Ein dermaßen aktives erstes Quartal für Anleihe-Neuemissionen wie 2021 gab es unseren Aufzeichnungen nach noch nie. Was steckt dahinter?
Eine naheliegende Erklärung wäre die folgende: 2020 gingen praktisch sämtliche Kapitalmärkte mit stolz geschwellter Brust in das neue Jahr. Doch vor genau einem Jahr dann: Corona. Montag vor einem Jahr befanden wir uns plötzlich im Lockdown 1.0.
Damals wussten wir natürlich noch nicht, dass es nicht der letzte werden sollte. Aufgrund des wenig überraschenden Crashs an allen Börsenplätzen rund um den Globus mussten bereits fertig ausformulierte Emissionsvorhaben auf Eis gelegt werden.
Es folgte: ein verlorenes Quartal II. Kein unbedeutendes, ist der Zeitraum April bis Juni normalerweise der wichtigste neben September bis November. Die aufgestaute Bugwelle brach sich dann auch tatsächlich im vierten Quartal 2020 ihren Lauf und machte das „Lost Quarter“ wieder wett.
Dachten wir jedenfalls. Eine zweistellige Anzahl an Emissionen im ersten Quartal dieses Jahres ist über jeden Vergleich erhaben. Zum Vergleich: Im exorbitant guten und börsenseitig völlig störungsfreien Jahr 2019 starten unsere Aufzeichnungen im April: mit einer institutionellen Privatplatzierung von Nordwest Industries.
Also weiterhin Bugwelle aus 2020 etwa? Die zweite, auch nicht zu fern liegende Erklärung wäre eine Überlagerung aus zwei übergeordneten Trends: Zum einen brauchen viele Mittelständler aufgrund des Corona-Dämpfers dringend frisches Kapital. Nicht notwendigerweise, um zu überleben, sondern zur Überbrückung bis zum wie auch immer gearteten Status-quo ante. Gleichzeitig werden die Finanzinstitute aufgrund ihrer ureigenen Probleme immer restriktiver.
Meines Erachtens überlagen sich diese Trends – und wo sie übereinander laufen, ergibt sich ein Wellenhügel. Vielleicht sogar ein Kaventsmann. Das erste Quartal 2021 würde ich als solchen durchgehen lassen. Womöglich nicht der letzte.
Falko Bozicevic,
BondGuide
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