Apple leiht 7 Milliarden US-Dollar am Anleihemarkt – trotz Geldreserven

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Zum ersten Mal seit zwei Jahren begibt der US-Konzern Apple wieder Anleihen und leiht sich damit 7 Mrd. USD an Fremdkapital. Ein tieferer Blick in die Strategie lohnt sich. Von Robert Steininger

Und das, obwohl der Technikgigant aus den USA rund 200 Mrd. USD an Liquiditätsreserven und Anlagepapiere besitzen soll. Während einige der Anleihen bereits 2022 fällig sind, laufen andere Bonds gar bis ins Jahr 2049.

Mit den aktuell besonders günstigen Voraussetzungen für Anleihen will sich Apple einen Vorteil verschaffen. Dem Unternehmen geht es weiterhin ausgesprochen gut, unerwartet hohes Interesse am iPhone 11 und der bevorstehende Launch des Streamingdienstes Apple TV+ sorgen für positive Aufruhr.

Günstige Voraussetzungen am Anleihenmarkt

Mit den aktuell besonders günstigen Zinsen ist es auch für den US-Konzern Apple besonders interessant, sich am Anleihenmarkt zu betätigen. Obwohl das Technikunternehmen auf Cashreserven von geschätzt 200 Mrd. USD sitzt, sieht es Chancen im Anleihegeschäft. Kurzgefasst: Apple verdient mit seinen Reserven mehr an Zinsen, als sie für die Zinsen der Anleihen ausgeben müssen. Damit macht sich das Unternehmen die aktuell vorteilhaften Zinsen zunutze, denn sie können sich jetzt günstig Geld leihen, um dieses zur Refinanzierung und Rückzahlung von Schulden im kommenden Jahr einzusetzen.

Für die 30-jährigen Anleihen wird Apple Zinsen in Höhe von rund 2,99% zahlen, im Vergleich zu den Apple-Anleihen aus 2015, wo für solch lange Anleihen noch Zinsen in Höhe von 3,45% gezahlt wurden. Besonders bei den hohen Geldbeträgen im Milliardenbereich, mit denen Apple handelt, haben solche Unterschiede in den Zinsen immense Auswirkungen. So liegt der Unterschied an Zinszahlungen mit Blick auf die gesamten 30 Jahre bei mehreren hundert Millionen Dollar.

Apple weiterhin auf dem Vormarsch

Der Technikgigant aus den USA verzeichnet einen Erfolg nach dem anderen und gewinnt weiterhin weltweit an Boden. Ein Beispiel ist der mobile Bezahlservice Apple Pay, der inzwischen auch in Deutschland verfügbar ist. Bietet die eigene Bank den mobilen Bezahlservice an, kann an der Kasse sowohl online als auch im Ladengeschäft ganz einfach mit dem iPhone bezahlt werden. Der Bezahlservice setzt sich immer mehr durch, an der Ladenkasse kann bereits überall mit Apple Pay bezahlt werden, wo kontaktloses Zahlen möglich ist. Neben dem Apple Store selbst unterstützen dies unter anderem die Apps des Kleidungsshops Zara oder der Shoppingplattform Wish und auch der Sportwettenanbieter Skybet ermöglicht Ein- und Auszahlungen in der mobilen App über die Bezahlmethode von Apple, wenn die Fans auf die nächte Runde der Champions League oder etwa der Bundesliga wetten wollen. Gerade seit diesem Monat ist es auch Kunden der ING-Bank möglich, Apple Pay zu nutzen. Damit verbreitet sich die neue Art zu bezahlen zunehmend in Deutschland.

Chart Apple 10 Jahre

Produktion des iPhone 11 wird aufgestockt

Mit den neuen Produkten fährt Apple eine andere Schiene als zuvor: Sie sind aus dem Hochpreissegment abgerückt und haben die Preise für ihre Geräte stark gesenkt. Dies begeistert Kunden, die sich nun vermehrt für die neuen Apple-Geräte interessieren. Gerüchten zufolge sollen nun Zulieferer von Apple den Auftrag bekommen haben, die Produktion des neuen iPhone 11 aufzustocken, die ursprüngliche Bestellung scheine angesichts des Andrangs nicht auszureichen. Um rund 10% soll die Produktion des Hightech-Geräts im Taschenformat nun erhöht werden. Es gibt bereits über eine Milliarde Apple-iPhone-Nutzer in der Welt. Dass da der größte Umsatzanteil durch das begehrte iPhone erzielt wird, ist wenig überraschend. Dennoch soll der iPhone-Umsatz im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 10% auf 26 Mrd. USD gesunken sein. In anderen Bereichen, wie etwa dem Servicegeschäft, konnte Apple jedoch ein deutliches Plus verzeichnen.

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Rekordquartal wäre denkbar

Apple geht es wie zu erkennen aktuell ausgesprochen gut, sodass Analysten inzwischen sogar von einem möglichen Rekordquartal für Ende 2019 rechnen. Dies lässt sich nicht nur auf die unerwartet hohe Nachfrage nach dem iPhone 11 zurückführen, sondern vor allem auch auf den verstärkten Einstieg ins Dienstleistungsgeschäft. Schon im November geht Apple mit seinem neuen Streamingservice Apple TV+ an den Start, was den Konzern in der Sparte nach vorne katapultieren könnte. Mit nur rund fünf Dollar pro Monat ist der neue Streamingdienst ernstzunehmende Konkurrenz für Mitstreiter wie Netflix und Co. Die Besitzer der Geräte der neusten Generation können den Service ein Jahr lang kostenlos nutzen, sodass einige Marktanteile auf dem Gebiet direkt Apple vorbehalten sein dürften. Unter anderem durch das verstärkte Vorgehen im Dienstleistungsbereich sowie durch die anhaltende Nachfrage nach dem iPhone 11 prognostizieren Branchenkenner, dass Apple im vierten Quartal 2019 mit 90 Mrd. USD ein Rekordquartal wird berichten können.

Fazit
Technikgigant Apple bietet erneut Anleihen an, und das, obwohl sie auf einem Berg an Cashreserven sitzen. Weiterhin verzeichnet der Konzern positive Zahlen, Apple Pay gewinnt weiter an Raum, das iPhone 11 ist beliebter denn je und der Streamingdienst Apple TV+ könnte Apple an die Spitze der Dienstleistungssparte befördern. Ob sie es im vierten Quartal wohl wie geplant zu Rekordzahlen schaffen werden? Es bleibt spannend.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.