Folgen für die Anleihegläubiger
Mit dem Default des Golden-Gate-Bonds hatte der Markt für Mittelstandsanleihen nicht nur seinen insgesamt 22. Ausfall zu verkraften (vgl. insolvente Mittelstandsemittenten), sondern auch den ersten Ausfall einer Unternehmensanleihe, die in diesem Jahr regulär zur Ablösung stand.
Creditreform hat das Unternehmensrating inzwischen auf D angepasst und das zuletzt noch gültige Emissionsrating u.a. wegen nicht ausreichender Informationen bis auf Weiteres ausgesetzt.
Quelle: BondGuide-Research; ohne Berücksichtigung der Insolvenz von MT-Energie (8.10.2014)
Nach dem gestellten Insolvenzantrag fragen sich die Bondholder, wie es weitergeht und ob sie ihre investierten Mittel wiedersehen, jedenfalls welchen Teil davon. Fest steht, die termingerechte Anleiherefinanzierung ist gescheitert. Das heißt aber nicht, dass die Investorengelder vollständig verloren sein müssen. Als Projektentwickler mit dem Ziel der anschließenden Objektveräußerung dürfte auch das neue Management im Wege der finanziellen Sanierung daran interessiert sein, die Investorengespräche zügig fortzusetzen und die genannten Immobilienobjekte zeitnah und im Sinne der Gläubiger zu veräußern. Daneben sieht der Treuhandvertrag selbst im Fall einer Insolvenzeröffnung ein ordentliches Vertragsende frühestens mit der vollständigen Verwertung der Sicherheiten nebst Erlösauskehr vor (vgl. § 10 Nr. 2 im Treuhandvertrag, S. 65 Wertpapierprospekt). Es sei denn, im Verlauf wird Masseunzulänglichkeit angezeigt. Davon ist derzeit aber nicht auszugehen.
Inzwischen versicherte Mayrhofer + Partner, die für die Golden-Gate-Emission als Treuhänder fungieren, auf Anfrage von BondGuide, „dass das Treuhandverhältnis trotz der Insolvenz […] weiter besteht“. Weiterhin hieß es: „Wir sind derzeit in Gesprächen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Axel Bierbach und dem Geschäftsführer der Golden Gate Leipzig GmbH, Herrn Dr. Hans Volckens. Wir haben angeregt, eine Anleihegläubigerversammlung einzuberufen, in der wir alle Anleihegläubiger gleichermaßen informieren, das weitere Vorgehen diskutieren und von den Anleihegläubigern beschließen lassen wollen. Es geht vor allem darum zu entscheiden, wie die Immobilie in Leipzig verwertet werden soll.“ Bei einem solchen Treffen soll auch zum aktuellen Verkehrswert des Besicherungsobjekts, der Liegenschaft in Leipzig, Stellung genommen werden, betonte der Treuhänder.
Laut Golden Gate befinden sich zwei „Gesundheitsimmobilien“ in Leipzig und Amberg im Besitz der Gesellschaft, wobei für das Objekt in Amberg entgegen ursprünglicher Pläne ein Mischkonzept weg von der medizinischen Nutzung hin zu Gewerbe/Wohnen umgesetzt werden soll. Aktuelle Wohnimmobilienprojekte auf der Insel Sylt (zwei Landhäuser im Friesenstil, für die bereits seit 2011 eine „konkret avisierte“ Veräußerungsabsicht bestehen würde – Anm. d. Red.: Die Realitätsnähe solcher Aussagen wird jetzt natürlich mehr denn je angezweifelt.) seien fertig entwickelt und würden nach wie vor in der Vermarktung stehen. Ein weiteres Wohnimmobilienprojekt, für das eine erweiterte Baugenehmigung vorliegen soll, befindet sich in Hamburg. Zuletzt eingebracht wurde das Grundstück Seepark Neubrück (südlich von Berlin), das bereits zum Teil an Erwerber veräußert wurde.
Fazit
Inwieweit die Insolvenzsituation die Realisierung der jeweiligen Objekte bzw. den beabsichtigten Objekt(teil)verkauf ggf. nachteilig beeinflussen wird, ist noch nicht absehbar. Bondholder werden also auch im Fall der Golden-Gate-Insolvenz zunächst die weiteren Verfahrensschritte abwarten müssen. Allerdings stehen sie nicht allein: Neben verschiedenen Anlegerschutzkanzleien, die jetzt ihre anwaltliche Unterstützung anbieten, rufen auch Investorenschutzverbände wie der DIU e.V. zur gemeinsamen Interessensbündelung im Vorfeld einer der nächsten Gläubigerversammlungen auf.
Michael Fuchs, Falko Bozicevic
Golden Gate: Ein Nachruf in vier Teilen
Teil 1: Insolvenzgründe
Teil 2: Creditreform zur Werthaltigkeit des Besicherungsobjekts
Teil 3: Uwe Rampold zur Anleihenrückführung (aktualisiert am 13.10.14)
Teil 4: Folgen für die Anleihegläubiger (aktualisiert am 13.10.14)
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