Neuemission EUSOLAG: Mit Solar vom Energiewandel profitieren – „Green Energy Liberty Bond“ 2022/27

Foto @ EUSOLAG / Shutterstock

BondGuide im Gespräch mit Ivan Sirakov, CEO, und Daniel Spinnler, Leiter Ankauf und Operationen, EUSOLAG European Solar AG, über den neuen Investment Case, aktuelle Opportunitäten eines PV-Anlagen-Bestandshalters sowie über den in den Startlöchern stehenden EUSOLAG-Green-Bond-on-Demand.

BondGuide: Herr Sirakov, wir kennen Sie noch als Teil des Managements der unlängst veräußerten DESIAG [neu: Cardea Europe AG]. Jetzt treten Sie mit einem neuen Investment Case an. Zum Einstieg insofern die Frage: Wer und was ist die EUSOLAG?

Sirakov: Die DESIAG wurde von dem US-Vermögensverwalter Cardea Corporate Holdings aus Atlanta übernommen. Bei der EUSOLAG European Solar AG ist der Name indes Programm: Wir investieren und betreiben Solarparks in Europa, wobei eine unserer Kriterien ist, dass die Solaranlage in einem EU-Mitgliedsstaat stehen muss, das möglichst viele Sonnentage im Jahr aufweist. Die Investitionen in diese Solarparks werden gemeinsam mit Banken auf einer Asset-basierten Finanzierung abgeschlossen. Zentrale Rolle spielt dabei stets auch ein langfristiger Abnahmevertrag mit einem Energieversorger wie z.B. einer E.ON, RWE oder einer Alpiq – für uns als EUSOLAG sowie für die finanzierende Bank ist dies die Grundvoraussetzung für ein Engagement. So gesehen sind die Photovoltaik-Farmen einem Immobilien-Investment wie seinerzeit bei der DESIAG ähnlich, wobei unser heutiger ‚Hauptmieter‘ stets unsere Sonne ist. Dabei haben wir uns als Ziel gesetzt, in den nächsten fünf Jahren ein Portfolio von produktiven Photovoltaikanlagen in der Größenordnung von 500 MWp (Anm.d.Red.: Megawatt Peak = Kapazitätseinheit für die elektrische Leistung (Watt) von Solarzellen) aufzubauen.

BondGuide: Sie sind also ein auf Photovoltaikanlagen spezialisierter Bestandshalter mit dem Ziel, mittelfristig ein umfangreiches PV-Anlagen-Portfolio aufzubauen – ähnlich einer YieldCo?
Sirakov: Genau. Wir nehmen in unser Solarpark-Portfolio einzig produktive Anlagen auf, die von den finanzierenden Banken geprüft werden und über einen langfristen Abnahmevertrag verfügen.

„Wir haben uns als Ziel gesetzt, in den nächsten fünf Jahren ein Portfolio von produktiven Photovoltaikanlagen in der Größenordnung von 500 MWp aufzubauen.“
Ivan Sirakov

BondGuide: … und der Exit erfolgt dann via Dual Track – entweder an einen Investor oder aber über die Börse?
Sirakov: Exakt. Im Besonderen suchen institutionelle Investoren wie Pensionskassen, aber mitunter auch staatliche Investmentfonds derzeit gezielt nach Block-Übernahmen ab 500 MWp. Insofern lautet unser Ziel in den nächsten fünf Jahren, einen Exit entweder via Trade Sale oder aber über einen Aktien-Börsengang der EUSOLAG zu initiieren und erfolgreich über die Bühne zu bringen. Es steht doch außer Frage, dass vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Gemengelage diese Energieanlagen eher noch an Bedeutung zunehmen und attraktiver werden – insofern blicken wir als EUSOLAG zuversichtlich in die Zukunft.

BondGuide
: Zurück zum Investment Case: Die EUSOLAG als reiner PV-Anlagen-Bestandshalter ist ein relativ junges Unternehmen – welche Expertise haben Sie an Bord und welchen Track Record können Sie schon vorweisen?

Sirakov: EUSOLAG wurde im Jahr 2022 von zwei schweizerischen Gruppen mit Erfahrung im Bereich Solar-Investments sowie aus dem Transaktionen-Management heraus gegründet. Unsere Commercial-Real-Estate-Expertise steht zugleich auch für unsere Strategie bei EUSOLAG: „Finance First“, Kompetenz und Transparenz! Auf den Subject Matter Front sind wir glücklich, Herrn Daniel Spinnler dazu gewonnen zu haben. Er hat lange Jahre bei Alpiq, einem international agierenden Schweizer Energiekonzern, leitende Positionen bekleidet. So hat er u.a. die 300 MWp schwere „Renewables“-Sparte von Alpiq geführt. Daniel Spinnler ist zentraler Bestandteil des EUSOLAG-Teams bei den Energie-Verkaufsverhandlungen sowie bei der technischen Einkaufs-Due-Diligence der Anlagen.
Spinnler: Durch Herrn Sirakov haben wir einen sehr erfahrenen Chief Investment Officer und Transaktionsmanager in der EUSOLAG etabliert, der durch seine Expertise in verschiedenen Projekten für Investoren sowie bei der Verhandlung mit Banken einen positiven Track Rekord auszuweisen hat.

„Insofern lautet unser Ziel in den nächsten fünf Jahren, einen Exit entweder via Trade Sale oder aber über einen Aktien-Börsengang der EUSOLAG zu initiieren und erfolgreich über die Bühne zu bringen.“
Ivan Sirakov

BondGuide: Herr Spinnler, wann qualifiziert sich ein Objekt für einen Ankauf, konkret: Welche Kriterien legen Sie bei der Due Diligence u.a. in puncto Anlagengröße, Investitionsvolumen und Profitabilität der Anlagen zugrunde – wie erfolgt im Anschluss die Finanzierung?
Spinnler: EUSOLAG schaut sich Anlagen mit einer Gesamtgröße von zwei bis 15 MW an. Wir sehen unsere Rolle und Stärke in der Konsolidierung kleinerer bis mittelgroßer Projekte, die für private Investoren zu groß und gleichermaßen für Institutionelle zu klein sind. Die Profitabilität hängt sicherlich immer vom langfristig abgeschlossenen Stromabnahmepreis ab; dieser wird in einem sogenannten Power Purchase Agreement, kurz PPA, abgeschlossen. Hierbei ist hervorzuheben, dass uns neben den traditionellen Versorgern auch zunehmend Industrielle sowie Technologiekonzerne direkt ansprechen. Die Finanzierung stemmt die EUSOLAG gegenwärtig durch langfristige Senior-Finanzierungen bei traditionellen Banken.

BondGuide: Sie verweisen darauf, dass jedes Objekt vom ersten Tag an einen positiven Cash Flow produzieren muss: Wie gestalten sich demnach Einspeisevergütungen und Stromabnahmeverträge (PPAs) und wie stellen Sie die „dauerhafte“ Betriebsfähigkeit und Instandhaltung der Anlagen sicher?
Sirakov: Es ist wichtig, eindeutig klar zu machen: Die Zeiten staatlicher Subventionen als Treiber der Solarparks sind vorbei. Heute steuert die Nachfrage nach grüner, nachhaltiger sowie „politisch korrekter“ Energie das Wachstum der Anlagen und Parks. Die Anlagen werden insofern auf der Basis einer strukturierten Finanzierung übernommen – ähnlich einer klassischen Immobilie, allerdings ohne Mietausfallrisiko. Meistens handelt es sich um sogenannte Share Deals mit Zweckgesellschaften, die eigens für jeden neuen Solarpark aufgesetzt werden und über einen individuellen Unterhaltungs- sowie Versicherungsvertrag verfügen.
Spinnler: Das sind zugleich auch die Grundbedingungen der Banken für eine langfristige Senior-Finanzierung. Lokale Partner kümmern sich dann um die Sicherheit, den Unterhalt sowie die technische Wartung der Anlagen.

„Hervorzuheben ist, dass uns neben den traditionellen Versorgern auch zunehmend Industrielle sowie Technologiekonzerne direkt ansprechen.“
Daniel Spinnler

BondGuide: … wie steht die EUSOLAG in Anbetracht dessen gegenwärtig unter finanziellen Gesichtspunkten da?
Sirakov: EUSOLAG wurde ja bisher von zwei Schweizer Investoren sowohl auf der Eigen- als auch auf der Fremdkapitalseite finanziert, um das erste Projekt zu initiieren und einen operativen Proof-of-Concept zu erlangen. Die weiteren Finanzierungen werden auf der Basis eines Committed Capital von den beiden Schweizer Investoren direkt und auch indirekt über Bankable-Garantien beigesteuert.

BondGuide: Ihr „Buy-and-Hold“-Ansatz besticht vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise durch eine gewisse Krisen-Resilienz. Dennoch: Welche konkreten Risiken haben Sie bislang identifizieren können: Wie gelingt Ihnen deren „Heilung“?
Sirakov: In der Tat leben wir gerade in dynamischen Zeiten; wir sind froh, dass sich die Europäische Union auf allen Fronten aktiv engagiert. In dieser Umgebung schließen wir kein Risiko aus, obgleich wir natürlich stets versuchen, die Chance des Eintretens zu minimieren, indem wir z.B. nicht nur auf wenige Anlagen setzen, sondern unser Portfolio bewusst breitgestreut in kleineren Anlagen halten. So bleiben wir flexibel im Hinblick auf alle physischen, kommerziellen sowie finanziellen Herausforderungen.

„Die Zeiten staatlicher Subventionen als Treiber der Solarparks sind vorbei. Heute steuert die Nachfrage nach grüner, nachhaltiger sowie „politisch korrekter“ Energie das Wachstum der Anlagen und Parks.“
Ivan Sirakov

BondGuide: Wie sieht es in Ihrem Marktumfeld eigentlich mit Wettbewerbern aus? Mir fallen hier auf Anhieb kapitalmarkterprobte Emittenten wie eine Encavis, Energiekontor, reconcept oder Photon Energy etc. ein – wie besteht eine EUSOLAG neben diesen Konkurrenten; was unterscheidet sie von diesen?
Sirakov: Wir haben den Markt grundlegend analysiert und uns bewusst für das sogenannte kommerzielle Segment entschieden. Dies erlaubt uns eine gewisse Flexibilität bei der Auswahl der Finanzierung, der physischen Sicherstellung sowie bei kommerziellen Verhandlungen. Wir sehen uns insofern mehr als sogenannter „Weightlifter“ für die Großen der Branche, denn als Mitbewerber.

BondGuide: Um Ihren Portfoliobestand kontinuierlich auszubauen, müssen Sie stets eine Finanzierung auf die Beine stellen – dafür sicherlich auch der Emissionserlös?
Spinnler: Wie vorhin erwähnt, ist unser Eigenkapital am teuersten. Durch unsere Anleihe bekommen wir nun ein zusätzliches Instrument an die Hand, dieses zu unterstützen. Es gibt uns außerdem die Freiheit, bei attraktiven Off-Market-Projekten schnell zuzuschlagen.

„Wir sehen uns insofern mehr als sogenannter „Weightlifter“ für die Großen der Branche, denn als Mitbewerber.“
Ivan Sirakov

BondGuide: Kommen wir konkret zur neuen Anleihe: Wie lauten die Keyfacts und warum der Weg einer institutionellen Privatplatzierung mit anschließender Notierungsaufnahme („iPPmaNA“)?
Sirakov: Unser „Energy Liberty Bond“ 2022/27 verfügt über eine Laufzeit von fünf Jahren und bezahlt einen jährlichen Kupon von 6,25%. Die erste Anleihetranche über 10 Mio. EUR ging im Wege einer reinen europaweiten Privatplatzierung einzig an drei institutionelle Investoren. Diese Investoren benötigen für die monatliche NAV-Berechnung sowie für deren Jahresabschluss stets auch die Preisermittlung des Finanzinstruments, in welches investiert wurde. Diese wird durch die Notierungsaufnahme der Anleihe an einer Börse gewährleistet, wobei es hierbei mindestens drei unabhängige Börsenplatznotierungen benötigt. Dieses ist wohl mit einem Bondlisting an der Frankfurter, Stuttgarter und Düsseldorfer Börse gegeben, an denen die EUSOLAG-Anleihe eine täglich fixierte preisliche Indikation erhält. Zudem wird der Green Bond auch bei Lang & Schwarz sowie auf der UBS-Plattform Bond Port, auf der rund 3.000 Schweizer Vermögensverwalter angeschlossen sind, täglich gepreist.

BondGuide: Wie Sie soeben angaben, wurden in einem ersten Schritt zunächst nur 10 Mio. EUR unter der bestehenden Anleihe mittels Private Placement eingesammelt – wie weit kommt die EUSOLAG mit diesem Emissionserlös?
Sirakov: Mit der ersten Anleihetranche sind wir in der Lage unsere derzeitige Pipeline mit einer Gesamtkapazität von über 60 MWp in den kommenden Monaten zeitnah abzuarbeiten und diese erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

BondGuide: …also emittieren Sie die Anleihe quasi „on Demand“?
Sirakov: Exakt. Bei unserer Unternehmensanleihe handelt es sich um einen sogenannten „Bond-on-Demand“. Wir als EUSOLAG möchten ja effizient bleiben und somit immer nur dann neue Anleihetranchen begeben, wenn wir dahinter auch genügend investitionswürdige Solarpark-Projekte haben, um das Geld zielgerichtet zu allokieren. Das heißt, wir wollen aus ökonomischer Sicht das Produzieren negativer Zinsen vermeiden. Neue Anleihegelder sollen insofern möglichst nur dann abgerufen werden, wenn wir als EUSOLAG diese auch zeitnah und unmittelbar in Cash-Flow-positive Solarprojekte investieren können.

„Mit der ersten Anleihetranche sind wir in der Lage unsere derzeitige Pipeline von über 60 MWp in den kommenden Monaten zeitnah abzuarbeiten und diese erfolgreich zum Abschluss zu bringen.“
Ivan Sirakov

BondGuide: Gegenwärtig scheint nichts mehr ohne die Betonung von ESG oder ‚grüner‘ Investment Case zu gehen – das Siegel „Green Bond“ von ISS ESG also etwas Verkaufstaktik oder fundamental gerechtfertigt?

Spinnler: Unsere institutionellen Investoren haben auf eine Zertifizierung sowie das „Green Leaf“ im institutionellen Banksystem von Bloomberg bestanden, bei dem die Allokation der Anleiheerlöse durch ein „Drittpartei-Due Diligence“ jährlich überprüft wird. Um in diesem Umfeld zu bestehen, musste die EUSOLAG alle Voraussetzungen erfüllen, um eine Zertifizierung als grüne Anleihe zu erhalten. Dessen ungeachtet war es das Bedürfnis der EUSOLAG-Aktionäre, ein hauseigenes Green Bond Framework aufzusetzen, nach dem alle Emissionserlöse aus der Anleihe für die vordefinierten Bereiche anzuwenden sind.

Ivan Sirakov, EUSOLAG

BondGuide: Zum Abschluss: Wo sehen Sie sich und die EUSOLAG in fünf Jahren?
Sirakov: Mit einer gewissen Zuversicht wird die EUSOLAG bis 2027 einen Anlagenbestand von etwa 500 MWp halten, was uns wiederum in die Lage versetzen wird, durch eine Kombination von Refinanzierung und Free Cash Flow, unsere Anleihe vollumfänglich und termingerecht zurückzahlen.

„Unseren Aktionäre war es ein Bedürfnis, ein hauseigenes Green Bond Framework aufzusetzen, nach dem alle Emissionserlöse aus der Anleihe für die vordefinierten Bereiche anzuwenden sind.“
Daniel Spinnler

BondGuide: Herr Sirakov, Herr Spinnler, besten Dank für Ihre Zeit, Ihre umfangreichen Erläuterungen und natürlich viel Erfolg bei der aktuellen sowie künftigen Platzierungen.

Daniel Spinnler, EUSOLAG

Interview: Michael Fuchs

*) Ivan Sirakov, CEO, EUSOLAG, ist erfahrener Experte im Bereich Corporate Finance und begleitete Buy side M&A-Transaktionen in der Immobilien- und Energiebranche sowie bei international tätigen Schweizer Private-Equity-Investoren. Zuvor war er Chief Investment and Transaction Manager bei der DESIAG Deutsche Supermarkt Immobilien AG.

*) Daniel Spinnler, Leiter Ankauf und Operationen, EUSOLAG, ist zentraler Bestandteil bei den Energie-Verkaufsverhandlungen sowie bei der technischen Einkaufs-Due-Diligence der erworbenen Solaranlagen. Zuvor war Spinnler langjähriger Managing Director beim Schweizer Energiekonzern Alpiq Holding AG, bei dem er u.a. die 300 MWp schwere „Renewables“-Sparte für ganz Europa als Head of Renewables verantwortete.

Fotos by EUSOLAG European Solar AG @ Shutterstock