Fed: ehrgeizige Ziele, unbeantwortete Fragen

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Die Fed hat früher reagiert und ehrgeizigere Ziele formuliert als erwartet. Damit hat sie die Märkte überrascht. Allerdings blieb sie die Antworten auf einige Fragen schuldig, was zu Verunsicherung führen könnte. – Ein Kommentar von John L. Bellows, Portfoliomanager bei Western Asset Management.

Vor der Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) gab es einige Querströmungen. Zum einen übertraf die US-Wirtschaft in den vergangenen Monaten die Konsenserwartungen deutlich, zum anderen ist der durch Covid-19 verursachte wirtschaftliche Schaden immer noch beträchtlich. So liegt die Beschäftigung nach wie vor rund zehn Millionen Arbeitsplätze unter dem Stand vom Februar 2020 und die Ungleichmäßigkeit der Erholung in den verschiedenen Sektoren und Einkommensgruppen stimmt besorgt.

Erwartet worden war, dass das FOMC zunächst die weiteren Entwicklungen abwartet, und dann Entscheidungen trifft. Es kam aber anders. Das FOMC entschied, seine Ankündigungen eher früher als später zu machen und so für Klarheit zu sorgen. Insbesondere wurden in der Erklärung nach der Sitzung Leitlinien für den künftigen Zinspfad vorgestellt. Die Geschwindigkeit war für viele eine Überraschung.

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Die Leitlinien fallen auch ehrgeiziger aus als von vielen erwartet. Insbesondere sieht die Leitlinie einen dreistufigen Test vor, bei dem alle drei Kriterien erfüllt sein müssen, um eine Zinserhöhung zu rechtfertigen. Damit das FOMC die Zinssätze erhöhen kann, muss (1) die Inflation auf zwei Prozent gestiegen sein, muss (2) die Inflation auf dem Weg sein, für einige Zeit moderat über zwei Prozent zu steigen und muss (3) der Arbeitsmarkt maximale Beschäftigung aufweisen. Dies ist die erste Erwähnung einer Inflation von über zwei Prozent in einer offiziellen Erklärung.

Die Bedingung der maximalen Beschäftigung ist ebenfalls bemerkenswert. Die Konzentration auf die Beschäftigung stimmt mit der Betonung in Powells Jackson-Hole-Rede Ende vergangenen Monats überein. Zudem verringert die Angabe einer dritten Bedingung zwangsläufig die Wahrscheinlichkeit, dass alle Bedingungen in einem bestimmten Zeitraum erfüllt werden, Zinserhöhungen werden also unwahrscheinlicher.

Die jetzigen Ankündigungen waren jedoch unvollständig, da das FOMC eine Reihe von Fragen zu seinem Programm zum Erwerb von Vermögenswerten unbeantwortet ließ. Unklar bleibt, wie lange diese Käufe noch andauern werden und ob es Änderungen in der Zusammensetzung der Käufe geben wird. Alles deutet darauf hin, dass das FOMC noch keine Entscheidung getroffen hat.

John L. Bellows, Western AM

Das könnte das Vertrauen der Investoren aber wieder untergraben. Fed-Chef Powell hatte bereits früher gesagt, dass die Öffentlichkeit darauf zählen sollte, dass die Fed zur Unterstützung einer kräftigen Erholung bereitstehe. Das Nicht-Beantworten von Fragen könnte nun die unbeabsichtigte Folge haben, dass das Vertrauen in das Engagement der Fed untergraben wird. Das wäre eine Schande, zumal die Fed alles daran gesetzt hat, die Bekanntgabe der Neuausrichtung zu beschleunigen, um genau diese Art von Fragen anzugehen.

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