Rentenmarktbericht 9. Oktober: Handelsbilanz D, FOMC-Protokoll, EZB-Monatsbericht

Nach dem Einbruch der deutschen Auftragseingänge und dem überraschend starken Rückgang der Industrieproduktion sind im August auch Deutschlands Ausfuhren erheblich eingebrochen. Danach sanken die Exporte um 5,8% im Vergleich zum Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das ist der stärkste Rückgang seit Anfang 2009. Der jüngste Rückgang folgt allerdings auf einen Rekord im Vormonat und sei zudem auch auf die späten Sommerferien zurückzuführen. Unternehmen verkauften im August Waren im Originalwert von 84,1 Mrd. EUR ins Ausland. Im Vergleich zum August des Vorjahres bedeutet dies ein Minus von 1%. Noch im Juli hatten die deutschen Exporte erstmals die Marke von 100 Mrd. EUR geknackt. Der Überschuss in der Handelsbilanz – die Differenz zwischen Aus- und Einfuhren – fiel auf 17,5 Mrd. EUR. Unterdessen rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten nur noch mit einem schwächeren Wachstum in Deutschland von 1,3% in diesem Jahr und einem BIP-Wachstum von 1,2% in 2015.

Ausgewählte Daten des Tages

Zeit         Land       Indikator                                                Periode       Schätzung       Letzter
8:00         GE           Handelsbilanz (in Mrd. EUR)                    Sep.              17,7                 14,1
8:00         GE           Leistungsbilanz (in Mrd. EUR)                  Sep.              13,8                 10,3
8:00         GE           Exporte (M/M / J/J, in %)                            Sep.            -4 / k.A.           4,8 / 1,4
8:00         GE           Importe (M/M / J/J, in %)                            Sep.           0,9 / k.A.        -1,3 / -0,5
8:45         FR           Handelsbilanz (in Mrd. EUR)                     Aug.             -5500              -5539
10:00       EC           EZB Monatsbericht
14:30       US           Initial Jobless Claims (in Tsd.)                40. KW              295                 287
14:30       US           Continuing Claims (in Tsd.)                    39. KW             2410               2398
16:00       US           Großhandelslagerbestände (M/M, in %)   Aug.               0,3                   0,1
…             US           Auktion von 30-Year Bonds (Aufstockung)
…             US           Fed-Redner: Tarullo, Lacker, Williams, Fisher
…             EC           EZB-Redner: Draghi, Nowotny
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Renzi übersteht Vertrauensfrage

• „dovishe“ FOMC-Minutes
• EZB: Weitere Details zu Ankaufprogrammen?

Marktkommentar
Die am Morgen veröffentlichten Daten zur deutschen Handelsbilanz passen zu den bisher veröffentlichten schwachen August-Indikatoren. Die Abwärtsbewegung des Überschusses fiel stärker aus, als von den Marktakteuren erwartet worden war.

Gute Nachrichten kommen dagegen aus Italien. Dort hat Ministerpräsident Matteo Renzi in der Nacht die Vertrauensfrage zu seiner umstrittenen Arbeitsmarktreform überstanden. Damit ist ein erster Schritt in Sachen Strukturreformen gemacht. Gleichzeitig sendet das Vorhaben ein starkes Signal an die europäischen Partner. Italien ist gewillt, Strukturreformen anzupacken und diese auch umzusetzen. Somit wird Frankreich weiter unter Druck geraten, ebenfalls die notwendigen Reformen einzuleiten. Allerdings ist dies erst ein kleiner Mosaikstein. Italien hat noch einen weiten Weg vor sich.

Aufgrund der heutigen Datenarmut wird wohl das am gestrigen Abend veröffentlichte Sitzungsprotokoll des Offenmarktausschusses am Markt erst einmal verdaut werden müssen. Wie erwartet lieferten die FOMC-Minutes keine wirklich neuen Hinweise über das Wann und Wie einer ersten Zinserhöhung der Fed. Dennoch enthält die Begleiterklärung der letzten Sitzung gleich in zweifacher Weise eine „dovishe“ Note: Zum einen hat die Diskussion über die Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft, bedingt durch eine schwächelnde Weltkonjunktur, geopolitische Risiken und den starken US-Dollar, der neben den stagnierenden Stundenlöhnen sowie den niedrigen Rohstoffpreisen auch die Inflation im Zaum hält, eine Wandlung in der geldpolitischen Diskussion über einen ersten Zinsschritt bewirkt. Zum anderen machen die FOMC-Mitglieder keine Anstalten, den Wortlaut „considerable time“ weder zu ändern noch ganz zu entfernen. Damit halten sich die Geldpolitiker eine gewisse Flexibilität bezüglich ihrer künftigen Politik offen. Insgesamt hat es die Fed also nicht eilig mit einer ersten Zinserhöhung. Nach wie vor ist nach Auffassung der Ausschussmitglieder Mitte 2015 die wahrscheinlichste Variante. Somit dürften sich die Blicke heute auf die Reden einiger Fed-Vertreter richten, vor allem auf die von Fed-Vizepräsident Stanley Fischer.

Im neuen EZB-Monatsbericht dürften sich vielleicht weitere Details zu den beschlossenen Ankaufprogrammen finden lassen. Neben dem Preis zu dem ABS-Papiere von der EZB gekauft werden, ist auch die Frage nach dem Gläubigerstatus (pari passu oder super senior) weiterhin offen. Wir erinnern uns: Bei den ersten Wertpapierankäufen war die EZB stets super senior und hat sich z.B. nicht an der Umschuldung griechischer Staatsanleihen beteiligt. Beim bisher nie in Kraft getretenen OMT-Programm ist explizit pari passu, also die Gleichstellung mit anderen Gläubigern, vorgesehen, wodurch die Kreditrisiken für Renten2neudie EZB steigen.

Der Bund-Future dürfte heute gut behauptet in den Handel starten. Er dürfte im weiteren Handelsverlauf zwischen 149,80 und 150,80 schwanken. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 2,25 und 2,40% bewegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben