Italiens Zinsen steigen bei Anleiheauktion – Nachfrage stabil

ROM/FRANKFURT (dpa-AFX) – Italien pumpt im unsicheren Umfeld Investoren an – und kommt glimpflich davon. Bei einer Anleiheauktion zogen die Zinsen am Donnerstag nur moderat an, wie Angaben der italienischen Schuldenagentur in Rom zeigen. Dabei war der Zeitpunkt heikel: Zuletzt stieg das Misstrauen der Anleger gegenüber Staatsanleihen der Euro-Krisenländer wieder. Analysten machen das Verfahren zur Euro-Rettung vor dem Bundesverfassungsgerichts und die Angst vor dem Ende der Billiggeld-Flut verantwortlich. Zudem fürchten sich die Märkte offenbar vor neuen Schuldenschnitten. Vor diesem Hintergrund werteten Händler die Versteigerung als Erfolg.

2,38 Prozent Zinsen musste Italien bieten, um sich für drei Jahre frisches Geld zu leihen. Bei der letzten Auktion am 13. Mai waren es noch 1,92 Prozent gewesen. Die Kreditaufnahme über 15 Jahre kam die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft hingegen sogar etwas günstiger zu stehen als zuletzt – die Zinsen gingen von 4,68 Prozent auf 4,67 Prozent zurück. Insgesamt sammelte das Schatzamt 4,9 Milliarden Euro ein und konnte sein Ziel damit annähernd erreichen. Die Nachfrage blieb stabil. Im Vergleich zu den bisherigen Höhepunkten der Schuldenkrise bleiben auch die Zinsen auf niedrigem Niveau. Allerdings könnten sie nach Einschätzung von Experten zunächst durchaus wieder klettern.

Für Unsicherheit sorgt das Bundesverfassungsgericht: Die Richter stellen das Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB), notfalls in großem Stil Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen, in Frage. Damit ist das effektivste Instrument, um die Finanzmärkte ruhigzustellen, auf dem Prüfstand. Nach zweitägiger Anhörung von Experten hat das Gericht bislang zwar wenig Neues geliefert. Ein Urteil wird ohnehin erst im Herbst erwartet. Allerdings hätten die Richter Sorgen entflammt, dass Deutschland umfassende Änderungen der EU-Verträge fordern könnte, damit die EZB ihr Anleihekaufprogramm wirklich startet, sagt Commerzbank-Expertin Peggy Jäger.

Viele Anleihemärkte stehen ohnehin unter Druck, weil Anleger fürchten, die US-Notenbank Fed könnte ihre weit geöffneten Geldschleusen zu schließen beginnen. Die Währungshüter tagen in der nächsten Woche. Spekulationen über eine Drosselung der milliardenschweren Anleihekäufe, mit denen die Wirtschaft angeschoben werden soll, halten Anleger in Atem. Aus Angst vor einem Ende des billigen Geldes, bauen Investoren ihre Positionen in riskanteren Anlageklassen ab. Anleihen aus den Euro-Krisenländern leiden zusätzlich unter Befürchtungen weiterer Umschuldungen. Die Debatte wurde mit Blick auf Griechenland zuletzt wieder vom Internationalen Währungsfonds (IWF) angestoßen./hbr/jsl