Roboadvisor – ernst zu nehmende Alternative oder unkalkulierbares Risiko?

In den vergangenen vier Jahren gelang es sogenannten Roboadvisorn, ihren Einfluss auf dem Markt der Anleger deutlich zu vergrößern. Inzwischen sind die Angebote dazu in der Lage, Privatanlegern die Geldanlage gänzlich abzunehmen und diese zu automatisieren. Doch wie funktionieren die Systeme und wie bauen sie das Portfolio der Anleger auf? Von Robert Steininger

Die automatisierte Geldanlage
Tatsächlich setzten sich die führenden Unternehmen dieses Bereichs das Ziel, die Geldanlage für Privatanleger gänzlich zu automatisieren. Dabei profitieren vor allem Anleger, die ansonsten nicht die Zeit finden, sich dezidiert in die Materie der Geldanlage einarbeiten. Sie vertrauen ihr Investment in diesem Fall einem Algorithmus an. Dieser holt, basierend auf einer aktiven oder passiven Strategie der Anlage, die verschiedenen Wertgüter in das Depot. Auf diese Weise wird versucht, den Markt zu schlagen und damit die Rendite der Anlage zu optimieren. Der Anleger hat derweil die Möglichkeit, über Online Banking einen Blick auf den aktuellen Status seiner Investitionen zu werfen.

Renditenstarke Aktien und Anleihen
Welche Anteile der Roboadvisor am Ende in das Depot des Anlegers holt, hängt wiederum von dessen eigenen Angaben ab. So wählen Anleger zunächst aus verschiedenen Risikoklassen. Chancenorientierte Portfolios setzen dafür auf Anleihen und eher volatile Aktien. Darin können etwa auch Glücksspiel-Unternehmen im Internet enthalten sein. Diese bieten seit Jahren Black Jack und andere Spiele für ‚echte Männer‘ an und konnten damit ein solides Wachstum erzielen.

Entscheidet sich der Anleger eher für eine konservative Form des Investments, so verändern sich die Anteile seines Depots entsprechend. Immer wieder rücken die derzeit beliebten ETFs in den Vordergrund, die bereits über ein hohes Maß an Diversifikation verfügen. Aus der Sicht der Investoren handelt es sich um eine Möglichkeit, die Streuung des Portfolios zu verbessern. Um Wertschwankungen ganz im Sinne der konservativen Anleger auszugleichen, werden zudem Rohstoffe und Edelmetalle für das Depot berücksichtigt. Auch Angaben, welche die Kunden bezüglich ihres persönlichen Anlagehorizonts machen, führen zu einem individualisierten Portfolio.

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Rendite will erarbeitet werden – auf die eine oder die andere Weise

Der Nachteil hoher Kosten
Ohne sich selbst als Anleger mit dem Thema befassen zu müssen, führt der Roboadvisor also zu einer individuellen Geldanlage. Dabei sollen die Dienste eines Vermögensberaters zumindest nachgebildet werden. Dadurch entsteht zwar eine günstigere Alternative, die jedoch nicht ohne Kosten für Anleger bleibt. Wer sich auf die automatische Anlage durch einen Algorithmus verlässt, nimmt sogleich höhere Gebühren in Kauf. So verlangen die Unternehmen einerseits einen prozentualen Anteil für die Verwaltung des Vermögens, der sich auf bis zu 2% pro Jahr belaufen kann. Hinzu kommen die Fondskosten für den Kauf der Anteile und bisweilen sogar eine Erfolgsbeteiligung für den Anbieter. Es muss somit bereits eine solide Rendite erzielt werden, um überhaupt die entstehenden Kosten der Investition gänzlich abdecken zu können.

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Ein System mit Schwächen
Am Ende gibt es auch bei einem modernen Roboadvisor keine Garantie für die gewinnbringende Anlage des Geldes. Die Erfolge, welche die Firmen damit in den vergangenen Jahren erzielen konnten, waren durch den stetigen Aufschwung des Marktes seit rund einem Jahrzehnt keine Besonderheit oder gar Beleg für eine Überlegenheit dieser Vorgehensweise. So müssen sich die Algorithmen erst noch beweisen, was die Anlage in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten angeht. Erst dann wird es möglich sein, die Kunden gänzlich zu überzeugen und den Markt in einer größeren Breite zu erobern. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten und Gebühren, die bis heute mit dieser Anlage verknüpft sind, scheint es aus der Sicht von Anlegern bislang immer noch attraktiv zu bleiben, die Auswahl der Anteile selbst zu übernehmen und sich um die Verwaltung des Depots zu kümmern.

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