Wachstumsdynamik versus Inflation – Fed unter Zugzwang

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Die Schnellschätzungen der Markit-Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und für die USA zeigen auch für die kommenden Monate eine zunehmende Produktionsdynamik an. Während der Gesamtindex für die Eurozone im Vergleich zum Vormonat noch einmal leicht auf 60,6 Punkte zulegen konnte – insbesondere durch einen deutlichen Anstieg der Geschäftserwartungen in vielen Dienstleistungssektoren nach den erfolgten Lockerungen von coronabedingten Shutdown-Maßnahmen – gab der US-Index relativ deutlich von 63,7 Punkten im Juni auf 59,7 Punkte nach. Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel

Auch hier war es vor allem der Dienstleistungssektor, der für die – in diesem Fall negative – Veränderung verantwortlich war. Dabei berichteten die befragten Unternehmen von einer zwar weiter hohen, aber durch die Preissteigerungen der letzten Monate gedämpften Nachfrage nach ihren Produkten. Zudem lasten anhaltend stark steigende Inputkosten sowie Schwierigkeiten bei der Besetzung freier Stellen auf der Stimmung.

Vor allem die Situation am Arbeitsmarkt mit einer trotz des derzeitigen wirtschaftlichen Booms mit knapp 6% im Vergleich zum Vorkrisenniveau bei etwa 3,5% immer noch relativ hohen Arbeitslosigkeit könnte die US-Notenbank Fed in dieser Woche in Argumentationsschwierigkeiten bringen.

Offensichtlich passen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt derzeit strukturell nicht überein. Da das Ziel der Fed einer möglichst hohen Beschäftigung noch nicht erreicht ist, gleichzeitig aber die Inflationsraten im Juni weiter deutlich anzogen (5,4% bzw. 4,5% in der Kernrate), befindet sich die Fed zunehmend in einem Zielkonflikt, denn inflationsbedingt wäre ein weniger expansiver geldpolitischer Kurs offensichtlich geboten.

Damit hat die Pressekonferenz von Fed-Präsident Jerome Powell in dieser Woche ein deutlich größeres Potenzial, die Märkte zu bewegen als die EZB-Sitzung in der vergangenen Woche.

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Fraglich ist, ob Powell seine bisherige Argumentation verändert, nach der die derzeitigen inflationären Effekte rein temporär seien und quasi von allein wieder verschwänden. An den liquiditätsabhängigen Börsen wird man daher jedes Wort Powells auf die Goldwaage legen, um auf Anzeichen einer absehbaren Veränderung des geldpolitischen Kurses in den kommenden Monaten umgehend reagieren zu können.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

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