Gold scheitert erneut am hartnäckigen Widerstand

Gold stieg zu Beginn letzter Woche erneut bis an den Widerstand bei 1.800 US-Dollar an – und prallte einmal mehr ab. Ein Auszug aus dem aktuellen Marktkommentar von Markus Blaschzok, SOLIT*

Die am Mittwoch veröffentlichten US-Verbraucherpreise gaben Gold kurzzeitig einen Schub von 15 USD über den Widerstand bei 1.800 USD, doch prügelten die Bären den Preis schnell wieder unter den Widerstand. Mit einem Anstieg von 8,5% zum Vorjahr, anstatt der vom Markt erwarteten 8,7%, fielen die neusten Inflationszahlen nicht so heiß aus wie befürchtet.

Zum Vormonat erwartete man einen Preisanstieg von 0,2%, doch blieben die Preise unverändert. Seither erwarten die Märkte eine geringere Zinsanhebung von nur 50 anstatt 75 Basispunkten bei der nächsten Notenbanksitzung im September, was eher bullisch für den Goldpreis war. Ein weiterer Anstieg der Inflationsrate hätte die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt um 75-100 Basispunkte erhöht, was im Moment vom Tisch ist.

Dennoch hinkt die Fed mit ihrem Leitzins in Höhe von 2,5% der Inflationsrate von 8,5% in den USA weit hinterher. In einer gesunden Wirtschaft sollte der Leitzins etwa 4 Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate liegen, was aktuell einen fairen Leitzins bei 12,5% bedeuten würde. Die US-Notenbank muss jedoch diese lockere Geldpolitik fortführen, würde sie die US-Wirtschaft doch sonst direkt in eine schwere Rezession schicken und die US-Regierung in einen Staatsbankrott.

Wachstum UND Wohlstand?

Wie ich seit 2019 ständig wiederhole, sind echtes Wachstum von Wohlstand und Wirtschaft nicht mehr möglich, bis die Fehlallokationen durch marktnahe Zinsen bereinigt wurden und der exzessiven Inflation der Geldmenge, sei es durch die ungedeckte Kreditvergabe oder durch die Staatsfinanzierung der Notenbanken, Einhalt geboten wurde.

Die planwirtschaftlichen Eingriffe müssen aufhören und stattdessen eine Entbürokratisierung und starke Steuersenkungen bei gleichzeitiger Dezentralisierung durchgesetzt werden, wenn Europa in der Welt in den nächsten Jahren wieder aufholen und langsam wieder wettbewerbsfähig werden will. Werden diese Änderungen nicht umgesetzt, wird Europa zu Russland, den USA, China, Indien, Südamerika und Afrika immer weiter zurückfallen und an wirtschaftlicher, sowie politischer Macht verlieren.

Viele Marktteilnehmer preisen sogar Zinssenkungen im nächsten Jahr wieder ein, wogegen einzelne Notenbanker vor dieser Fehleinschätzung warnen und auch im nächsten Jahr steigende Leitzinsen prognostizieren. Es ist jedoch offensichtlich, dass die US-Notenbank irgendwann gezwungen sein wird, durch eine wieder lockere Geldpolitik einen weiteren Zinsanstieg am Markt zu bekämpfen, da sonst der Kollaps der Zombie-Wirtschaft und des Staates drohen.

Die EZB ist hier bereits weit voraus mit ihrem sehr frühen Eingriff in den Zinsmarkt auf lächerlich niedrigem Niveau, indem sie über das TPI-Programm die Zinsen der hochverschuldeten Südländer künstlich niedrig hält. Dies zeigt, wie gefährlich die Zinsen für das aktuell politische System sind.

Markus Blaschzok

Der Euro befindet sich noch in seinem Abwärtstrend und droht nun erneut auf die Parität und darunter zu fallen, solange dieser Abwärtstrend intakt ist. Ein dann stärkerer USD-Index würde ebenfalls kurzfristig eine neue Rallye des Goldpreises in US-Dollar verhindern. Der Goldpreis in Euro könnte bei einem Einbruch der Gemeinschaftswährung hingegen stabil bleiben oder weiter ansteigen, da der Goldpreis in Euro bereits seinen mittelfristigen Abwärtstrend gebrochen hat. Die ökonomische und politische Lage in Europa ist katastrophal, weshalb sich die Euroschwäche zum Gold in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Umso wichtiger ist es für Sparer im Euroraum ihr Vermögen gegen Inflation abzusichern, wofür Gold das perfekte Investment ist.

*) Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Heute ist er Chefanalyst der SOLIT Gruppe.

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