Höhere Anleiherenditen machen Mischportfolien attraktiver

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Wann es zu den von den Marktteilnehmern erwarteten Zinssenkungen kommt, dürfte vor allem von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Die französisch-deutsche Privatbank ODDO BHF erwartet eine leichte Abschwächung des volkswirtschaftlichen Wachstums im Jahr 2024. Die Situation an den Arbeitsmärkten ist nach wie vor günstig, die Arbeitslosigkeit moderat. Die finanzielle Lage der Unternehmen und privaten Haushalte ist trotz der gestiegenen Zinslasten weiterhin robust. „Wir erwarten keine schwere Rezession, obwohl sich das volkswirtschaftliche Wachstum nach zehn Zinserhöhungen im Euroraum und elf Leitzinsanpassungen in den USA im nächsten Jahr vermutlich abschwächen wird“, schreibt Prof. Dr. Jan Viebig, CIO von ODDO BHF SE. „Wie schon im Jahr 2023 sollte sich die Wirtschaft in den USA etwas besser entwickeln als im Euroraum.“

Spielraum für erste Leitzinssenkungen
Wenn sich diese Einschätzung bestätigt, könnten sich im weiteren Verlauf des Jahres sowohl in Europa als auch in den USA Spielräume für erste Leitzinssenkungen ergeben. „Die Marktteilnehmer, die gerne von einem Extrem ins andere fallen, sehen derzeit für das nächste Jahr Zinssenkungen um 1,25 Prozentpunkte in den USA und 1,5 Prozentpunkte im Euroraum voraus. Dies erscheint uns angesichts der noch immer recht hohen Kern-Inflationsraten von 4,0% in den USA und 3,6% im Euroraum sowie deutlich steigender Arbeitskosten von 4,3% in den USA (3. Quartal) und 4,6% in der EWU (2. Quartal) etwas zu aggressiv, doch dürfte die Geldpolitik im neuen Jahr einen Kurswechsel vollziehen.“

Höhere Anleiherenditen machen Mischportfolien attraktiver
Trotz der jüngsten Rückgänge bewegen sich die aktuellen Anleiherenditen weiterhin auf Niveaus, die man in Europa und den USA über viele Jahre nicht gesehen hatte. „Wer auf diesem Niveau längerfristig investiert, sichert sich eine interessante Rendite“, so Viebig. „Insofern tendieren wir grundsätzlich zu Anleihen mit längeren Laufzeiten bzw. zu einer etwas überdurchschnittlichen Duration.“ Darüber hinaus könnten sich durch Leitzinssenkungen Chancen auf Kursgewinne ergeben.

Die Erholung der Renditen bedeutet ODDO BHF zufolge auch, dass Mischportfolien wieder attraktiver sind. Die veränderte Renditelandschaft dürfte dazu beitragen, dass diese künftig wieder eine größere Rolle in der Portfoliostrategie der Anleger spielen. Das gilt umso mehr, als sich die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen normalisieren sollte. Jan Viebig führt aus: „Wir erwarten, dass die aufgrund des Angebotsschocks stark gestiegene Korrelation zwischen Aktien und Renten wieder abnehmen wird. Dadurch wird der diversifizierende, sprich risikosenkende Effekt, einer Beimischung von Renten in ein gemischtes Portfolio wieder zunehmen. 2024 könnte daher ein erfolgreiches Jahr für Multi-Asset Lösungen werden.“

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Ausgewogene Chancen und Risiken bei Aktien – Selektivität gefragt
Anfang November hatte ODDO BHF die Positionierung am Aktienmarkt von leicht untergewichtet auf neutral heraufgesetzt. Angesichts der kräftigen Kursgewinne im November war dies eine gute Entscheidung. „Die neutrale Positionierung entspricht unserer Wahrnehmung, dass Risiken und Chancen an den Aktienmärkten derzeit relativ ausgewogen sind“, erläutert Jan Viebig. Vor dem Hintergrund verhaltener Wachstumsaussichten laste die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen auf den Unternehmen, und die schwächere Nachfrage erschwere die Überwälzung der steigenden Zins- und Arbeitskosten. Der Druck auf die Margen könnte also zunehmen. Auf der anderen Seite dürften die Aktienmärkte im neuen Jahr vom Ende der Zinserhöhungen und von wahrscheinlich sinkenden Zinssätzen profitieren. Zudem wird sich das Gewinnwachstum im nächsten Jahr beschleunigen. „Und schließlich sind die Bewertungen nicht generell hoch“, schreibt Viebig. Allerdings sollte man bei der Aktienauswahl auch im nächsten Jahr selektiv bleiben.

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Qualitätstitel aus Technologie, Gesundheit und Luxus bevorzugen
Zyklische Werte, die besonders anfällig gegen konjunkturelle Risiken sind, sollte man meiden, und sich auf defensive Titel sowie auf Qualitätsaktien und Wachstumswerte konzentrieren. „Wir bevorzugen Unternehmen, die unter anderem eine hohe Kapitaleffizienz aufweisen, mäßig verschuldet sind und an langfristigen Wachstumstrends teilhaben. Wir denken hier vor allem an den Technologiesektor, insbesondere im Umfeld von Künstlicher Intelligenz, aber auch an den Gesundheitssektor, der von demographischen Faktoren profitiert, oder an den Luxusgüterbereich, der von steigenden Einkommen in den Schwellenländern getragen wird.“

Prof. Dr. Jan Viebig, ODDO BHF

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