Unternehmensanleihen als Tokenisierungs-Boost: Warum Security Token die neue Benchmark der Unternehmensfinanzierung setzen

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Die Tokenisierung nimmt Fahrt auf – und Unternehmensanleihen könnten dabei eine Schlüsselrolle spielen. Mit der Einführung von Security Token, die Unternehmensanleihen digitalisieren und direkt handelbar machen, beginnt eine neue Ära in der Kapitalmarktfinanzierung. Diese digitalen Wertpapiere machen die Kapitalaufnahme für Unternehmen nicht nur effizienter, sondern bieten auch Investoren neue Möglichkeiten. Der entscheidende Vorteil: Prozesse werden deutlich einfacher und schneller. Von Dierk Wilhelmsmeyer, Gründer und Geschäftsführer von Tradevest:

Was ist ein Security Token?
Ein Security Token ist die digitale Repräsentation eines Vermögenswerts – wie Unternehmensanleihen – auf der Blockchain. Im Gegensatz zu herkömmlichen Token sind sie reguliert und entsprechen den gesetzlichen Anforderungen für Wertpapiere. Sie bieten die gleichen Rechte wie klassische Anleihen: Anspruch auf Zinsen, Rückzahlung und Transparenz, jedoch mit entscheidenden Vorteilen:

  1. Direkter Zugang zur Blockchain: Anleger kaufen und halten Security Token über Wallets, ohne Umwege über Banken oder zentrale Verwahrer.
  2. Regulierter Rahmen: Security Token erfüllen die Anforderungen des Kapitalmarktgesetzes und bieten hohe Sicherheit für Emittenten und Investoren.
  3. Automatisierte Prozesse: Von der Emission bis zur Abwicklung profitieren Nutzer von automatisierten, effizienten Abläufen.


Warum tokenisierte Unternehmensanleihen heute Realität sind

Die Tokenisierung von Unternehmensanleihen wurde lange Zeit als visionäres Konzept betrachtet, scheiterte jedoch bisher an zahlreichen Hürden. Dank technologischer Fortschritte und klarer gesetzlicher Rahmenbedingungen sind diese Barrieren inzwischen überwunden. In den letzten Jahren hat der Gesetzgeber für klare rechtliche Rahmenbedingungen gesorgt. Die deutsche Regulierung gilt als besonders fortschrittlich. Somit stehen nun für Unternehmen alle Möglichkeiten und Tools zur Verfügung, um tokenisierte Anleihen erfolgreich zu emittieren und von deren Vorteilen zu profitieren.

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Lizenzierte Anbieter und klare rechtliche Grundlagen
Früher fehlte es an regulierten Anbietern, die den Handel und die Verwahrung digitaler Wertpapiere ermöglichen konnten. Heute gibt es spezialisierte Dienstleister mit den notwendigen BaFin-Lizenzen, die Verwahrung, Handel und Registrierung sicher und rechtskonform abwickeln. Das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) hat die Unsicherheiten beseitigt und Unternehmen können auf ein breites Netzwerk sicherer Anbieter zugreifen.

Neue Flexibilität bei der Registrierung
Die monopolartige Dominanz der etablierten Zentralverwahrer bremste Innovationen in der Wertpapierregistrierung über Jahre hinweg. Mit der Einführung der Kryptowertpapierregisterführung eröffnet sich nun jedoch ein völlig neues Potenzial: Unternehmen können auf moderne Anbieter zurückgreifen, die Blockchain-Technologie nahtlos in die Registrierung integrieren. Diese Entwicklung senkt nicht nur die Kosten und reduziert die Komplexitäten erheblich, sondern schafft auch neue, effizientere Möglichkeiten für die Emission und Verwaltung von Unternehmensanleihen.

Technologie für demokratisierte Märkte und skalierbaren Vertrieb
Unternehmensanleihen waren früher oft institutionellen Anlegern vorbehalten, da der Zugang zu Retail-Märkten mit erheblichem Aufwand verbunden war. Die Blockchain-Technologie ermöglicht inzwischen die einfache weltweite Platzierung von tokenisierten Anleihen sowohl bei institutionellen als auch privaten Anlegern.

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Dieser technologische Fortschritt macht den Vertrieb nicht nur massentauglich, sondern auch hochskalierbar. Unternehmen profitieren von einem schnelleren Zugang zu Kapital und signifikanten Kosteneinsparungen im Vergleich zu traditionellen Finanzierungsprozessen. Retail-Investoren können sich bereits mit kleinen Beträgen beteiligen, während institutionelle Anleger von einer größeren Auswahl transparenter, digitaler Assets profitieren.

Zudem eröffnet die Tokenisierung völlig neue Flexibilitätsmöglichkeiten: Unternehmen können gezielt kleinere Volumina emittieren oder spezifische Investorenkreise ansprechen. Regulierte Anbieter mit entsprechenden Verwahrlizenzen gewährleisten eine automatische, effiziente und kostengünstige Abwicklung – selbst für Kleinstbeträge.

Die Demokratisierung der Kapitalmärkte macht die Finanzierung zugänglicher, dynamischer und ermöglicht Unternehmen, ihre Finanzierungsstrategien an die individuellen Bedürfnisse des Marktes anzupassen.

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Liquidität durch vereinfachten Sekundärhandel
Früher war der Sekundärhandel von Unternehmensanleihen komplex und teuer. Dank Blockchain-Technologie und neuer Gesetzgebung, wie der MiCAR-Verordnung, entstehen nun moderne Handelsplattformen, die globalen Zugang sowie höhere Transparenz bieten. Dies steigert die Liquidität und Attraktivität von tokenisierten Anleihen erheblich.

Fazit: Keine Hindernisse – nur Chancen
Die Herausforderungen der Vergangenheit – von regulatorischen Unsicherheiten bis hin zu technologischen Beschränkungen – gehören der Vergangenheit an. Heute bieten flexible Registerführer, spezialisierte Anbieter und demokratisierte Märkte Unternehmen die Möglichkeit, ihre Unternehmensanleihen effizient und innovativ zu emittieren. Die Tokenisierung ist längst keine Zukunftsvision mehr – sie ist die neue Realität der Unternehmensfinanzierung.

Dierk Wilhelmsmeyer, Tradevest

*) Dierk Wilhelmsmeyer ist Gründer und Geschäftsführer von Tradevest. Sein beruflicher Werdegang umfasst Führungspositionen bei verschiedenen Banken, darunter als CTO & COO bei DAB BNP Paribas und als Leiter des B2B-Consultings bei der DAB. Bei der Baader Bank war Wilhelmsmeyer für das Business Development verantwortlich, darüber hinaus hat er große Fintechs bei Geschäftsstrategie, Compliance und IT Security/ISO27001 beraten.