Wie interessant sind Nebenwerte aktuell?

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Die zweite und dritte Börsenliga ist angesichts der zahlreichen Krisenherde ein wenig aus dem Fokus des Marktes gerückt. Doch Nebenwerte bieten gerade jetzt auf lange Sicht attraktive Renditechancen – wenn man die Spreu vom Weizen trennt! Von Nermin Aliti*

Nebenwerte aus dem MDAX oder SDAX sind bei vielen Anlegern auch deshalb so beliebt, weil sie flachere Hierarchien haben und aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Größe flotter und flexibler auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren können als die großen DAX-Konzerne.

Doch weshalb haben sich die Aktien aus der zweiten und dritten Reihe dann gerade in den zurückliegenden, recht turbulenten Monaten schlechter entwickelt als der DAX? Während der deutsche Leitindex etwa in den vergangenen sechs Monaten auf ein Minus von rund 15% kommt, weisen der S- und MDAX jeweils einen Verlust von circa 25% auf.

Dass die gefährliche Mischung aus Inflation, Zinswende, Lieferkettenprobleme und Rezessionsangst vor allem Nebenwerte hart trifft, hat sicherlich viele Gründe. Eine Überlegung dahinter: Kleinere Unternehmen sind weniger breit aufgestellt und damit anfälliger für Risiken. Auch befinden sich in der Gruppe der kleineren Aktiengesellschaften viele Wachstumswerte, die traditionell darauf angewiesen sind, Kapital aufzunehmen. Und: In Zeiten, in denen die Zinsen steigen und Investoren vorsichtig werden, könnten viele ambitionierte Ideen finanziell letzten Endes leer ausgehen, so Skeptiker.

Kleine Unternehmen als Problemlöser in der Krise

Obwohl sich der DAX im Vergleich zu S- und MDAX zuletzt besser entwickelt hat, sollten Anleger Nebenwerte nun aber nicht pauschal abschreiben. Gerade kleinere Unternehmen sind von den aktuellen Rahmenbedingungen unterschiedlich betroffen – manche Branchen haben gar Sonderkonjunktur. Wer heute etwa rund um regenerative Energie oder Mobilitätslösungen der Zukunft positioniert ist und womöglich gar wertvolle Patente hält, hat trotz der Krise Perspektive.

Beispiele sind Unternehmen rund um Wasserstoff, Stromspeicher oder auch innovative Anbieter im Bereich der Elektromobilität. In letzterem Feld geht es aktuell etwa darum, Batterien von internationalen Lieferketten weitgehend unabhängig zu machen und deren Kosten zu senken. Unternehmen, die hier Lösungen haben, bieten auch an der Börse Chancen.

Im Langfristvergleich liegt die 2te Reihe deutlich vor dem DAX

Doch auch viele Unternehmen außerhalb der aktuellen Trendbranchen wurden zuletzt womöglich zu Unrecht abgestraft. Trotz Lieferkettenproblemen und Angst vor dem wirtschaftlichen Abschwung gibt es in industrienahen Sektoren noch immer Lösungsanbieter, die gefragt sind. Beispiele sind der Maschinenbau oder Anbieter rund um IT-Lösungen und Sicherheit. Denn der Fachkräftemangel stellt neue Anforderungen an Effizienz und Automatisierung.

Anleger tun gut daran, gerade in diesen Tagen nicht nur auf die großen Konzerne zu blicken, sondern auch die zweite und dritte Reihe im Visier zu haben. Hier lassen sich Aktien finden, die vom Markt deutlich abgestraft wurden. Ein Teil dieser Kursverluste erfolgte angesichts der Rahmenbedingungen mit Sicherheit zurecht. Doch gute Produkte und Dienstleistungen werden auch in schwierigen Zeiten benötigt. Gerade dann, wenn große Konzerne um Marktanteile oder gar ihre Existenz kämpfen, bieten sich Zukäufe innovativer Unternehmen geradezu an.

Langfristig lukrativ

Jede Krise ist auch eine Chance. Zumal: Nebenwerte sind nicht nur dafür bekannt, flexibler auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren, sie verfolgen häufig auch längerfristige Ziele als die großen Blue Chips, denken daher weniger in Quartalszahlen und werfen Geschäftsmodelle nicht so schnell über Bord. Allesamt Merkmale, die auf lange Sicht offenbar auch an der Börse gut ankommen, weisen doch sowohl der S- als auch der MDAX auf Sicht von zehn Jahren nach wie vor eine bessere Performance auf als der DAX.

Nebenwerte übertreiben gern nach oben – fallen aber auch tiefer als der DAX

Wissen und Erfahrung zahlen sich aus

Um im aktuellen Marktumfeld die Spreu vom Weizen zu trennen, bietet sich die Expertise erfahrener Fondsmanager geradezu an. Während bei freundlichem Börsenwetter nahezu jeder Investor Renditen erzielt, trennt der aktuelle Markt rigoros die Profis von weniger erfahrenen Anlegern. Wer langfristig Chancen wahrnehmen will, sollte gut gemanagte Nebenwerte-Fonds zur Beimischung im Hinterkopf haben. Wer vorsichtiger agieren und sich um einzelne Marktsegmente keine Gedanken machen möchte, kann über vermögensverwaltende Lösungen, die in diesem Segment aktiv sind, partizipieren.

*) Nermin Aliti ist Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ

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