Kurskorrekturen – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

ESG-Themen spielen bei Wünschen von Anlegenden gegenüber börsennotierten Unternehmen heute bereits eine wichtige Rolle – Institutionelle müssen die drei magischen Buchstaben häufig sogar ohnehin bereits obligatorisch berücksichtigen.

Eine neue Studie von Diligent, einem weltweit führenden in der Bewertung von Governance-Risiken, zeigt, dass sowohl europäische und noch mehr US-amerikanische Kapitalmarktemittenten sich zunehmenden ‚Shareholder-Aktivitäten‘ gegenübersehen: In den USA sind drei von vier Unternehmen von entsprechenden Forderungen ihrer Anlegerschaft betroffen.

Am einfachsten lassen sich naturgemäß Umweltthemen adressieren, also das E im Dreierpack, und entsprechende Forderungen formulieren, da am offensichtlichsten auch für Außenstehende zu identifizieren – man muss nicht direkt in der Firma arbeiten, um ggf. Missstände zu entdecken oder aber auch vorbildliches Engagement mitzubekommen – Greentalking lässt hier jedoch auch bereits grüßen.

Schwieriger sind da schon das S und das G. Shareholder-Forderungen betreffen schon viele Personalfragen führender Organträger. Da heutzutage praktisch jeder Lebenslauf öffentlich ist bzw. sogar verfügbar gemacht werden muss – die sozialen Medien lassen darüber hinaus ebenfalls grüßen –, können Investor:innen fast direkt mitreden, wenn es um wichtige Positionen geht. Das betrifft inzwischen nicht nur den Aufsichts- und Verwaltungsrat.

Bei europäischen Unternehmen forderten Aktionär:innen bei 43 Unternehmen bestimmte Personen zu ernennen – und in 29 Fällen deren Abberufung vom Präsentierteller. In den USA war das Verhältnis mit zwei zu eins etwas freundlicher.

Foto: © Buffaloboy – stock.adobe.com

Große Kapitalmarktemittenten können sich diesen eingeforderten Kurskorrekturen häufig nur mit Bauchschmerzen entziehen – Starrsinn mag für eine Weile helfen, künftig allerdings zunehmend weniger. Man erinnere sich nur, wie unser größtes deutsches Finanzhaus in den vergangenen zwei Jahrzehnten in die internationale Bedeutungslosigkeit gelotst wurde. Wo war ESG, als man es brauchte?

Falko Bozicevic,
BondGuide

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