bisherigen Sachwalter Prof. Dr. Lucas F. Flöther zum vorläufigen „starken“ Insolvenzverwalter mit entsprechender Verfügungsbefugnis nach § 21 Abs. 2 Ziffer 2, 1. Alt. InsO. Das Amtsgericht folge damit einem einstimmigen Votum des vorläufigen Gläubigerausschusses, der sich für den Wechsel zu einer vorläufigen Insolvenzverwaltung ausgesprochen hatte. Hintergründe für die Ablehnung der Eigenverwaltung durch die Gläubiger nannte der Fahrradhersteller dagegen nicht. Dass es bei MIFA offenbar größere Differenzen zwischen Gläubigern und Management gibt, legt die heutige Mitteilung des Unternehmens nahe: Danach habe der MIFA-Aufsichtsrat nach dem erst kürzlich geschassten Hans-Peter Barth nun auch MIFA-CRO Dr. Stefan Weniger mit sofortiger Wirkung und ohne weitere Begründung aus dem Vorstand abberufen.

MIFAchart„Wir sehen einer weiterhin vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Sachwalter, den Organen der Gesellschaft, dem vorläufigen Gläubigerausschuss und allen übrigen Anspruchsgruppen der MIFA entgegen. Das Instrument der vorläufigen Insolvenzverwaltung ist ein geeignetes Instrument, um auch im Sinne unserer Kunden und Lieferanten Kontinuität und Stabilität zu gewährleisten. Auf diesen Punkt hat auch das Amtsgericht bei seiner Entscheidung abgestellt“, kommentierte EX-CRO Dr. Stefan Weniger zuvor noch die Entscheidung des Amtsgerichts. Unterdessen laufen die Produktion und das operative Geschäft unverändert weiter. Auch sei bereits ein weiterer wichtiger Großauftrag an Land gezogen wurden. Der Prozess der Investorensuche werde in Kürze starten. Noch vor Kurzem sollte die indische HERO Cycles die einst traditionsreiche Fahrradfabrik mittels Finanzspritze übernehmen und schleunigst aus der Krise führen. Aus dem Deal wurde bekanntlich nichts. Inzwischen stehen sogar Vorwürfe im Raum, wonach es den Indern ausschließlich um das Know-how von MIFA ging. Wie das Handelsblatt berichtet, soll nun ein Gutachten belegen, dass es den Indern bei ihrem Einstieg nur um Industrie-Spionage ging.

MS DeutschlandDie Bondholder der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH (MSD) belassen die Schifffahrtsgesellschaft vorerst weiterhin auf Irrfahrt. Das erste Anleihegläubigertreffen scheiterte gestern an der gesetzlichen Mindestanwesenheitsquote und wurde somit zum Non-event. Wie die Eigentümerin des gleichnamigen Traumschiffs am Nachmittag bekannt gab, seien im Vorfeld der Gläubigerversammlung nur rund 44% der ausstehenden Unternehmensanleihe angemeldet gewesen. Damit war das Gremium aufgrund der zu geringen Präsenz nicht beschlussfähig. In einem Appell an die Inhaber der umlaufenden 6,875%-Traumschiffanleihe (2012/17) über 50 Mio. EUR weist MSD darauf hin, „dass ein Dialog mit den Gläubigern über eine Verbesserung der Finanzierungsstruktur der Gesellschaft dringend notwendig ist“. In Kürze werde daher eine zweite Versammlung, voraussichtlich Mitte November, einberufen. Zum BondGuide-Beitrag …

Alno Küche lilaDie ALNO Gruppe gewinnt zum ersten Mal seit Jahren wieder Marktanteile dazu. In den einzelnen Vertriebskanälen erzielte das Unternehmen nach einer Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ein Wachstum zwischen 0,8 und 1,9%, teilte der Küchenhersteller heute Morgen mit. Auf Basis der vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz im 3. Quartal inklusive der Akquisition der AFP Küchen AG um über ein Drittel auf 133 Mio. EUR. Ohne AFP verzeichnete ALNO im Berichtszeitraum ein Umsatzplus von über 3%. Auch auf Basis der vorläufigen 9-Monats-Zahlen betrug der Konzernumsatz rund 400 Mio. EUR (+36% ggü. Vj.). Der aktuelle Auftragsbestand belaufe sich auf insgesamt 113 Mio. EUR (AFP: 75 Mio. EUR). „Wie angekündigt machen wir weiter Fortschritte im Vertrieb. Das sieht man im Umsatzwachstum. Was uns besonders freut ist die Tatsache, dass wir nicht nur Marktanteile im Ausland gewinnen, sondern erstmals seit vielen Jahren auch wieder in Deutschland“, erklärt ALNO-CEO Max Müller. Aufgrund der aktuellen Geschäftsentwicklung geht der Vorstand davon aus, dass die ALNO AG im zweiten Halbjahr im operativen Geschäft das EBITDA (vor Sondereffekten) gegenüber H1/2014 signifikant verbessern wird. Die ausstehende ALNO-Unternehmensanleihe (2013/18) über 45 Mio. EUR kam indes zuletzt deutlich unter die Räder. Gegenwärtig notiert das 8,5%-Wertpapier (wieder) bei 57% noch immer auf Ausfallniveau.

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