Wettrennen zwischen EZB und Libra Association zum digitalen Euro

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Das privatwirtschaftliche Stablecoin-Projekt „Diem“ – vormals „Libra“ – liegt im Rennen um die Einführung eines „digitalen Euros“ weit vorn, so die Experten von FERI Cognitive Finance Institute.

Schon Anfang 2021 könnte eine entsprechende Kryptowährung, deren Wert auch an den Euro gebunden sei, verfügbar sein. Mit der Einführung einer eigenen digitalen Währung durch die Europäische Zentralbank sei dagegen frühestens Mitte bis Ende dieses Jahrzehnts zu rechnen.

Zu diesem Schluss komme das Frankfurt School Blockchain Center in einer aktuellen Analyse mit Befragung von mehr als 50 hochrangigen Experten aus verschiedenen Sektoren und Branchen, darunter Zentralbanker und Experten aus der Industrie. Die Ergebnisse dieses Panels habe das FERI Cognitive Finance Institute in einem Cognitive Briefing zusammengefasst.

Potenzial für neue Geschäftsmodelle
Demnach beschleunige sich die Digitalisierung von Währungen und Zahlungsinfrastrukturen weltweit. Auch für den Euro gebe es Bestrebungen, eine digitalisierte Version zu entwickeln. Zum einen diskutiere die Europäische Zentralbank die Einführung einer sogenannten Central Bank Digital Currency (CBDC). Zum anderen plane die von privaten Unternehmen, darunter Facebook als bekanntestes Mitglied, ins Leben gerufene Diem (vorm. Libra) Association, im Rahmen einer globalen Zahlungsinfrastruktur einen in Euro umrechenbaren Diem-Coin zu schaffen.

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„Ein digitaler programmierbarer Euro hat das Potenzial, Innovationen zu fördern und neue Geschäftsmodelle zu generieren. Vorteile sind insbesondere durch Automatisierungsgewinne sowie eine höhere Effizienz im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und der schnelleren Abwicklung von Zahlungen zu erwarten“, sage Prof. Dr. Philipp Sandner, Leiter des Frankfurt School Blockchain Centers an der Frankfurt School of Finance & Management.

Die befragten Experten seien sich weitgehend einig, dass die Diem Association mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel früher eine Digitalwährung einführen werde als die Europäische Zentralbank (EZB). Trotz einer gewissen Skepsis gegenüber der potenziell großen Marktmacht der Diem Association sei es laut Analyse zu begrüßen, dass eine privatwirtschaftliche Initiative hier mit schnellen Schritten vorangehe und damit den Druck auf die Zentralbanken erhöhe.

Bitcoin bekomme Konkurrenz
Spannend sei laut Analyse zudem die Frage, wie sich in Zukunft das Verhältnis zwischen Diem und offiziellen CBDCs sowie schon existierenden Kryptowährungen wie Bitcoin entwickeln werde.

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„Die Zahlungsfunktion des Bitcoins würde zweifellos durch die neuen digitalen Währungen substituiert werden. Allerdings waren Kryptowährungen immer auch Spekulationsobjekt und anonymisierendes Zahlungsvehikel. Ob dies ausreichen wird, um die alten Kryptowährungen am Leben zu erhalten, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Schaffung von neuem digitalen Geld durch Zentralbanken kein zusätzlich stützender Faktor für die alten Kryptowährungen werden sollte“, sage Dr. Torsten von Bartenwerffer vom FERI Cognitive Finance Institute.

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