Uday Patnaik, Head of Emerging Markets Debt, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM), geben eine Einschätzung zu US-Tapering, Pandemie und Schwellenländern.
Schwellenländer-Investoren sorgen sich weiterhin um das US-Zinsniveau und um das Corona-Virus. Bei ersterem dürfte ein „Tapering“ die Zinsen anheben, wenn auch nur in Maßen. Das Risiko besteht darin, dass die US-Zinsen aufgrund von Sorgen über eine steigende Zahl an Covid-Fällen stärker steigen könnten.
Das erstgenannte Szenario (moderat steigende Zinsen) dürfte Schwellenländeranleihen vor allem aus technischen Gründen zugutekommen: Der Carry bleibt attraktiv, insbesondere für Fonds mit unterdurchschnittlicher Performance, die gegen Jahresende unter Druck stehen werden, ihre Performance zu verbessern.
Eine gewisse Sorge bereitet auch die Stärke des US-Dollars. Ein gutes US-Wachstum könnte allerdings das Leistungsbilanzdefizit ausgleichen. Für die Schwellenländer-Währungen wiederum spricht: Zwischenzeitlich verschafften höhere Lebensmittel- und Treibstoffpreise einer ganzen Reihe von Schwellenländern Auftrieb – von Brasilien, Peru und Mexiko in Lateinamerika bis hin zu Russland, Armenien, der Tschechischen Republik, Polen und der Ukraine in Mittel- und Osteuropa.
Darüber hinaus bleibt das Umfeld für die Schwellenländer günstig, da die Bilanzen der G4-Zentralbanken weiter zulegen, die Bewertungen der Schwellenländer im Vergleich zu US-Krediten attraktiv sind und die Cashflows (Tilgungs- und Kuponzahlungen, die an die Anleger zurückfließen) in den nächsten Monaten steigen werden, was zu den ohnehin schon hohen Barbeständen beitragen wird.
Unter der Voraussetzung, dass die Wachstumsgeschichte weiterläuft – Infektionen in China und regulatorische Maßnahmen machen hier den Unterschied – sollte das dazu führen, dass die Schwellenländer bis zum Jahresende fester tendieren.