BIOGENA: „Grenzen des Wachstums sind so schnell nicht erreicht“

Seit einigen Tagen ist schon die dritte Auflage aus dem Hause BIOGENA am Start. Das Volumen ist höher als zuvor. BondGuide sprach ein weiteres Mal mit Gründer Dr. Albert Schmidbauer.

BondGuide: Herr Dr. Schmidbauer, BIOGENA III läuft aktuell vom Stapel. Volumen bis zu 10 Mio. EUR nunmehr. Soll es jetzt in beschleunigten Schritten voran gehen?
Schmidbauer: Wir möchten dieses Geschäftsjahr, das mit dem September zu Ende geht, mit rund 81 Mio. EUR herauskommen, also ca. 27% mehr als im Vorjahr. Für das kommende haben wir uns 125 Mio. EUR vorgenommen, die durchgeplant und abgesegnet sind – das ist schon eine sehr ordentliche Steigerung! Dafür muss man im Working Capital gut vorbereitet sein. Aber nicht nur von der sozusagen Bedarfsseite her, auch von Investorenseite: Es vergeht keine Woche, in der wir nicht Anfragen erhalten, ob nicht irgendwann eine nächste Anleihe aufgelegt würde und man investieren könne.

BondGuide: Lässt sich der Umsatz im Folgejahr wirklich schon so genau bis fast auf die Nachkommastelle hochskalieren?
Schmidbauer: Vielleicht nicht auf die Nachkommastelle. Es ist Ergebnis einer Matrixplanung. Aus der lässt sich ableiten, welcher Store welchen Jahrgangs erfahrungsgemäß und mit welcher Tendenz so-und-so-viel Erlöse beitragen kann und wieviel unsere neuen Projekte. Dazu kommt, dass wir diese Erwartungs-/Ergebnisplanung nun auch schon einige Jahre machen und über entsprechende Erfahrungen verfügen.

BondGuide: Im Juli hatte die BIOGENA auch in den USA, namentlich in LA, einen ersten Fuß in den Markt gesetzt. Und, wie ist dort die Wassertemperatur für ausländische Adressen – gibt es dort auch eine entsprechende Fan-Basis?
Schmidbauer: Ich glaube, nirgends auf der Welt wird der Kampf ums Gesundheitsbewusstsein härter ausgefochten als in Los Angeles. Der Wettbewerbsdruck ist enorm – aber wir haben uns dieser neuen Herausforderung gestellt. Wenn Du es in den USA schaffst, kannst Du es überall schaffen, sagt eine Faustformel.

BondGuide: Der Aufbau neuer Shops erfordert natürlich Anlaufinvestitionen. Geht es beim Thema Unternehmenswachstum um das immer Mehr an diesen ‚Point of Sales‘ oder lässt sich auch an der Breite und Tiefe der Produktpalette arbeiten?
Schmidbauer: Tatsächlich hat unser Wachstum viele Hüte auf. Natürlich erweitern wir auch unser Sortiment, heraus aus dem therapeutischen Segment, in dem wir unsere Ursprünge hatten. Gerade gründen wir eine Entity in Mailand, gefolgt von einem Flagship Store. In der DACH-Region werden wir noch da und dort punktuell ergänzen, z.B. fehlt uns doch tatsächlich noch Düsseldorf auf unserer Landkarte, auch Konstanz oder im Westen Österreichs. Haben wir uns jeweils für das bald neue Geschäftsjahr vorgenommen.

BondGuide: Wie steht es mit dem naheliegend angrenzenden Feld veganer Ernährungsprodukte – könnte sich eine BIOGENA diese Sparte glaubhaft aneignen oder ist sie schon überfüllt?
Schmidbauer: Unser Sortiment ist schon zu geschätzt 90% vegan, zu 95% vegetarisch. Vegane Lebensmittel, auch z.B. auf Basis auf Insektenzucht usw., decke ich anderweitig in der Schmidbauer-Gruppe ab. Das muss nicht Part der BIOGENA sein. Deren DNA soll im Wesentlichen so bleiben, wie sie aktuell ist. Man soll uns auch noch verstehen können, zumal im Hinblick auf einen Börsengang.

BondGuide: … oder aber auch bei entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln für Haustiere?
Schmidbauer: Genau damit haben wir gerade begonnen. Die Nachfrage danach ist immens. Viele unserer mehreren Hunderttausend treuen Kunden haben eigene Haustiere. Daher ist dieser Schritt nur logisch und naheliegend.

BondGuide: Sie produzieren ja in der Nähe von Salzburg – aber wo kommen die Rohstoffe für die hochkomplexen Nahrungsergänzungsmittel her?
Schmidbauer: Das ist ein extrem wichtiger Punkt. Die Qualität beginnt bei der Suche und der Auswahl der Rohstoffe. Dazu haben wir ein ganz klares Regime. Welche Zertifikate hat der Zulieferer, ist er wirtschaftlich gut aufgestellt, ist Kinderarbeit ein Thema und vieles andere mehr. Nur wenn wir damit zufrieden sind, wird oder bleibt es einer unserer Zulieferer. Am liebsten sind uns die jeweiligen Marktführer in ihrem Segment. Und damit es auch objektiv nicht abweicht, lassen wir uns extern prüfen, nicht zuletzt von der Kölner Liste auf mögliche Themen im Zusammenhang mit Doping-nahen Substanzen. Auch unsere Sportler müssen unseren Produkten vertrauen können und Sicherheit haben.

BondGuide: Wo ist eigentlich das Limit beim Fremdkapital? – BIOGENA kann doch sicherlich nicht weiterhin im Abstand von zwei, drei Monaten mit einer neuen Anleihe kommen.
Schmidbauer: Grenzen des Wachstums sind so schnell nicht erreicht. Unsere Produktionsanlagen in Salzburg sind ausgerichtet auf mindestens das Dreifache des derzeitigen Outputs und Umsatzes. Die Anleihen sind für die BIOGENA Bestandteil eines Finanzierungsmixes. Das heißt, diese Gelder werden nicht sofort hier oder dort in dem Sinne investiert. Wer so rasch wächst wie wir aktuell, brauchte eine solide Basis an Working Capital – künftiges Wachstum kommt nicht aus dem Nichts, sondern erfordert Vorlauf und Vorfinanzierung. Aber nicht nur das. Eine Anleihe bedeutet auch Unabhängigkeit – von Banken, von mächtigen Venture-Capital-Fonds oder sonstiger Einflussnahme auf das Unternehmen. Immerhin gehört es weiterhin zu 96,1% mir selbst.

Gründer und CEO Dr. Albert Schmidbauer, BIOGENA

Gründer und CEO Dr. Albert Schmidbauer, BIOGENA

BondGuide: Und bei einem Börsengang mit richtigem Freefloat oder Streubesitz – wo ist die Grenze für den Gründer?
Schmidbauer: Ja, da gibt es für mich sehr wohl eine Schmerzgrenze. Am liebsten hätte ich nur zuverlässige langfristige Kernaktionäre als weitere Inhaber, neben unseren derzeitigen 3,9% bei Friends & Family. Investoren also, die unsere Werte teilen. Und der eine oder andere Investor verfügt dann noch über Möglichkeiten wie Mezzanine-Kapital oder bevorzugt eine Wandelanleihe. Also mit mindestens 65% bei mir selbst verbleibend könnte ich leben, wenn das nötig ist, um durch einen Börsengang die nächste Stufe zu nehmen.

BondGuide: Herr Dr. Schmidbauer, ganz herzlichen Dank für das überaus interessante Gespräch!

Interview: Falko Bozicevic

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