Die Berliner FlexStrom AG beliefert als führender unabhängiger Energieversorger derzeit mehr als 570.000 Haushalte mit Strom oder Gas. Mit der anstehenden Anleiheemission plant das Unternehmen, bis zu 35 Mio. EUR (Aufstockoption auf 50 Mio. EUR) einzusammeln. Der Kupon für den Bond mit einer Laufzeit von fünf Jahren liegt bei 8,25% p.a. Im Gespräch mit dem BondGuide erläutern CEO und Gründer Robert Mundt, Finanzvorstand Martin Rothe und Pressesprecher Dirk Hempel das Geschäftsmodell und ihre Wachstumspläne.

BondGuide: Meine Herren, viele Politiker und Unternehmer warnen davor, dass die Strompreise in den nächsten Jahren stark steigen werden. Profitieren Sie eigentlich von solchen Klagen?
Hempel: Ja. In der Vergangenheit haben die Diskussionen um höhere Strompreise und Preiserhöhungen selbst stets dazu geführt, dass die Verbraucher den Energieversorger gewechselt haben. Wenn diese Diskussion anhält, ist davon auszugehen, dass sich die Menschen verstärkt nach günstigen Alternativen umsehen und zu preiswerten Anbietern wie FlexStrom wechseln werden.
 
BondGuide: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell konkret aus?
Mundt: Wir haben schon sehr früh als einer der ersten unabhängigen Anbieter im liberalisierten Markt Energie verkauft. Derzeit steht unsere Gesellschaft auf drei Säulen: Discount-Strom, Ökostrom und Gas. Wir bieten unseren Kunden konstant günstige Energie an. Knapp 90% unserer Abnehmer sind Privatverbraucher, etwa 10% kommen aus dem gewerblichen Bereich.
 
BondGuide: Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihren neuen Marken „Optimal-Grün“ und „Löwenzahn Energie“?
Rothe: Beide Marken – wie auch unser Label FlexStrom – bieten Ökostrom an. Sie wurden für verschiedene Vertriebskanäle kreiert und unterscheiden sich hauptsächlich in der Ökostrom-Qualität. Während zum Beispiel bei „Optimal-Grün“ der Ökostrom ausschließlich von Produzenten bezogen wird, die die strengen Kriterien des TÜV-Siegels „EE+“ einhalten, wird er bei „FlexStrom“ aus allgemeinen Öko-Beständen aus Deutschland oder Europa bezogen.
 
BondGuide: Verbraucherzentralen haben kritisiert, dass Sie Neukundenboni nur zahlen würden, wenn Neukunden den Strom länger als ein Jahr von Ihnen beziehen. Verwenden Sie diese umstrittene AGB immer noch?
Hempel: Nein. Wir haben diese Geschäftsbestimmung im Sommer letzten Jahres geändert. Im Übrigen hatten uns zahlreiche Gerichte in der Sache Recht gegeben. Wir haben in mehr als 100 Verfahren obsiegt. Die Zahl der Kundenreklamationen bewegt sich bei uns im ganz normalen Rahmen.
 
BondGuide: Kann nicht die spätere Fälligkeit von Neukundenboni Ihren Nettogewinn in Folgejahren reduzieren?
Rothe: Nein, denn für Neukundenboni bilden wir bereits in den jeweiligen Versorgungsjahren Rückstellungen. Auch wenn wir in den nächsten Jahren entgegen unseren Plänen nicht mehr so stark wachsen würden, fielen die Gewinne deutlich höher aus, da Anlaufkosten für die Kundenakquise wegfallen würden.
 
BondGuide: Welche Geschäftsziele wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen?
Mundt: Wir sind bisher ohne Fremdkapital gewachsen. Obwohl wir ein Startup sind, befinden sich noch 100% der Anteile im Unternehmen. Mit unseren Halbjahreszahlen haben wir ein bravouröses Ergebnis erzielt. Wir wollen jetzt unser Wachstum nochmals beschleunigen, um uns als größter unabhängiger Energieversorger im Markt noch stärker zu positionieren.
 
BondGuide: Wie hoch ist die Eigenkapitalausstattung Ihres Unternehmens?
Rothe: Die FlexStrom AG hatte zum 30. Juni 2012 ein Eigenkapital von 40,3 Mio. EUR, die Eigenkapitalquote betrug rund 15%.
 
BondGuide: Wofür wollen Sie die Finanzmittel aus der Anleihe verwenden?

Rothe: Wir wollen damit unser Wachstum insgesamt deutlich forcieren. Zum einen soll der Bereich „Tarife mit Monatszahlung“ deutlich ausgebaut werden. Zum anderen sind wir offen für Akquisitionen, die zu uns passen würden.

 
BondGuide: Welche Sicherheiten bieten Sie dabei potentiellen Interessenten?

Rothe: Bei der Anleihe gibt es die üblichen Schutzklauseln wie zum Beispiel Negativerklärung, zum Kontrollwechsel und zum Drittverzug. Daneben haben wir Dividendenzahlungen auf 50% pro Jahr limitiert.

BondGuide: Warum haben Sie sich für eine Notierung im Bondm der Stuttgarter Börse entschieden?

Rothe: Diese Entscheidung fiel in enger Abstimmung mit unserer beratenden Bank. Bondm ist das größte und liquideste Segment für Mittelstandsanleihen in Deutschland.

BondGuide: Herr Mundt, Herr Rothe, Herr Hempel, vielen Dank für das interessante Gespräch!
 
Das Interview führte Thomas Müncher.
 
 
Anleiheübersicht – FlexStrom AG

Kurzprofil – FlexStrom AG

Bewertung – FlexStrom AG