EZB-Direktor Asmussen warnt vor Negativzinsen auf Bankeinlagen

BERLIN (dpa-AFX) – EZB-Direktor Jörg Asmussen hat abermals vor einer noch expansiveren Geldpolitik gewarnt. Insbesondere die Möglichkeit, die Kreditvergabe der Banken über eine Art ‚Strafzins‘ anzukurbeln, bewertete Asmussen am Montag in Berlin zurückhaltend. ‚Man sollte sehr vorsichtig sein bei der Diskussion, ob die EZB einen negativen Einlagenzins einführen könnte‘, sagte das deutsche Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK). Negativzinsen könnten sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen.

Die Debatte um einen negativen Zins auf Einlagen, die die Geschäftsbanken bei der EZB unterhalten, hatte sich zuletzt beschleunigt. Auch Notenbankchef Mario Draghi will die Option nicht ausschließen. Negative Zinsen auf Bankeinlagen gelten als Möglichkeit, die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen anzukurbeln. Bisherige Erfahrungen in anderen Ländern zeigen aber, dass die gewünschte Wirkung nicht eintreten muss. Vielmehr kann der Effekt sogar ins Gegenteil umschlagen. Zuletzt hatte auch der Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, das Instrument nicht ausgeschlossen.

Derzeit finde in den Reihen der EZB eine ‚offene Diskussion‘ über die Thematik statt, sagte Asmussen. Einige ranghohe Notenbanker zeigten sich dabei offener als andere. Zu letztgenannten zähle er sich selbst. Asmussen bekräftigte seine grundsätzlichen Vorbehalte gegen eine zu lang anhaltende Niedrigzinspolitik. Als Folge dessen zögen sich Anleger infolge geringer Renditen auf Staatsanleihen immer mehr aus den Bondmärkten zurück und investierten stattdessen verstärkt in die Aktienmärkte. ‚Wir müssen das im Auge behalten‘, sagte Asmussen.

Die Börsen vieler Industrieländer befinden sich gegenwärtig trotz einer vielerorts schwachen Konjunktur im Höhenflug. Wichtigster Grund für die Aktienrally ist die Geldschwemme nahezu aller großen Notenbanken. Allerdings haben sich zuletzt die Grenzen einer derartigen Politik gezeigt, insbesondere in Japan. Die dortigen Anleihe- und Aktienmärkte sind derzeit extrem schwankungsanfällig./bgf/jsl