„Wir zeigen Gesicht und Flagge: Hinter Biogena stehen echte Menschen und echte Experten“

Die österreichische Biogena begibt eine Debütanleihe über 7,5% p.a. – die Zeichnungsfrist läuft bereits. BondGuide sprach zum Emissionsstart mit Gründer und Macher Dr. Albert Schmidbauer.

Herr Schmidbauer, zum Einstieg und Aufwärmen vielleicht ein paar Worte zu Ihnen selbst und Ihrem Hintergrund – ich habe gesehen, Sie haben auch einen Doktortitel, lassen ihn aber auch oft unter den Tisch fallen.
Von meiner Ausbildung her bin ich Betriebswirt und Jurist. Gearbeitet hatte ich zunächst als Berater – wo ich irgendwann und vor vielen Jahren erstmals auf die Biogena stieß. Das Unternehmen hat mir spontan gefallen. Vor rund zwei Jahrzehnten habe ich die Firma dann übernommen und begonnen, Schritt für Schritt aufzubauen. Es macht mir noch heute wahnsinnig viel Spaß – wir haben noch einiges vor.

Berufung also, statt nur Beruf?
Wir möchten die Themen Gesundheit und Wohlbefinden verbreiten. Nennen wir es eine Leidenschaft. Diese wird mich sicherlich noch viele Jahre lang umtreiben.

Shop von Biogena

Gutes Stichwort, in der Tat wirken Sie recht umtriebig, u.a. in Aufsichtsräten sowie über Beteiligungen.
Ja, ich war und bin weiterhin auch als Startup-Investor tätig. Einige sind mehr im medizinisch-gesundheitstherapeutischen Bereich angesiedelt, daher meine privaten. Ich selbst habe drei Kinder und mein Anliegen ist deshalb, dass wir unsere Welt, wie wir sie heute kennen, maximal erhalten und ohne Schuldgefühle an die nächste Generation übergeben können. Als Unternehmer müssen wir nach meiner Philosophie auch im Blick haben, dass wir nachhaltig wirtschaften und alle Stakeholder zufrieden sind – wir alle stehen schließlich in einer Beziehung zueinander und können nicht nur auf Profixmaximierung abstellen. Das war übrigens Thema meiner Dissertation, da Sie eingangs danach fragten. Sowohl Menschen als auch unser Planet kommen zumindest in meiner persönlichen Formel ebenfalls vor.

„Sowohl Menschen als auch unser Planet kommen zumindest in meiner persönlichen Formel ebenfalls vor.“

Irgendwo habe ich gelesen, Sie selbst seien Ihr bester Kunde. Wie steht’s denn mit Sport als Ergänzung zu gesunder Lebensweise? – Sie stemmen doch sicher das eine oder andere Gewicht, wenn ich raten sollte.
Das stimmt zweifach. Über Fußball, Tennis etc. aus Jugendzeiten bin ich heute nur noch ein wenig im Kraftsport unterwegs. Ich verwende zahlreiche unserer eigenen Produkte, aber nicht nur für die physische Performance, sondern auch für die geistige, fürs Wohlbefinden, für die Stimmung, für die Aufmerksamkeit etc.

Und wem gehört die Biogena?
Die Biogena gehört zu 96,1% mir selbst. Die restlichen 3,9% sind an der Wiener Börse notiert. Diese Konstruktion hatten wir gewählt, um Friends & Familie ein wenig ins Boot zu holen.

Was ist das Differenzierungsmerkmal von Biogena?
Das würde ich beim Reinsubstanzenprinzip veranschlagen. In Salzburg haben wir eine – nur – halbautomatische Fertigung – eine Art Manufaktur. Dies bedeutet, dass wir Rezepturen für Menschen umsetzen und nicht auf solche angewiesen sind, die Maschinen schmeicheln: Wir müssen also keine Komponenten verwenden, nur damit eine Maschine wie ein geölter Blitz produziert. Wir beschäftigen über 20 wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte, die sich ausschließlich mit unseren Rezepturen beschäftigen können. Kein Marketingmitarbeiter kann denen hineinreden, dass ein rotes Dragee verkaufsfördernder wäre als ein gelbes. Ich denke, wir sind in Österreich heute das bestaufgestellte Unternehmen, wenn es um Fachwissen rund um Mikronährstoffe geht.

Und welches Produkt ist der Renner?
Eine schwierige Frage… Ich muss wohl mehrere nennen. Vorne liegen allgemeine Prävention von Krankheiten, mentale Gesundheit und Vorbeugung oder Reduzierung von Gelenkschmerzen. Dies äußerst sich darin, dass einer unserer Top-Seller Biogena One ist, eine Art All-in-one-Präparat wie eine tägliche Gesundheitsroutine. Schmeckt sogar gut, ist einfach zu verwenden und kann man als Sachet mit einem Getränkepulver mit 99 Top-Inhaltstoffen auch leicht auf Reisen mitnehmen. Mit Biogena Sports haben wir natürlich noch etwas zugeschnitten auf körperlich überdurchschnittlich aktive Menschen – selbstverständlich mit dem Gütesiegel der Kölner Liste und mit Biogena Aesthetics für Glanz und Schönheit von innen.

Biogena liefert nach eigenen Angaben in viele Dutzend Länder weltweit. Wozu genau benötigt es eigentlich die vielen Shops? – die kosten doch sicher einiges!
Die Shops sind unser Statement, dass wir für unsere Kunden da und ansprechbar sind. Auch wenn die Kunden sich ‚nur‘ in Shops beraten lassen bei Gesundheitsfragen und später online bestellen: egal. Wir zeigen Gesicht und Flagge, dass hinter Biogena echte Menschen und echte Experten stehen. Das unterscheidet uns sicherlich von reinen Onlinehändlern. Wenn jemand mag, kann er oder sie praktisch unangemeldet in unserer ‚gläsernen‘ Produktion in Koppl bei Salzburg vorbeischauen und beobachten, wie wir produzieren. Wir setzen auf volle Transparenz.

Sie setzen aber praktisch auch voll auf ‚Made in Austria‘. Ist das lediglich ein selbst auferlegtes Commitment aus Überzeugung oder erwartet das Ihre Zielgruppe? – nicht, dass ich etwas gegen Lokalpatriotismus hätte.
Ich denke, das ist ein wenig ein österreichisches Faible. Österreichische Nahrungsmittel wie auch Medizin besitzen einen guten Ruf – ich hoffe, dass ist jetzt nicht nur meine rein persönliche Wahrnehmung. Daher haben wir uns unsere heimische DNA zu eigen gemacht und unterstützen Made in Austria. Es geht aber darüber hinaus: Könnten wir bei einem Zulieferer irgendwo in der Welt kontrollieren, ob da nicht doch Frauen einen Zentner schweren Sack heben müssen? – sicherlich nein! Das möchten wir nämlich nicht. Ein Auge darauf haben können wir nur, wenn wir die gesamte Qualitäts-Wertschöpfungskette hier im Lande und am besten vor Ort haben.

Produktion von Biogena

„Es wäre geradezu ein Armutszeugnis, wenn nach zwei Jahrzehnten noch immer alles allein von mir abhängen würde.“

Apropos, wer genau ist eigentlich Ihre Zielgruppe, die ja hauptsächlich in der DACH-Region lebt? – zu rund 90%, wenn ich richtig rechne.
Noch, ja. Export ist langwieriger, vor allem im Aufbau. Da können Produktzulassungen und Vertriebsnetzaufbau schon mal bis zu einem Jahr dauern. Und außerdem: In puncto Marktdurchdringung haben wir noch hinreichend Potenzial in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Bevor wir also Indonesien oder Marokko adressieren, machen wir doch lieber erst einmal hier unsere Hausaufgaben. Aber ja, wir haben auch Kooperationen mit ausländischen Vertriebspartnern. Mit Augenmaß. Unsere Zielgruppe sind allgemein gesprochen gesundheitsbewusste Menschen mit Übernahme proaktiver Eigenverantwortung für ihre Gesundheit – oft korreliert mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau übrigens. Es ist nicht der 25jährige Sportler oder der 70jährige, der noch Rad fahren möchte: Das Alter reicht von 20 bis 90 Jahren über alle Altersgruppen hinweg.

Die Eigenkapitalquote liegt bei 23%, im Gegenzug hat Biogena natürlich eine entsprechend hohe Eigenkapitalrendite von rund 25%. Welche bisherigen Finanzierungen und Verbindlichkeiten haben Sie denn parallel zur Anleiheemission?
Traditionell war das bisher ein Finanzierungsmix – das ist glaube ich ganz normal. In Österreich waren wir nach Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes seinerzeit sogar so etwas wie der Crowdfinanzierungs-Pionier. Das ist lange her. Wir haben viele Runden gedreht, viele Millionen Euro zurückgezahlt und uns daher auch einen entsprechenden Ruf erarbeitet. Wir haben also bereits eine breite Basis an mehreren Tausend Investor:innen. Das ist eine gute Ausgangsbasis für die jetzige öffentliche Emission der Anleihe. Mal werden Investoren zu späteren Kunden und mal Kunden zu späteren Investoren. Uns sind beide gleichermaßen willkommen.

Ein Zielvolumen von 6 Mio. EUR wirkt vergleichsweise sparsam angesichts eines Jahresumsatzes im aktuellen Geschäftsjahr von überschlägig 80 Mio. EUR. Wie weit kommt eine Biogena denn mit einer solch überschaubaren Summe?
Im Fokus stehen weiterhin der Aufbau unserer Marke sowie die Internationalisierung. Und natürlich: Working Capital. Um Wachstumssprünge machen zu können, muss man in der Lage sein, vorzufinanzieren. Wir möchten finanziell einfach diversifiziert und solide aufgestellt sein.

„Wir mögen Einfachheit und Klarheit.“

Nun stehen ja rückläufige Leitzinsen ante portas, in dieser Hinsicht besteht großer Konsens. Hätte man da nicht einen Floater, also eine inflationsindexierte Verzinsung, in Betracht ziehen können?
Ja, das hätte man. Rein finanzorientiert jedenfalls. Aber auch hierbei wollten wir es für alle so verständlich wie transparent machen: So und so ist der Zinssatz über die Laufzeit – keine Rechnung abhängig von externen Faktoren. Wir mögen Einfachheit und Klarheit. Das heißt auch, dass wir uns manchmal gegen Lösungen entscheiden, die in irgendeiner Hinsicht optimiert sein könnten.

Dr. Albert Schmidbauer, Biogena

Dr. Albert Schmidbauer

Was würden Sie als größtes einzelnes Risiko für Ihre Unternehmung bezeichnen? – womöglich ein externes, auf das Sie keinen Einfluss haben. Eventuell auch ein Schlüsselpersonenrisiko?
Nein, definitiv kein Schlüsselpersonenrisiko. Ich bin jetzt rund zwei Jahrzehnte mit der Biogena befasst und es wäre geradezu ein Armutszeugnis, wenn noch immer alles allein von mir abhängen würde. Wir haben aktuell zwei Top-Geschäftsführer und viele junge Menschen schon in Verantwortung. Es ist mir sehr wichtig, dass die Verantwortung auf viele Schultern verteilt ist und mein Titel ‚Gründer‘ nur noch eine Beschreibung, aber keine Funktion ist. Risiken sind ganz richtig, alles was mit einer Ausweitung des Russland-Ukraine-Kriegs zu tun hätte – das kann niemand von uns kontrollieren. Sonstige Einzelrisiken sehe ich spontan keine, z.B. da wir keine Großkunden haben, von denen etwas abhängen könnte. Bei unserem größten Kunden steht eine Null vor dem Komma und bei jedem Zulieferer haben wir einen Back-up in der Hinterhand.

Herr Dr. Schmidbauer, ganz herzlichen Dank für das überaus interessante Gespräch, Ihre Zeit und Ihre Details zu Ihrem Metier!

Interview: Falko Bozicevic

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