
BondGuide: Cashflow ist ein gutes Stichwort: Es wird ja wohl nicht Ziel sein, 2022 ein Folgeinstrument folgen zu lassen, um wiederum eine bestehende Anleihe abzulösen.
Wohlmuth: Das wäre verkürzt formuliert, daher lassen Sie mich diesen wichtigen Punkt gern erläutern. Natürlich wäre es keine Kunst, ein bestehendes Finanzierungsinstrument permanent zu revolvieren und dabei strategisch und operativ über zehn Jahre hinweg keinen Schritt voranzukommen. Mit der nunmehr zweiten Anleihe sowie auch als aktiennotiertes Unternehmen haben wir uns als Kapitalmarkt-affin unter Beweis gestellt und würden auch 2022 nicht einfach von der Bildfläche verschwinden wollen. Wir haben hochgerechnet, dass Photon in den Jahren 2023 bis 2030 einen freien Cashflow von über 50 Mio. EUR generieren dürfte. Der ergibt sich, wenn man unsere Portfolios in Ungarn, Tschechien und Australien, aber auch der Slowakei bewertet. Australien und Ungarn mit den Projektentwicklungen sind momentan zweifellos am wichtigsten.
BondGuide: Ist der Kupon von 7,75% in punkto Finanzierung nicht etwas kostspielig in diesem Zusammenhang? Übrigens sogar quartalsweise gezahlt.
Wohlmuth: Nur auf einen ersten Blick. Richtig ist, dass wir diesen Kupon für Investoren nun mal bieten mussten, da in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Solartechnik deutlich zu viel erfolglos für Investoren endete. Entscheidend ist auf der anderen Seite, dass unsere Fremdfinanzierungskosten unter den Erlösen aus Einspeisevergütungen und Projektverkäufen liegen müssen. Das ist offensichtlich der Fall. Zur Jahresmitte 2018 lag unser Eigenkapitalanteil bei ca. 26% und den Zinsdeckungsgrad hatten wir zum Stichtag 31.12. von 1,2 auf 2,9 weit mehr als verdoppelt.
BondGuide: Sind Sie mit dem bisherigen Zuspruch und Platzierungsstand zufrieden? – die öffentliche Platzierungsphase läuft prospektgemäß ja noch bis 20. September.
Wohlmuth: Uns war bewusst, dass Investoren bei Themen wie der Solartechnologie sehr genau und eher zwei- als einmal hinschauen würden. Jedes Investorengespräch war und ist daher Überzeugungsarbeit. Es gibt aber genügend, die zu differenzieren und zu selektieren vermögen. Das hat etwas gedauert und jetzt sind wir in der Schlussrunde. Unter dem Strich muss ich sogar sagen, dass sich die sich streckende Platzierungsphase als gar nicht so unwillkommen herausstellte – ein zu großer Mittelzufluss auf einen Schlag wäre gar nicht investierbar gewesen. Erst dann wäre der Kupon womöglich als zu teuer zu bezeichnen gewesen.
BondGuide: Herr Wohlmuth, einstweilen danke, dass Sie uns abermals Rede und Antwort standen – Ihnen soweit also weiterhin viel Erfolg.
Interview: Falko Bozicevic