Wie legen die Deutschen privat Geld fürs Alter zurück?

Durch den demographischen Wandel und die daraus folgende Unsicherheit der Renten vertrauen immer mehr Menschen in der Bundesrepublik auf den eigenständigen Vermögensaufbau für das Alter – das müssen sie auch. Von Robert Steininger*

Zumeist setzen die Deutschen bei der privaten Investition und Altersvorsorge dabei auf einen bereiten Mix an Optionen: Aktien, Investmentfonds, ETFs und Anleihen. Zudem sorgen Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin für eine breite Streuung. Im Jahr 2021 waren in Deutschland fast 12,1 Millionen Menschen in Aktien, Fonds oder ETFs investiert. Rund jeder sechste Erwachsene investiert damit aktiv – oft, um effektiv für das Alter vorzusorgen.

Unternehmensanleihen gehören dazu

Unternehmensanleihen sind dabei aufgrund ihrer Sicherheit in vielen Depots fester Bestandteil. Die Vorteile von Anleihen, so etwa die feste Verzinsung und die im Vergleich zu Anlagen wie Aktien deutlich geringeren Schwankungen des Wertes über längere Zeiträume, machen Unternehmensanleihen zumeist unverzichtbar.

Und nicht nur das: Sie machen Anleihen auch für nur wenig risikofreudige Investoren attraktiv. Weniger oft finden sich seit einigen Jahren dagegen Staatsanleihen in den Depots der Bürger. Denn diese weisen zum Teil noch immer negative Zinsen auf und eignen sich daher höchstens für das sogenannte Hedging, also die Absicherung des Depots gegen Kursverluste an den Börsen oder um Bargeld zu ‚parken‘.

Adobe

ETFs dank sonst geringer Zinsen beliebt

Was sich ebenfalls in den vergangenen zehn Jahren geändert hat: Die Zinsen sind immer weiter gesunken und haben dadurch klassische Sparprodukte wie etwa Bausparverträge oder Sparbücher mehr und mehr entwertet. Immer mehr Deutsche setzen daher auch auf dynamische Wertanlagen fürs Alter: ETFs für die Altersvorsorge etwa werden zunehmend populärer und versprechen eine deutlich höhere Rendite.

Die an der Börse gehandelten ETFs bilden dabei jeweils einen Index ab und sind dank breiter Streuung vergleichsweise risikoarm. Der Vorteil im Vergleich zu aktiv verwalteten Investmentfonds liegt in den erheblich geringeren Gebühren. Dafür können ETFs allerdings auch nicht den Markt schlagen, da sie lediglich ihren Index nachbilden. Zumeist sind ETFs thesaurierend, Gewinn-Ausschüttungen werden also direkt reinvestiert. Auch dadurch können sich ETFs auch gut als Altersvorsorge eignen. Insbesondere für junge Menschen.

Immobilien nur selten Ergänzung

Weiterhin weniger verbreitet ist die Investition in Immobilien zur Altersvorsorge. Dies liegt vor allem an den hohen Summen, die für derartige Investments gezahlt werden müssen: Preise von selbst genutztem Eigentum sind in Deutschland im Jahr 2020 um stolze 7,4% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, auch 2021 sollte wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen sein. Dies macht es schwer, für Durchschnittsverdiener zu investieren – und macht auch einen positiven Cashflow, bei dem die monatlichen Mieteinnahmen die Kredittilgung überschreiten, unwahrscheinlicher. Dennoch sind die Deutschen zumindest jüngst von Immobilien mehr überzeugt: Sobald die Preise nachgeben, könnte zur Vorsorge genutztes Eigentum deutlich in der Popularität steigen. Das sollte es auch, denn im europäischen Kontext gehört Deutschland weiter zu den Eigentums-Muffeln.

Fazit

Die Deutschen setzen aufgrund unsicherer Renten und demographischem Wandel bei der Altersvorsorge verstärkt auf private Investments – und das müssen sie. Wie die kurze Analyse zeigt, gehören Unternehmensanleihen dank ihrer relativen Sicherheit dabei weiterhin zum festen Bestandteil vieler Depots. Doch auch Investitionen wie Aktien, Fonds und ETFs sind Anlegern inzwischen nicht mehr fremd. Komplexer sieht es da schon bei Immobilien zur Altersvorsorge aus – diese sind aufgrund der aktuell sehr hohen Preise für viele Privatanleger nur noch wenig erschwinglich. Insgesamt setzen die Deutschen bei ihrer Altersvorsorge auf breite Streuung. Das sollte sich langfristig auszahlen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse