Verweigert die Fed wegen der Fiskalklippe noch den Einstieg in den Ausstieg?

Klaus Stopp, Baader Bank

Mit ihrer Entscheidung, ihr Ankaufprogramm für US-Staatsanleihen nicht zu reduzieren, verweigert die Federal Reserve Bank (Fed) vorerst den Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik. Anscheinend wird die konjunkturelle Verfassung der US-Wirtschaft noch nicht als so robust angesehen, dass man die Höhe der monatlich zur Verfügung gestellten Gelder hätte reduzieren können.

Zur Wochenmitte hatte die ganze Aufmerksamkeit der Investoren dieser anstehenden Fed-Entscheidung gegolten. Aus diesem Grund hatten sich die Anleger zuvor auch nicht aus der Deckung gewagt. Abwarten war das Motto! US-Staatsanleihen waren wenig verändert in den Mittwoch gestartet. Deutsche Staatsanleihen hatten im Vorfeld der mit Hochspannung erwarteten Entscheidung noch schwächer tendiert. Aber dann kam der Zinsentscheid und es kam Bewegung in die Märkte. Aktien und Renten hoch!

Aber auch ein anderes, nicht neues Thema beschäftigt die Kapitalmärkte. Denn ungeachtet der Geldpolitik kann man sich indessen des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei der US-Fiskalklippe um eine „never ending story“ handelt. Bereits 2012 zum Börsenthema Nummer 1 avanciert, wurde die Zahlungsunfähigkeit der USA nur durch diverse Kunstgriffe, Tricks und höhere Steuereinnahmen infolge der konjunkturellen Belebung vermieden. Jetzt steht „Fiskalklippe Reloaded“ in den Charts wieder ganz oben. Eine Einigung der beiden Parteien im Parlament ist dringend notwendig, um sowohl innen- als auch außenpolitisch handlungsfähig zu bleiben. Die bereits seit Monaten angewendeten Notfallmaßnahmen waren lediglich als Übergangslösung gedacht. Bis Ende Oktober sollte spätestens eine Einigung erzielt werden, da bis zu einer Neuwahl des Repräsentantenhauses und eines Drittels des Senats im kommenden Jahr nicht gewartet werden kann. Eine Lösung im Haushaltsstreit muss also her und wird wohl nur als Kompromiss erzielt werden können. Närrische Zeiten für die Kapitalmärkte sind vorprogrammiert. Es bleibt also spannend.

Gesuchte Dauerbrenner unter Corporate Bonds
Auch solide Unternehmensanleihen können sich dem Zinstrend nicht entziehen, sind aber dennoch gefragt. Die Rede ist von jenen Corporate Bonds, von denen Anleger eine noch halbwegs ordentliche Rendite bei einem überschaubaren Risiko erwarten. Unter den gesuchten Titeln befinden sich in dieser Woche ein Bond von Continental (A1X3B7), der bis  September 2020 läuft und mit ca. 3,3% rentiert, sowie eine Anleihe von Nestlé (A1HQUA) mit Laufzeit September 2021 und ca. 2,1% Rendite. Ebenso steht mit einem Corporate Bond von Thyssen-Krupp (A1MA9H), der im Februar 2017 fällig wird und ca. 3,2% Rendite aufweist, ein Dauerbrenner auf den Kauflisten. Dasselbe gilt für eine Renault-Anleihe (A1G9HU), die bis September 2017 läuft und mit ca. 3,0% rentiert.

Für die Anleger wird es noch schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen
Für mittelständische Unternehmen wird die Luft an den Kreditmärkten dünner. Schuld daran trägt Basel III. Sobald diese Reform der Bankenregulierung 2014 in Kraft tritt, müssen die Institute Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen und Reserven für Krisenzeiten aufbauen. Dies macht Kredite teurer, wahrscheinlich auch seltener, denn im Zweifel mag manche Bank auf die Kreditvergabe ganz verzichten, zumindest aber weniger langfristige Kredite vergeben. Hinzu kommt, dass die Banken noch stärker als bisher auf die Bonität der Kreditnehmer achten werden. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass die neuen Basel III-Regeln zur Kreditvergabe die Unternehmensfinanzierung schwieriger machen. Aus diesem Grund werden sich die Unternehmen alternativen Finanzierungsformen zuwenden müssen. Und eine davon ist die Begebung von Mittelstandsanleihen – jene Form von Bonds also, die in jüngster Zeit ja einen Boom erlebt haben, ein Segment aber, das in den vergangenen Monaten auch durch mehrere Insolvenzen in Misskredit geraten ist. Geht man davon aus, dass durch eine von Basel III ausgehende Kreditverknappung kommt, dürften auch die Emissionen von Mittelstandsbonds neuen Schub bekommen. Für den Anleger freilich wird es dann noch schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen – zumal laut der Beratungsfirma Rödl & Partner davon auszugehen ist, dass es vornehmlich die Unternehmen mit einem „mittelguten Rating“ sein werden, die bei der Kreditfinanzierung in Schwierigkeiten geraten dürften.

Einen weiteren Aspekt, der zu einer geringeren Kreditvergabe an den Mittelstand führen kann, stellen die im Februar 2014 anstehenden Stresstests der EZB und der EU-Bankenaufsicht EBA dar. Mit Einführung der gemeinsamen europäischen Bankenaufsicht sollen die 130 größten Banken in der Euro-Zone nochmals auf Herz und Nieren geprüft werden. Damit ist vor allem beabsichtigt, die in Südeuropa grassierende Kreditklemme und letztendlich die Vertrauenskrise im Bankensektor zu überwinden. Wenn durch die Stresstests aber nochmals – berechtigterweise – die Zügel angezogen werden, um bei den Banken das Gute vom Schlechten zu trennen, dürfte sich die Kreditklemme in einem ersten Schritt eher nochmals verstärken.

Klaus Stopp,
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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