„Legen auf jeden Fall wieder ein attraktives Angebot für unsere Bond-Investoren vor“ – BondGuide im Interview mit Ferratum-CFO Dr. Clemens Krause

Ferratum
Foto @ Ferratum Group

BondGuide: …sofern es die Bilanz jeweils erlaubt. Wie beurteilen Sie persönlich die Ferratum-Bilanz?
Krause: Der Leverage auf das Eigenkapital ist moderat und damit verfügen wir in dieser Hinsicht über hinreichenden Spielraum auf der Fremdkapitalseite. Natürlich mit Augenmaß. So haben wir uns Grenzen auferlegt, die auch in den jeweiligen Anleihebedingungen, oder Covenants, niedergelegt sind. Ein Debt-to-Equity von max. 3 darf nicht überschritten werden.

BondGuide: Ansonsten würde welche Strafe drohen?
Krause: Nach nordischer Struktur liefe dies in etwa so: Quartalsweise überprüft ein Treuhänder mittels Compliance-Zertifikat, ob wir unsere Anleihe-Covenants auch einhalten. Würden wir beispielsweise die Debt-to-Equity-Ratio reißen, wäre noch die Frage, ob sie innerhalb überschaubarer Zeit heilbar wäre. Falls nicht, würde der Treuhänder die Anleihe fällig stellen.

BondGuide: Das wäre aber wenig vergnüglich.
Krause: Eine ungeplante Anleihefälligkeit kann sicherlich kein Mensch wollen. Mir ist allerdings auch keine Volatilität im Kreditportfolio bekannt, die uns annähernd an diese Quote von 3,0 heranzubringen vermag. Wir liegen aktuell bei 2,3 (Q3/2018) und gehen im Jahresverlauf 2019 möglicherweise noch Richtung 2,5.

„Ein Umtauschangebot wäre eine Möglichkeit, eine planmäßige Rückzahlung der Anleihe Ferratum 2016/19 im Juni die andere“
Dr. Clemens Krause

FERRATUM DTL. FLB 2018/22 (WKN: A2LQLF)

FERRATUM DTL. FLB 2018/22 (WKN: A2LQLF)

BondGuide: Nun läuft die Anleihe 2016/19 ja bereits im Juni aus. Ist denn ein Umtausch angedacht?
Krause: Darüber haben wir noch nicht abschließend entschieden. Ein Umtauschangebot wäre eine Möglichkeit, eine planmäßige Rückzahlung im Juni die andere – mit den Mitteln aus der möglichen Tap-up-Option des Bonds 2018/22. Auf jeden Fall aber planen wir wieder ein attraktives Angebot für unsere Bond-Investoren vorzulegen.

BondGuide: Wie schaut es mit den aktuellen Geschäftszahlen aus: Stimmt die Richtung? Der Ferratum-Aktienkurs divergiert ja doch spürbar, um hier mathematisch zu sprechen.
Krause: Tatsächlich scheint sich die Aktienkursentwicklung von unseren Geschäftszahlen entkoppelt zu haben. Richtig ist, dass wir im vergangenen Jahr die Erwartung an unser Umsatzwachstum einmalig um 10% nach unten korrigieren mussten.

BondGuide
: …wohlbemerkt: das Umsatzwachstum ist gemeint, nicht der absolute Umsatz im Vergleich zum Vorjahr…

Krause: …so ist es. Das hat zu einer klaren Reaktion im Aktienkurs geführt. Wir reden hier von einer Umsatzwachstumserwartung von 260-265 Mio. EUR, nach zuvor avisierten 280+ Mio. EUR. Auf das Gesamtjahr gerechnet hat Ferratum demgegenüber rund 300 Mio. EUR Marktkapitalisierung eingebüßt, was meines Erachtens jeglicher Grundlage entbehrt. Was dabei in den Hintergrund getreten scheint, ist, dass wir seit Gründung im Jahr 2005 nun das dreizehnte Geschäftsjahr in Folge mit nennenswertem Wachstum und ordentlichem Gewinn abgeschlossen haben. Natürlich müssen wir anerkennen, dass es im vergangenen Jahr marktbedingte Effekte gab, national und vor allem international, die mit Ferratum selbst nichts zu tun haben. Zur Einordnung an dieser Stelle genannt: Im vierten Quartal letzten Jahres hat Ferratum Erlöse verzeichnet, die den Gesamtumsatz 2014 übertreffen – also eine Vervierfachung innerhalb von vier Jahren.

„Durch Pareto als führendem Intermediär in den nordischen Staaten hat sich dort ein gewisser Bond-Standard herausgebildet“
Dr. Clemens Krause

FerratumBondGuide: Lassen Sie uns noch einmal kurz zurückkommen auf einen ‚nordischen Bond‘ oder Bond nach nordischer Struktur, wie Sie ja an mehrere Stellen erwähnt hatten. Was sind denn die wesentlichen Unterschiede?
Krause: Pareto ist auf den nordischen Märkten der führende Intermediär mit überragender Platzierungsstärke. Insofern hat sich dort ein gewisser Standard herausgebildet. Wesentliche Merkmale eines Bonds nach nordischer Struktur sind beispielsweise die internationale Platzierung – also nicht abhängig von nur einem einzelnen Land –, die besonders geschützte Position der Anleihezeichner durch die obligatorische Einschaltung eines Treuhänders, der die Anlegerinteressen vertritt, höhere Qualitätsstandards durch Covenants sowie schließlich die Präferenz für variable Kupons, in der Regel abhängig vom Euribor. So hatten auch wir bei unserer 2018 begebenen Anleihe einen Kupon von Euribor plus 5,5 Basispunkten – also einen sog. Floater.

„Durch die Notierung in verschiedenen Börsensegmenten sind wir unabhängiger von Friktionen in einzelnen Märkten“
Dr. Clemens Krause

Ferratum

Dr. Clemens Krause, CFO, Ferratum Group

BondGuide: Aber Deutschland mögen Sie doch noch, oder?
Krause: Ja, wir bleiben Deutschland eng verbunden. Ferratum hat aufgrund seiner Kapitalmarkthistorie – von der ersten Anleihe 2013 über den Börsengang 2015 bis hin zu den neueren Bond-Emissionen – eine gewachsene Verbindung zum hiesigen Markt. Die – zusätzliche – Hinwendung zu den skandinavischen Ländern ist keineswegs eine Abkehr vom deutschen Markt, im Gegenteil: Unsere 2018 emittierte 100-Mio.-EUR-Anleihe haben wir ja eigens auch in den Prime Standard geholt via Dual Listing. Die besprochene nordische Struktur haben wir maßgeblich der Diversifizierung unserer Investorenschaft halber gewählt. Mit den Listings im deutschen Prime Standard sowie an der Stockholmer Nasdaq ist Ferratum an erstklassigen regulierten Märkten notiert und damit unabhängiger von Friktionen in einzelnen Segmenten, wie wir sie ja vor allem 2016 im Bereich Mittelstandsanleihen sehen mussten.

BondGuide: Herr Dr. Krause, dann auch im aktuellen viel Erfolg bei ihren kommenden Transaktionen.

Interview: Falko Bozicevic