Märkte reagieren positiv auf Regierungsbildung in Italien

FRANKFURT/ROM (dpa-AFX) – Die gelungene Regierungsbildung in Italien ist am Montag positiv an den Finanzmärkten aufgenommen worden. Die Risikoaufschläge für italienische Staatspapiere gingen merklich zurück, der Eurokurs und die Aktienmärkte legten zu. Ökonomen sehen gute Chancen für die Fortsetzung der Reformpolitik in Italien. Am Sonntag hatte Staatspräsident Giorgio Napolitano die neue Regierung vereidigt.

Ministerpräsident Enrico Letta will das Land mit einer großen Koalition aus der Krise führen. Positiv wurde bewertet, dass das Finanz- und Arbeitsministerium mit Technokraten besetzt wurde. Letta gibt heute eine Regierungserklärung ab. Anschließend muss sich der Linksliberale im Abgeordnetenhaus einem Vertrauensvotum stellen.

EURO STEIGT AUF 1,31 DOLLAR

Nach dem Ende der politischen Unsicherheit in Italien stieg der Eurokurs am Montag bis auf 1,3100 US-Dollar, nachdem er im asiatischen Handel nur 1,3021 Dollar gekostet hatte. Die Wahlen in Italien Ende Februar hatten keine klaren politischen Mehrheiten gebracht und zu einer monatelangen politischen Patt-Situation geführt.

Der Dax stieg am Vormittag um 0,68 Prozent auf 7.867 Punkte. Die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen fiel um 10 Basispunkte auf 3,95 Prozent. Die Investmentbank Goldman Sachs hat die Bildung der neuen Regierung als positiv für italienische Anleihen beschrieben. Der italienische Anleihemarkt sei im Vergleich zu französischen Papieren sehr günstig bewerten, wenn man sich die makroökonomischen und fiskalischen Rahmenbedingungen anschaue.

Die neue Regierung dürfte laut Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank die Reformpolitik von Mario Monti fortsetzen. ‚Italien hat jetzt eine Monti-Regierung ohne Monti‘, heißt es in einer Studie. Im Gegensatz zum Parteichef Pier Luigi Bersani sei Letta mehr in der politischen Mitte angesiedelt und werde auch von den Parteien unterstützt, die zuvor Monti unterstützt hätten. Weitere Sparmaßnahmen seien allerdings nicht notwendig, da in Italien trotz der schweren Rezession im Jahr 2012 das Haushaltsdefizit unter der Maastricht-Grenze von drei Prozent liege.

ENDE DER POLITISCHEN UNSICHERHEIT KÖNNTE WIRTSCHAFT STÜTZEN

‚Mit einer geringeren politischen Unsicherheit kann die Wirtschaft sich im späteren Jahresverlauf wieder beleben‘, schreibt Schmieding. Eine offene Frage ist jedoch, wie Letta mit der von Berlusconi geforderten Abschaffung der umstrittenen Immobiliensteuer umgeht. Die Rücknahme der Steuer würde den Haushalt mit rund acht Milliarden Euro belasten.

Die Ratingagentur Moody’s hatte am Freitag das ‚Baa2‘-Rating mit negativem Ausblick bestätigt. Die Note liegt zwei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau. Grund ist das schwachen Wachstums und die Gefahr einer Rezession über die erste Jahreshälfte hinaus. Ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr hat die Agentur von minus 1,0 Prozent auf minus 1,8 Prozent gesenkt, für nächstes Jahr rechnet sie mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. Die Bewertung wurde am Markt jedoch positiv aufgenommen, da viele Beobachter mit einer weiteren Herabstufung gerechnet hatten./jsl/jkr/fbr