Top oder Flop? An Fußball-Anleihen scheiden sich die Geister

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So geht in Österreich etwa auch der SK Rapid Wien mit gutem Beispiel voran. Bei diesen Fan-Anleihen handelt es sich um nachrangige Darlehen, die mit einer jährlichen Verzinsung von 2 bis 3% bei einer Laufzeit von 5 bis 9 Jahren aufwarten. Erfolgsabhängig werden zudem Bonuszinsen ausgeschüttet. Während sich die österreichische Vereinslandschaft aber erst ans Crowdinvesting gewöhnen muss, ist den deutschen Nachbarn das Geschäft mit dem Fan längst ein Begriff. Namentlich der Hauptstadtclub Hertha BSC schreibt seit 2016 mit seiner digitalen Anleihe Geschichte. Für die zweite digitale Finanzierungsrunde über kapilendo fiel am 7. Mai 2017 der Startschuss. Zwei Tage lang war die Investition in den Verein ausschließlich Mitgliedern möglich, bevor auch externe Anleger zugreifen konnten. Bereits mit 100 Euro war der glühende Fan mit von der Partie, 10.000 Euro durfte er maximal in die Nachwuchsförderung des Vereins stecken. Heißt im Klartext: Die Summe von 1,5 Millionen Euro mit einer Laufzeit von 3 Jahren und einer festen Verzinsung von 4,0 Prozent p. a. floss in die Hertha BSC Fußball-Akademie.

Für Hertha BSC: 1 Million Euro in 9 Minuten und 12 Sekunden kapilendo mit neuer Rekordzeit bei Crowdfinanzierung

Ansehnliche Renditen – bei hohem Ausfallrisiko
Bei einem durchschnittlichen Festzins von 5,9% haben Fan-Anleihen der Bundesligisten unstreitig ihren Reiz. Die Krux dabei ist, dass der relativ hohe Zinssatz mit einem veritablen Investitionsrisiko einhergeht. Spätestens wenn im offiziellen Prospekt der St.-Pauli-Anleihe darauf verwiesen wird, dass es einer gesetzlichen oder freiwilligen Einlagensicherung für den Fall der Insolvenz des Vereins ermangelt, ist Vorsicht geboten.

Was es in der Tat heißt, sich als Zeichner einer Fan-Anleihe auf unsicheres Terrain zu begeben, zeigt das Beispiel Arminia Bielefeld. 2,9 Millionen Euro haben die Fans 2006 dem Verein geliehen in der Hoffnung, es mit 7,5% verzinst und am Ende der Laufzeit zurückgezahlt zu bekommen. Zum Saisonauftakt 2011/12 stand der Verein jedoch kurz vor dem finanziellen Aus. Nach langem Hin und Her sahen die Anleger ihr Geld wieder, gleichzeitig wurde aber eine neue Anleihe aufgelegt. Sie spülte 2 Millionen Euro in die Vereinskasse, hatte jedoch nur einen Festzins von 6,5 % zu bieten.

Eine ähnliche Zitterpartie durchlebten die Fans von Alemannia Aachen: Für die Rückzahlung der 2008 zur Finanzierung des neuen Stadions herausgegebenen Tivoli-Anleihe brauchte es zwingend einer 5,5-Millionen-Euro-Bürgschaft der Stadt. Wenigstens den Stadtvätern dürfte damit der sperrige Buchtitel „111 Gründe, Alemannia Aachen zu lieben“ kein Dorn im Auge sein.