Anleihe im Fokus: Alfmeier Präzision – Wachstum im Autofokus

Alfmeier Präzision SE übt vorzeitiges Kündigungsrecht der Anleihe aus
Alfmeier

Der Automotive-Zulieferer möchte mit seiner 7,5%-Mittelstandsanleihe bis zu 30 Mio. EUR erlösen. Die Zeichnungsfrist des Alfmeier-Bonds läuft maximal zehn Tage, anschließend soll das Debüt im Entry Standard für Mittelstandsanleihen über die Bühne gehen.

Unternehmen
Alfmeier Präzision ist ein seit über fünf Jahrzehnten in der Automobilindustrie tätiges Unternehmen. Zu den von Alfmeier gelieferten Komponenten gehören u.a. Fluidtechnik, Sitztechnologie, Bremskraftverstärkung, Kraftstoffversorgung u.v.m. Ventile auf Basis von SMA-Metallen (Formgedächtnis-Metalle) bietet Alfmeier nach eigenen Angaben als einziger Hersteller an. Die Technologie lässt sich auch auf andere Sparten übertragen, so sind etwa Anwendungen in der Medizintechnik und speziell in Mikrokameras bzw. Smartphones & Tablets in Form von Autofokus oder Bildstabilisatoren möglich.

2013 erhielt Alfmeier vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie die Auszeichnung „Bayerns Best 50“ als ein besonders wachstumsstarkes Unternehmen des bayerischen Mittelstands.

Emissionsdetails
Der Bond (ISIN DE000A1X3MA5) wird mit 7,5% vergütet und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Von Creditreform erhielt das Unternehmen aus Treuchtlingen ein moderates Rating von BB. IKB Deutsche Industriebank und Steubing begleiten die Emission als Joint Bookrunner. der Handelsstart im Entry Standard ist spätestens am 29. Oktober vorgesehen, könnte im Falle einer vorzeitigen Schließung jedoch auch vorgezogen werden.

Als Covenants (Sonderkündigungsrechte durch Anleger) stehen bei Alfmeier die großen Drei zu Buche (Kontrollwechsel, Drittverzug, Negativerklärung) sowie zusätzlich eine Ausschüttungsbeschränkung auf 50% des Jahresabschlussgewinns und eine Beschränkung der Veräußerung von Vermögenswerten.

Verwendung des Emissionserlöses
Alfmeier möchte ca. 40% der Mittel in Produktinnovation und -diversifikationen leiten (sog. Wachstumsinvestitionen), 40% in die Rückführung bestehender kurzfristiger Verbindlichkeiten und schließlich 20% in allgemeine Unternehmensbelange.

Zahlen
2012 kletterte der Umsatz um 2% auf 202,6 Mio. EUR, das Nettoergebnis war eine schwarze Null – nach minus 1,6 Mio. EUR im Vorjahr. Allerdings fielen diese Zahlen unter den eigenen Prognosen aus, wie der Ratingbericht ausweist. Innerhalb der letzten fünf Jahre war Alfmeier lediglich im Jahr 2010 profitabel unterwegs. Zur Jahresmitte 2013 lagen die Erlöse bei 106,8 Mio. EUR. Innerhalb der nächsten fünf Jahre möchte Alfmeier bei den Erlösen die Marke von 300 Mio. EUR erreichen.

Die Eigenkapitalquote liegt bei in der Branche soliden 31,4%, bereinigt um außerbilanzielle Finanzierungen indes bei 29%. Nach der Anleiheplatzierung verändern sich diese Werte nochmals nach unten. 2012 war Finanzinvestor Afinum im Zuge einer Kapitalerhöhung eingestiegen.

Peergroup und weitere Zahlen
Alfmeier tritt international gegen weit größere Adressen an und muss fehlende Einkaufs- und Preismacht mit technologischer Innovation kompensieren. Dies gelang in den vergangenen Jahren nicht durchweg, wie die selbst im Branchenvergleich niedrigen EBIT-Margen von zuletzt 1,7% (2012) zeigen. In der Automobil-Zulieferindustrie gibt es viele Vergleichstitel, wovon sogar zahlreiche aktiennotiert und daher entsprechend transparent sind. Alfmeier hat in der operativen Aufstellung bis dato Schwächen gezeigt, aber weiß dies auch: Mit CFO Stefan Schulak haben die Bajuwaren kürzlichen einen erfahrenen Mann an Bord geholt, der zuvor bei Süss MicroTec und KUKA war.

Stärken & Schwächen
+ hohe Wertschöpfungstiefe
+ Marktführer (meist technologisch oder innovativ) in einigen Bereichen
+ Übertragungsmöglichkeiten auf Non-Automotive-Bereiche

– hoher Rohstoffkostenanteil, wenig Einkaufsmacht
– Effizienzrückstand innerhalb der Branche, trotz technologischer oder innovativer Marktführerschaft
– anfällig für turnusmäßige Konjunkturzyklen im Automobilsektor

Fazit
Summa summarum scheint Alfmeier trotz Wachstumsambitionen eine Bond- und keine Equity-Story: Die Umsatzplanungen sind möglicherweise machbar, das Ziel einer EBIT-Marge von 5% erscheint vor der bisherigen Historie nicht gerade wenig ambitioniert (siehe Tabelle 2), vielleicht mit Hilfe des „frischen Bluts“ auf der CFO-Position aber doch zu bewerkstelligen. Beim Kupon wäre eine 8 vor dem Komma deshalb zu rechtfertigen gewesen. Die Almeier-Emission kann man zu den solideren Emissionen der letzten Zeit zählen, auch wenn keine Blitzplatzierung bevorstehen dürfte – dafür fehlt der B2C-Bezug (Bekanntheit bei Endkunden) –, jedoch keineswegs ohne Risiken.

Bitte lesen Sie als Ergänzung auch das BondGuide-Interview mit CEO Markus Gebhardt.

Falko Bozicevic

Tabelle 1: Anleiheübersicht

WKN A1X3MA
Zeichnungsfrist 15.-25.10. (vorz. beendet)
Ausgabepreis 100%
Kupon 7,50%
Stückelung 1.000 EUR
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Entry Standard für MStAnl
Emissionsvolumen bis zu 30 Mio. EUR
Rating/Unternehmen BB (Creditreform)
Banken/Sales IKB, Steubing
Internet www.alfmeier.de


Tabelle 2: Zahlen

  2012 2013e 2014e
Umsatz (Mio.)
202,6 214 225
EBIT (Mio.)
3,7 6,5 7,9
Nettoergebnis (Mio.)
0,2 2,1 3,3
EBIT-Marge 1,8% 3,0% 3,5%

Quelle: Emissionsbanken, Unternehmensangaben, BondGuide Research

Tabelle 3: Bewertung

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung ****
Peergroup-Vergleich **
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.) **
IR/Bond-IR *****
Covenants ****
Liquidität im Handel (e) ***
Fazit by BondGuide ***(*) (interessant – Chancen überwiegen leicht)