Binance im Visier der Aufsichtsbehörden – nicht zum ersten Mal

Die Krypto-Handelsplattform Binance ist mit einer erneuten Welle an behördlichen Offensiven in mehreren Ländern konfrontiert – von Karim Abdel Mawla, Research Associate bei 21Shares

Die Krypto-Handelplattform Binance sieht sich mit einer erneuten Welle an behördlichen Offensiven in mehreren Ländern konfrontiert, darunter Großbritannien, Japan und die kanadische Provinz Ontario.

In Großbritannien hat die Finanzaufsichtsbehörde FCA (Financial Conduct Authority) ein Urteil gefällt, wonach es Binance Markets Limited – der britischen Sparte der Handelsplattform Binance – untersagt ist, regulierte Aktivitäten innerhalb der Landesgrenzen auszuüben. Kunden können zwar weiterhin am Spot-Handel mit Kryptowährungen über die auf den Cayman-Inseln ansässige Muttergesellschaft Binance.com teilnehmen, jedoch muss Binance den Handel im Derivatemarkt – da es sich dabei um einen regulierten Finanzsektor innerhalb des Landes handelt – einstellen.

Diese Entscheidung steht im Geiste einiger anderer Verlautbarungen der jüngsten Zeit: So hat die Bank Barclays[1] mitgeteilt, ihren Kunden Zahlungen an Binance zu untersagen. Zudem entschied der Zahlungsdienstleister Clear Junction, keine Zahlungsvorgänge in Zusammenhang mit Binance mehr zu verarbeiten.[2]

Foto: © Tobias Arhelger – stock.adobe.com

Die Finanzaufsichtsbehörde von Japan hingegen veröffentlichte schon die zweite Warnung in Zusammenhang mit der Handelsplattform: Vor drei Jahren beschuldigte die Behörde Binance, gesetzeswidrig und ohne die nötige Zulassung im Land zu operieren – eine Entscheidung, die als Folge der japanischen Bestrebungen im Jahr 2018, spezifische Richtlinien und Vorschriften für Krypto-Unternehmen zu erlassen, gefällt wurde.

In Kanada entschied sich Binance gleich präventiv dazu, ihre Tätigkeiten einzustellen, nachdem die Börsenaufsichtsbehörde der Provinz Ontario mehrere andere Börsen zur Einhaltung der Regulierungsvorschriften durch Registrierung drängte. Die Währungsbehörde der Cayman-Inseln nahm eine ähnliche Haltung ein, indem sie verkündete, Binance sei nicht berechtigt, eine „Krypto-Börse von oder innerhalb der Landesgrenzen zu betreiben.“[3]

Die Börsenaufsichtsbehörde von Thailand wiederum reichte eine Strafanzeige gegen Binance wegen des Betreibens nicht genehmigter Geschäfte ein.

Auswirkungen auf den Markt

In Anbetracht der Tatsache, dass Binance etwa 20% des gesamten Kryptomarktes ausmacht, ist die Sorge darüber, wie sich diese Störungen der Tätigkeiten der Handelsplattform auf den Markt auswirken könnten, absolut berechtigt.

Nichtsdestotrotz sind rechtliche Prüfungen nichts Neues für Binance – schließlich ergriff das Unternehmen bereits Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche, zum Konsumentenschutz und zur ordnungsgemäßen Registrierung und Lizenzierung in einer Reihe von Ländern. Zur weiteren Verstärkung dieser Compliance-Bemühungen stellte das Unternehmen mehrere, neue Kräfte ein – darunter auch Jonathan Farnell, den ehemaligen Compliance-Chef der Handelsplattform eToro, der weitreichende Erfahrung mit regulierten Finanzprodukten besitzt und von nun an als Director of Compliance in Europa für Binance tätig ist.[4]

Kurz darauf gesellte sich Manuel Alvarez als neuer Chief Administrative Officer für die USA dazu. Alvarez ist das ehemalige Oberhaupt des California Department of Financial Protection and Innovation, einer kalifornischen Regierungsbehörde.[5]

Schon zu Beginn des Jahres beauftragte Binance Rick McDonnell, den ehemaligen Geschäftsführer der Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF, die globale Institution zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung) und Josee Nadeau, die frühere Vorsitzende der kanadischen FATF-Delegation, damit, regulatorische Richtlinien zu erstellen und die AML/CFT-Programme (Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung) des Unternehmens zu verstärken. Diese von Binance unternommenen Schritte zeigen die Entschlossenheit des Unternehmens, seine Compliance-Bemühungen zu konsolidieren und sich an die wandelnde regulatorische Landschaft anzupassen.

Die rechtlichen Spannungen könnten Handelsplattformen wie Kraken, Coinbase und Bittrex – jene Plattformen, die sich geltenden Richtlinien bereits besser angepasst haben – den Weg ebnen. Demzufolge könnte die Konkurrenz in die Fußstapfen von Binance treten und einen Teil dessen Marktanteils beanspruchen.

[1] https://www.ft.com/content/abc04cc0-ea53-4ecb-8c1e-49c85014fa3f

[2] https://clearjunction.com/news/binance-transactions/

[3] https://cointelegraph.com/news/thai-sec-and-cayman-islands-regulator-take-action-on-binance

[4] https://www.binance.com/en/blog/421499824684902302/Binance-Bolsters-European-Compliance-Team-with-Hire-of-Jonathan-Farnell

[5] https://www.nasdaq.com/articles/binance.us-hires-former-california-regulator-manny-alvarez-2021-07-06