BioTec CCI: „In den nächsten Jahren ein attraktives Beteiligungsportfolio aufbauen“

Foto @ BioTec CCI AG

Die Beteiligungsgesellschaft BioTec CCI bietet Privatanlegern frühzeitigen Zugang zu innovativen Wachstumsunternehmen aus den Bereichen Biotech und Medizintechnik, die Zeichnung bis zum 10. November auf einer speziellen Plattform. BondGuide sprach zu diesem innovativen Konzept mit den Plattforminitiatoren Hans Hinkel und SphingoTec-Gründer Dr. Andreas Bergmann.

BondGuide: Herr Hinkel, Ihr Bruder Klaus und Sie sind die Initiatoren. Stellen Sie uns die BioTec CCI doch bitte kurz vor.
Hinkel
: In den vergangenen Jahren haben wir in der Hinkel Vermögensverwaltung für Family-Office-Mandanten regelmäßig Investments in Unternehmen aus den Branchen Biotech, Medizintechnik und Gesundheit umgesetzt. An den außerbörslichen Finanzierungsrunden kann man in der Regel jedoch erst ab einem Mio.-EUR-Betrag teilnehmen. Daher haben wir im Frühling dieses Jahres die BioTec CCI ins Leben gerufen. In der Beteiligungsgesellschaft bündeln wir kleinere Beträge von Privatanlegern und investieren gemeinsam als Finanzinvestor. Wir wollen uns an Unternehmen beteiligen, die oftmals an lebensverlängernden oder -rettenden Innovationen arbeiten und auf die Privatanleger sonst keinen Zugriff hätten. So soll in den kommenden Jahren ein attraktives Beteiligungsportfolio entstehen.

BondGuide: Ihre Kapitalerhöhung läuft noch bis zum 10. November – sollte ein Anleger spezielle Kenntnisse mitbringen?
Hinkel: Wir richten uns an den erfahrenen Anleger mit einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren. Für ihn kann die BioTec CCI eine spannende Depotbeimischung sein. Daher ist die Zeichnung für Privatanleger auch auf maximal 25.000 EUR begrenzt, denn unsere Aktie ist nicht börsennotiert und wir stehen erst am Anfang. Mittelfristig ist ein Börsengang eine Option und natürlich auch eine Dividendenzahlung – insbesondere, wenn eine Beteiligung verkauft wird oder selbst an die Börse geht. Doch zunächst wollen wir ein Portfolio aufbauen, um auch das Risiko zu streuen.

„Mittelfristig sind sowohl Börsengang als auch Dividendenzahlungen Optionen.“
Hans Hinkel

BondGuide: Wie weit kommt man mit einer Kapitaleinwerbung von 3 Mio. EUR, was können Sie damit bewerkstelligen?
Hinkel: Aufgrund unserer Netzwerkpartner müssen es nicht gleich Millionenbeträge sein. So können wir in jedem Fall in einige interessante Unternehmen investieren. Grundsätzlich sind wir eine junge Gesellschaft und daher sehr schlank aufgestellt. Vorstand und Aufsichtsrat sind selbst investiert und erhalten derzeit keine Vergütung. Der Mittelzufluss soll so weit wie möglich für Investments genutzt werden. Bei den jeweiligen Finanzierungsrunden sind wir natürlich ein kleiner Investor.

BondGuide: Besteht denn schon ein Ausgangsportfolio oder sprechen wir von einem Blind Pool, d.h., das Portfolio muss erst akquiriert werden, sobald die Finanzmittel eingeworben wurden?
Hinkel: Kurz nach unserem Start haben wir uns im Mai 2021 als Co-Investor an der SphingoTec GmbH beteiligt. Für weitere Investments machen wir jetzt die Kapitalerhöhung. Eine Shortlist mit Kandidaten haben wir bereits.

BondGuide: SphingoTec ist Ihr Stichwort, Herr Dr. Bergmann – Sie sind Netzwerkpartner und auch Gründer der SphingoTec.
Bergmann: Bei der SphingoTec arbeiten wir an der nächsten Generation der Biomarker. Wir geben Blut auf eine Plastikunterlage, ähnlich einer Musik-CD. Dann stecken wir diese in ein Lesegerät und innerhalb von 20 Minuten bekommt der Arzt ein eindeutiges Ergebnis zu Nieren-, Endothel-[1] und Herzfunktionen. Zeit ist ganz entscheidend, denn beim septischen Schock verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit jede Stunde um 7%. Daher bin ich überzeugt, dass jeder unserer drei Biomarker langfristig Blockbuster-Potenzial hat.

„Ich bin überzeugt, dass jeder unserer drei Biomarker langfristig Blockbuster-Potenzial hat.“
Dr. Andreas Bergmann

BondGuide: Weitgehend unbekannt ist, dass auch COVID-19 bei schwerem Verlauf zum septischen Schock und Multiorganversagen führt. Adressieren Sie das ebenfalls?
Bergmann
: Richtig. COVID-19 hat aufgedeckt, dass die Medizin in den vergangenen 60 Jahren die Infektionskrankheiten vernachlässigt hat. Dabei starben schon vor COVID-19 weltweit jährlich 11 Millionen Menschen mit oder an einer Sepsis. Durch COVID-19 bekommt unser Thema wieder mehr Aufmerksamkeit – von Investoren und der Politik. Zwar können Medikamente COVID-19 nicht verhindern, aber die Intensivbehandlungen und Sterblichkeit deutlich reduzieren. Dazu wollen wir beitragen.

„Ein Kandidat in unserer Pipeline geht vielleicht schon kommendes Jahr in den USA an die Börse.“
Hans Hinkel

BondGuide: Welche Perspektive besteht generell bei den angestrebten Co-Investments, ggf. auch ein späteres IPO bei aussichtsreichen Kandidaten?
Hinkel: Bei den Investments ist in der Regel der Verkauf an Big Pharma oder ein Börsengang das Ziel. Ein Kandidat in unserer Pipeline geht vielleicht schon kommendes Jahr in den USA an die Börse. Da würden wir uns sehr gerne vorher noch beteiligen.

BondGuide: Bei einer Investmentgesellschaft investiert ein Anleger vor allem in die Köpfe dahinter. Wer sind die ‚Macher‘ hinter BioTec CCI?
Hinkel: Wir haben in unserem Team jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Unternehmensführung, Kapitalanlage, Biotechnologie und Medizintechnik gebündelt. Dem Aufsichtsrat gehört etwa Dr. Olaf Stiller an. Er hat u.a. die inzwischen börsennotierten Nanorepro und Formycon gegründet. Stolz sind wir auch auf unsere Netzwerkpartner – allesamt renommierte Branchenexperten. Sie haben als Gründer der B.R.A.H.M.S. deutsche Biotechgeschichte geschrieben. B.R.A.H.M.S. hat den bisherigen ‚Goldstandard‘ der Sepsis-Biomarker entwickelt und wurde 2009 für 480 Mio. USD an Thermo Fisher verkauft.

„COVID-19 hat aufgedeckt, dass die Medizin in den vergangenen 60 Jahren die Infektionskrankheiten vernachlässigt hat.“
Dr. Andreas Bergmann

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BondGuide: Welchen Subsektor sehen Sie als attraktivsten Bereich für die nächsten Jahre: Krebsforschung, Medizintechnik, Digitalisierung, Immunologie etc.?
Bergmann: Derzeit konzentrieren wir uns auf das Thema Sepsis. Es wird seit Jahren von der Pharmaindustrie gemieden – doch gerade das macht sie für mich so spannend. Meiner Meinung nach wurde in der Vergangenheit der falsche Ansatz gewählt. Es wurde nach einem Medikament gesucht, das allen Patienten nutzt. Dafür ist die Sepsis mit einer Vielzahl lebensbedrohlicher Krankheitsverläufe jedoch zu komplex. Unser Ansatz ist die Präzisionsmedizin. Dabei haben wir in den vergangenen Jahren zunächst die eigentliche Todesursache der Sepsispatienten identifiziert. Auf Basis der jeweiligen Diagnose kann dann individuell therapiert werden. Dieser Ansatz ist bisher sehr erfolgreich.

BondGuide: In Deutschland wird ja häufig lamentiert, selbst professionellen Investoren fehle der naturnotwendige Weitblick für Investitionen in Medizintechnik und Gesundheitsforschung. Wie sehen Sie das?
Hinkel: In der Tat fehlt Investoren hierzulande oft die Geduld, um ein forschendes Unternehmen bis zum Marktdurchbruch zu begleiten. Vielleicht trägt die Erfolgsgeschichte von BioNTech dazu bei, Unternehmen die Zeit zu geben, um eigenständig zum Konzern heranzuwachsen. Dies gilt übrigens ebenfalls für die Tech-Szene: Auch dort erliegen Gründer und Investoren oft dem schnellen Geld.

BondGuide: Herr Hinkel, Herr Dr. Bergmann, ganz herzlichen Dank an Sie beide für die gut verständlichen Einblicke!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Das Interview erschien originär am 05. Oktober 2021 mit der Veröffentlichung der BondGuide-Jahresausgabe „Anleihen 2021“.

[1]   Das Endothel ist eine dünne Schicht, die das Innere von Blutgefäßen auskleidet. Es dient als Barriere zum Gewebe, produziert aber z.B. auch Stickstoffmonoxid, das der Regulation im Herz-Kreislauf-System dient.