Börsen Un-Wort des Jahres 2021 ist ‚Taschengeld-Trader‘

Das Börsen Un-Wort des Jahres 2021 ist gefunden: Taschengeld-Trader. Ansonsten gab’s noch Meme-Aktien und die virtuelle Hauptversammlung.

Zugegeben, in Vorjahren ging es mit Börsen-Guru (2006), freiwilliger Schuldenschnitt (2012) oder Corona-Gewinner (2020) spektakulärer zu. Wie gewohnt ist die Wahl stets hochaktuell auf Ballhöhe mit den Zeitgeschehnissen.

Der Begriff Taschengeld-Trader zielt auf eine zunehmende Zahl junger Menschen, die sich bereits in der Schul- und Ausbildungszeit mit noch überschaubaren Geldbeträgen an der Börse engagieren. Die Umschreibung würdigt dabei nicht, dass die Generation Z ein praktisches Interesse an Finanzthemen zeigt, die im Unterrichtsplan der Schulen regelmäßig vermisst werden, sowie moderne und kostengünstige Brokerage-Angebote inklusive Sparpläne nutzen.

Bei der Abstimmung landete ‚Meme-Aktien‘ nur knapp hinter dem Siegerbegriff, gefolgt von ‚virtuelle Hauptversammlung‘. Ferner gab es den ‚Dividendenschock‘ sowie ‚Finfluenzer‘.

Nach der letzten Erhebung des Deutschen Aktieninstituts (DAI) ist im Jahr 2020 die Zahl der direkten und indirekten Aktienbesitzer um knapp 2,7 auf rund 12,4 Mio. beachtlich gestiegen. Dieser über alle Altersgruppen gemessene Zuwachs von 27% wird bei den 14- bis 29-jährigen mit einem Plus von 67% klar übertroffen. Für 2021 werde allgemein eine Fortsetzung des Trends erwartet, so das DAI.

Ordergrößen auch im nur dreistelligen Eurobereich können inzwischen wirtschaftlich angebracht sein: Während klassische Filialbanken ihren Kunden für Wertpapiergeschäfte meist 30 EUR und viele Online-Banken nicht unter 10 EUR Provisionsgebühren berechnen, ermöglichen die in den letzten drei Jahren auftretenden sog. Neobroker den Handel per Smartphone-App für nur 1 EUR oder weniger. Zudem würden Sparpläne in ETF oder Aktien oft kostenfrei angeboten und vielfach zum langfristigen Vermögensaufbau genutzt.

Das Team der Börse Düsseldorf ermittelt seit 2001 im jährlichen Rückblick das Börsen-Unwort. Die Wahl erfolgt in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser. Die bisherigen Börsen-Unwörter lauten: „Corona-Gewinner“ (2020) „Finanztransaktionssteuer“ (2019), „America First“ (2018), „Bitcoin Boom“ (2017), „Anlagenotstand“ (2016), „Zinswende“ (2015), „Guthabengebühr“ (2014), „Billiges Geld“ (2013), „Freiwilliger Schuldenschnitt“ (2012), „Euro-Gipfel“ (2011), „Euro-Rettungsschirm“ (2010), „Bad Bank“ (2009), „Leerverkauf“ (2008), „Subprime“ (2007), „Börsen-Guru“ (2006), „Heuschrecken“ (2005), „Seitwärtsbewegung“ (2004), „Bester Preis“ (2003), „Enronitis“ (2002) und „Gewinnwarnung“ (2001).