Das Jahr 2024 könnte fast als „goldenes Jahr“ bezeichnet werden: Mit einer beeindruckenden Kursrallye von 28% in den letzten zwölf Monaten überdenken immer mehr Anleger die Rolle von Gold in ihrem Portfolio. Ähnlich verhält es sich bei Krypto-Enthusiasten – auch das „digitale Gold“, der Bitcoin, verzeichnete 2024 eine herausragende Entwicklung mit einem Kursplus von 120%. Doch was gehört derzeit ins Portfolio? Von Daniel Marburger, Geschäftsführer von StoneX Bullion:
In einem Punkt herrscht Einigkeit unter Experten: Gold bleibt ein zentraler Baustein für die langfristige Vermögenssicherung, während Bitcoin durch seine spekulative Natur sowohl hohe Chancen als auch enorme Risiken in sich birgt. Die starke Kursentwicklung beider Anlagen zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich diese Anlageklassen funktionieren.
Gold punktet seit über 2000 Jahren als bewährter Vermögenswert durch Tradition, Sicherheit und Krisenfestigkeit. Experten raten, 5 bis 10% des Portfolios in Gold zu halten. Immer häufiger wird eine Parallele zwischen Gold und dem sogenannten „digitalen Gold“, Bitcoin, gezogen. Doch während Bitcoin deutlich volatiler ist und weder eine Langzeithistorie noch einen intrinsischen Wert aufweist, überzeugt Gold durch Stabilität. Bitcoin ist zudem stark von technologischer Infrastruktur abhängig und anfällig für digitale Diebstähle. Sicher ist, beide Vermögenswerte zeichnen sich durch begrenzte Verfügbarkeit aus, sind unabhängig vom traditionellen Finanzsystem, wenig mit Aktien- und Anleihemärkten korreliert und können als Zahlungsmittel genutzt werden.
Trump und Bitcoin: Goldprognose glänzt weiterhin
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump fiel der Goldpreis pro Feinunze zunächst leicht, doch die Prognosen bleiben optimistisch. Frühere Rallyes zeigten Preiszuwächse von mehr als 40 bis zu 100%. Goldman Sachs erwartet bis Ende 2025 einen Goldpreis von 3.000 USD pro Feinunze, während der „In Gold We Trust Report“ langfristig sogar 4.821 USD bis 2030 prognostiziert. Diese Vorhersagen unterstreichen nicht nur die Stabilität, sondern auch das Wachstumspotenzial von Gold in einem unsicheren globalen Umfeld.
Trumps Plan, einen Teil der US-Goldreserven in strategische Bitcoin-Positionen umzuwandeln, dürfte den Goldpreis nicht stark beeinträchtigen, könnte jedoch der Entwicklung des Bitcoins zugutekommen. Auch eine nationale Bitcoin-Reserve ist nicht auszuschließen und könnte dem volatilen Bitcoin durchaus zu mehr Stabilität verhelfen.
Ein Blick auf den Status quo zeigt jedoch: In puncto Stabilität hat Bitcoin im Vergleich zu Gold noch erheblichen Nachholbedarf. Während bei Gold ein Totalverlust nahezu ausgeschlossen ist und es insbesondere in Krisenzeiten als sicherer Hafen gilt, bleibt Bitcoin anfällig für starke Kursschwankungen. Gold bietet nicht nur Inflationsschutz, sondern auch eine von Aktien unabhängige Wertentwicklung – ein zusätzlicher Schutz in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten.
Neben saisonalen Effekten, wie dem oft positiven Verlauf zur Weihnachtszeit (die letzte negative Dezemberbilanz gab es 2016), gibt es tiefgreifendere strukturelle Faktoren, die den Goldpreis stützen. So diversifizieren Zentralbanken weltweit ihre Währungsreserven, reduzieren ihre Bestände an US-Dollar und setzen verstärkt auf Gold. Länder wie China, Russland und die Türkei gehen diesen Weg, um auf Trumps angekündigte Wirtschaftspolitik und wachsende geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen dem Westen und den BRICS-Staaten, zu reagieren.
Wer also nach dem Wahlsieg der Republikaner plant, ausschließlich auf Bitcoin zu setzen, sollte vorsichtig agieren. Auch hier bleibt Diversifikation das Stichwort: Erwartete Steuerkürzungen und hohe Staatsausgaben – etwa für Infrastruktur und Abschiebungen – dürften die Verschuldung der USA weiter erhöhen und stehen einem starken Dollar im Weg. Dieser wäre traditionell Gegenwind für Gold, gerät durch diese Entwicklungen jedoch zunehmend unter Druck und könnte den Goldpreis nochmals ankurbeln.
Bitcoin: Spekulativer Gegenspieler
Die jüngste Kursentwicklung des Bitcoins ist beeindruckend, und Analysten erwarten in naher Zukunft weitere Rekordhochs. Doch inmitten der Euphorie darf die Volatilität dieses Vermögenswerts nicht unterschätzt werden. Tagesbewegungen von 10% oder mehr sind keine Seltenheit. Zudem ist der Bitcoin-Kurs in den letzten 13 Jahren viermal um 80 bis 90% eingebrochen.
Die Einführung der ersten Bitcoin-ETFs zu Jahresbeginn und Spekulationen über mögliche Bitcoin-Käufe durch die Trump-Regierung haben den Kurs zuletzt beflügelt. Trotzdem bleibt die Anlageklasse weiterhin mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Für hiesige Anleger kommt hinzu, dass die Spekulationsfrist erst nach zwölf Monaten greift. Danach fallen sowohl bei Gold als auch bei Bitcoin keine Steuern auf Gewinne an, sofern keine gewerbliche Tätigkeit vorliegt.
Krypto vs. Gold: Wer hat die Nase vorn?
Die grundlegenden Unterschiede zwischen Gold und Bitcoin lassen sich einfach zusammenfassen: Bitcoin ist eine Wette auf die Zukunft, während Gold eine Absicherung in der Gegenwart bietet. Kryptowährungen haben durch ihre Volatilität und ihren spekulativen Charakter ihren Platz in risikoorientierten Portfolios, während Gold weiterhin als „Stabilisator“ dient – insbesondere in Zeiten globaler Unsicherheiten.
Bitcoin mag kurzfristig beeindruckende Gewinne liefern, doch Anleger sollten den Unterschied zwischen Spekulation und Stabilität nicht aus den Augen verlieren. Gold bleibt in einer Welt voller Risiken und Volatilität eine Konstante – ein Sachwert mit bleibendem Wert.
*) Daniel Marburger ist Geschäftsführer beim Edelmetallhändler StoneX Bullion – einem führenden Online-Shop in Europa für Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium in Form von Münzen und Barren. Als Teil der StoneX Group Inc., einem an der NASDAQ notierten Fortune-500-Unternehmen, bietet StoneX Bullion seit 2019 eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen für Anleger an.
Fotos @ onvista.de
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