„Hasen“ und „Schildkröten“ der Nachhaltigkeit

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Wir bei SKAGEN Funds sind der Meinung, dass die Nachhaltigkeitsanstrengungen mancher Unternehmen übersehen werden. Das sind meist solche, die sich in einem Transformationsprozess befinden und noch Zeit brauchen, um ihre Geschäftstätigkeit nachhaltiger auszurichten. In unserer internen Klassifizierung bezeichnen wir sie als „Schildkröten“. Die dynamischen Unternehmen, die jetzt schon nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, nennen wir „Hasen“. Wie in der Fabel von Äsop ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Schildkröten am Ende die Nase vorn haben werden. Von Alexandra Morris, CIO, SKAGEN Funds

In der bekannten Fabel vom Hasen und der Schildkröte ist der Hase bei einem Wettrennen so siegessicher, dass er seine Anstrengungen einstellt und sogar ein Nickerchen macht. Überrascht muss er beim Erwachen feststellen, dass die Schildkröte vor ihm die Ziellinie überschreitet. So ähnlich könnte es auch bei den Nachhaltigkeitsanstrengungen von Unternehmen sein: Es gibt jene, deren CO2-Ausstoß sie schon jetzt eindeutig als Vorreiter klassifiziert. Laut Daten der Transition Pathway Initiative (TPI) wären dies im Energiesektor z.B. Orsted oder Iberdrola, die beide das Zwei-Grad-Ziel unterschreiten. Als „Schildkröten“ würden in diesem Sektor Engie, Dominion und Enel klassifiziert, die zwischen dem Pariser Klimaabkommen und dem Zwei-Grad-Ziel liegen.

Die „Hasen“ sind wichtig, denn sie fordern die Schildkröten heraus, mehr zu tun. Dadurch geht ihre Wirkung weit über die eigenen Nachhaltigkeitsanstrengungen hinaus. Es lohnt sich also in „Hasen“ zu investieren, um den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft voranzutreiben. Wir warnen aber davor, ausschließlich auf die „Hasen“ zu setzen. Beispielsweise können sie schon heute fundamental überbewertet sein. Auch können solche Unternehmen Schwierigkeiten bei der Management-Kontrolle haben. Die jüngsten Vorwürfe, dass die in Arizona ansässige Nikola Corporation Investoren über ihre Null-Emissions-Konzeptfahrzeuge getäuscht und in die Irre geführt hat, könnten hier als Warnung dienen.

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Wir interessieren uns daher verstärkt für die „Schildkröten“, die sich noch mitten im Transformationsprozess befinden. Möglicherweise haben sie aktuell noch nicht viel vorzuweisen, vor allem im Vergleich mit den „Hasen“. Eine gründliche Analyse, wie wir sie als Value-Investoren üblicherweise vornehmen, kann jedoch glaubwürdige Nachhaltigkeitsanstrengungen aufdecken, die noch nicht gesehen werden und daher auch noch nicht eingepreist sind.

Der Übergang zu einer nachhaltigeren Welt wird schrittweise über die nächsten Jahrzehnte erfolgen. Dabei wird es sowohl disruptive wie auch graduelle Entwicklungen geben. Daher braucht es auch beide Arten von Unternehmen: Die „Hasen“, die der Markt heute vor allem im Blick hat, ebenso wie die „Schildkröten“, denen unserer Meinung nach ebenso eine Schlüsselrolle beim Wandel zur Klimaneutralität zukommt.

Alexandra Morris, SKAGEN Funds

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