Musterdepot-Update: Zum Wohl

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Es wird aber auch nicht mehr besser in diesem Jahr: Sämtliche Kurse schwächelten im vergangenen Zeitraum. Schon wieder. Mehr als Verlustbegrenzung in einem verkorksten Jahr ist nicht drin – was nicht nur Anleihen betrifft …

… jedoch ein schwacher Trost in einem ebenso schwachen Jahr ist. Gleichzeitig fressen Einen die Kosten und Mehrausgaben von unten her kommend geradezu auf. Wer nicht gerade zu ausgesprochenen Inflationsgewinnlern zählt, wird in diesem Jahr höchstwahrscheinlich einen deutlichen Einschlag in der persönlichen Altersvorsorge oder im Vermögensaufbau zu tolerieren haben. Und es scheint erst der Anfang.

Einige Auguren befürworten derzeit ja bereits 100% Cashquote. Dem kann ich mich nicht vollständig anschließen, gerade und besonders was Aktien angeht. Bekannte Untersuchungen belegen, dass wenn man nur die x% besten Tagesgewinne ausgelassen hätte die vergangenen Jahrzehnte, da man nicht investiert war, aus einer mittleren Rendite von 6-7% p.a. sogar in ein Minus Umschlug. Die rechnerische Spielerei ließe sich natürlich beliebig fortsetzen, aber der Kern ist zweifellos wahr.

Auf Anleihen trifft dies nun nicht ganz zu, die Dimensionen sind überschaubarer. Beherzte Nachkäufe bei qualitativ nicht in Frage stehenden Emittenten hätten hübsche Extragewinne bedeutet – man erinnere sich an die Kursstürze Ende März 2020. In Dimensionen, die für Anleiheinvestoren eigentlich gänzlich unbekannt sind.

Bestes Beispiel sicherlich Underberg: Am 16. März fiel Anleihe 2019/25 auf 72,5% – aber was stürzte an diesem denkwürdigen Tag nicht haltlos in die Tiefe? Der Bloody Monday, für so ziemlich alles seinerzeit. Eineinhalb Jahre später Höchstkurs 108%. Das sind exakt 50% Extrarendite. Chapeau, wer damals die Chuzpe und Weitsicht hatte, und natürlich auch die Möglichkeiten, nachzulegen.

Besagte Semper idem Underberg ist gerade mit neuer Anleihe 2022/2028 am Start, der Kupon dürfte am unteren Ende der indikativen Spanne von 5 bis 6% herauskommen – siehe dazu auch unbedingt unser Gespräch mit CFO Markus Söhlke. Gerade hat die EZB jedoch den Zinssatz wie erwartet erhöht, was Bestandsanleihen nicht gerade Rückenwind beschert. Eventuell wird das Unternehmen aus Rheinberg seinerseits einen Viertel Punkt mehr auflegen, als sie ggf. eigentlich müssten oder wollten. Es ist eine übliche Methode, die Nachfrage im Sekundärmarkt, also nach der Emission, zu unterfüttern.

Für das Musterdepot machen wir von dem einladenden Umtauschangebot bei Underberg daher auch sehr gern Gebrauch und empfehlen dies auch allen Bestandsinvestoren – beider Altanleihen von sowohl 2018 als auch 2019.

Neu hinzugekommen ist ja Cardea Europe mit letzter Ausgabe. Mit CEO Jordan Waring hatte BondGuide schon im März ein interessantes Interview geführt. Im Kurs hat sich seither praktisch nichts getan. Wofür es keine plausible Erklärung gibt. Wir haben deshalb ein weiteres Gespräch in die Wege geleitet.

Ausblick
Es hagelte Halbjahreszahlen in den vergangenen Tagen. Die meisten waren durchaus gut bis sogar rekordhaltig. An diese Emittenten sollten Sie sich bevorzugt halten. Wer in diesem außergewöhnlichen Halbjahr 2022 Rekordzahlen zu Stande zu bringen vermochte, wird kaum in absehbarer Zeit in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen in der Lage sein. Sehen wir es also nüchtern.

Unsere neueste BondGuide Jahresausgabe ,Green & Sustainable Finance 2022‘ ist erschienen und kann ebenso wie unser BondGuide Nachschlagewerk ,Anleihen 2021‘ als kostenloses E-Magazin bequem heruntergeladen, gespeichert & durchgeblättert werden.

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