
Als Asset Manager sind wir der festen Überzeugung, dass nachhaltig handelnde Unternehmen und Länder auf Dauer Wettbewerbsvorteile genießen. Von Fabio Pellizzari*
Politische Börsen haben kurze Beine, lautet ein Anlegersprichwort. Doch die Veränderungen der geopolitischen Lage, zumal seit dem Regierungswechsel in den USA, halten die Finanzmärkte nun schon seit Monaten im Griff. Von den Turbulenzen waren und sind auch Investments in Unternehmen betroffen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen bestrebt sind, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und in ihrem Geschäft die Kriterien Umwelt, Gesellschaft und gute Unternehmensführung (ESG) berücksichtigen. In vielen Fällen erlitten sie zeitweilige Bewertungsrückgänge. Das machte sich teils auch bei nachhaltigen Anlagestrategien bemerkbar.
In der Folge wurde eine altbekannte Diskussion neu angefacht: nämlich um die Frage, wie Ansprüche an die Nachhaltigkeit und eine vernünftige Anlagerendite zusammengehen. Insbesondere die jüngsten Kursgewinne von Unternehmen der Öl- und Gasbranche oder des Rüstungssektors nähren Befürchtungen, wonach nachhaltiges Investieren zulasten der Performance gehen könnte. Auch im Angebot von Swisscanto sind diese Sektoren teils von Ausschlüssen betroffen. Allerdings: Ungeachtet kurzfristiger Marktreaktionen sind die langfristigen Risiken, die mit einer nachhaltigen Entwicklung angegangen werden sollen, weiterhin vorhanden. Beispielsweise der durch den Ausstoß von Treibhausgasen verursachte Klimawandel oder der Ressourcenverschleiß unserer Wegwerfgesellschaft.
Doch solche Langfrist-Risiken bieten auch Chancen – denn Lösungsansätze zu ihrer Bewältigung können über Dekaden hinweg Wachstum bieten. Investments in auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmen sollten dazu allerdings ebenfalls auf einen längerfristigen Zeithorizont ausgerichtet sein. Unserer Meinung nach ist die ‚Renditefrage‘ für nachhaltige Anlagen deshalb anders zu stellen. Sie muss lauten: Wie schneiden nachhaltige Investments mittel- und langfristig gegenüber konventionellen Anlagen ab?
Als Asset Manager mit fast drei Jahrzehnten Erfahrung mit nachhaltigen Anlagen sind wird der festen Überzeugung, dass nachhaltig handelnde Unternehmen und Länder auf Dauer Wettbewerbsvorteile genießen. Dies, weil sie relevante gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen erfolgreicher in ihre Strategien einbinden können. Sie nutzen dabei ihre Innovationskraft, um umwelt- und sozialverträgliche Produkte oder Dienstleistungen zu schaffen. Als Kontrapunkt spannend ist hier der Blick auf die beiden eingangs erwähnten Wirtschaftssektoren, deren Produkte und Dienstleistungen gemeinhin als wenig nachhaltig gelten: Die Öl- und Gasindustrie sowie die Hersteller von Rüstungs- und Kriegstechnik.
So hat zwar US-Präsident Donald Trump mit der Ansage ‚Drill baby, drill‘ eine goldene Zukunft für fossile Energieträger versprochen. Die Vergangenheit lehrte uns aber etwas anderes: Gemessen an der Bruttorendite lag die im MSCI World Energy Sector abgebildete Branche über die vergangenen drei Jahre betrachtet im Schnitt jährlich 5,3 Prozentpunkte hinter dem Weltaktienindex MSCI World zurück. Über die vergangenen zehn Jahre ergibt sich gar ein Rückstand von jährlich 6 Punkten. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass durch ein Untergewicht des Sektors eine entsprechende Outperformance zum Weltaktienindex zu erzielen war.
Und dies, obwohl die Branche laut dem Weltwährungsfonds IMF in den vergangenen zehn Jahren von geschätzt 7 Bio. USD an Staatsgeldern profitierte. Der Ölpreis von 50 USD je Fass, der Trump in seiner Vision vorschwebt, würde weitere, massive Subventionen bedingen. Denn derzeit liegt der Breakeven-Preis für US-Energiekonzerne laut Dallas Fed bei minimal 61 USD je Fass.
Der Blick zurück zeigt weiter, dass bis zum Ausbruch des Ukrainekriegs der Ausschluss von Herstellern von Kriegsmaterial in einem globalen Aktienportfolio keinen Einfluss hatte (+0,01% positiven Beitrag pro Jahr). Zwar haben europäische Rüstungsunternehmen seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs deutlich zugelegt. Gegenüber dem MSCI Europe hat der Ausschluss von Rüstungsherstellern zu einer annualisierten negativen Performance von -0,6% geführt. In der Periode von 2014 bis Mitte März 2025 war der Performance-Impact in einem globalen Aktienmarkportfolio mit -0,04% jährlich immer noch marginal. […]
Bereits im Jahr 2015 ermittelte eine im ‚Journal of Sustainable Finance & Investment‘ publizierte Metastudie nicht weniger als 2.200 empirische Untersuchungen zur Wirkung von angewandten ESG-Kriterien auf die finanzielle Performance von Unternehmen. Der Befund: eine überwiegende Anzahl der Untersuchungen stellte einen positiven Einfluss fest. Ebenfalls zeigte die Metastudie, dass sich der positive Beitrag seit 1990 stabil entwickelte. […]
*) Fabio Pellizzari ist Leiter Sustainability für Swisscanto LUX Fondslösungen.
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