„Sind unserer Zeit sozusagen voraus“ – BondGuide im Gespräch mit Robert Stafler, Fintex, über den ersten Euro-Bond, Crowdlending, Marktnischen und Mainstream-Investments

BondGuide sprach mit Fintex-CEO Robert Stafler über die Auflage des ersten ‚Euro-Bonds‘, die Unterschiede bei Crowdinvestments und noch verfügbare Marktnischen. Sogenanntes P2P-Lending sei derzeit erst stiefmütterlich besetzt, falls überhaupt – was Investoren dazu wissen sollten.

BondGuide: Herr Stafler, Fintex starte als erster institutioneller Investor im Bereich Crowdlending, hieß es vergangene Woche. Warum unterscheidet man Crowdlending von Crowdfunding oder Crowd Investing?
Stafler: Crowdlending ist die Kreditvergabe über eine Plattform, das heißt über Crowdlending werden Kredite ausgereicht. Crowdfunding oder Crowdinvesting kann dagegen beides sein: die Kreditvergabe (Fremdkapital) oder das Investieren in ein Unternehmen zum Kauf eines Firmenanteils (Eigenkapital).

BondGuide: Und Fintex?
Stafler: …hat sich auf Crowdlending spezialisiert, also auf sogenannte P2P-Kredite. Wir machen diese junge, aber bereits etablierte Anlageklasse institutionellen Investoren zugänglich, die sich angesichts des Niedrigzinsumfelds nunmehr auch mit P2P-Krediten beschäftigen, aber aufgrund ihrer Regularien und Investmentkriterien vor vielen Herausforderungen stehen. Fintex hilft bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und sorgt dafür, dass Investments in P2P-Kredite einfach und problemlos möglich werden. Mit unserem Angebot sind wir sozusagen der Zeit voraus. Wir sehen starke Nachfrage und sind sicher, dass P2P-Investments in den nächsten zwei bis drei Jahren auch in Europa „Mainstream“ werden.

Fintex Capital

BondGuide: Und im Bereich Crowdlending gab es bisher noch, sagen wir, offene Nischen oder offene Flanken?
Stafler: In der Tat. Crowdlending, auch P2P-Lending genannt, gibt es nun seit zehn Jahren, und in diesem ersten Jahrzehnt hat sich einiges getan. Das Konzept wurde 2006 in England mit der Plattform zopa geboren, in Deutschland ging es bereits ein Jahr später mit auxmoney los. Seitdem sind weltweit mehrere große Plattformen entstanden, enorm gewachsen und marktreif geworden. Ein Beispiel für die Dimension, die Crowdlending mittlerweile erreicht hat, ist die US-Plattform Lending Club, die allein im vergangenen Quartal (Q4/2015) Kredite mit einem kumulierten Volumen von mehr als 2,5 Mrd. USD originiert hat. Zudem ist Crowdlending ein globales Phänomen: P2P-Plattformen gibt es mittlerweile in mehr als 80 Ländern weltweit, verschiedene Plattformen decken dabei die unterschiedlichsten Finanzbereiche ab: Sie sind also beispielsweise auf Konsumentenkredite, Kredite für KMUs oder Immobilienkredite spezialisiert. Auch gibt es bereits Fonds, die speziell über ausgewählte P2P-Plattformen in Kredite investieren.

BondGuide: Und die Lücke hierzulande?
Stafler: …die ist da, so ist gerade in Europa noch viel zu tun – und wir sind noch lange nicht so weit, dass wir bei Crowdlending von „Mainstream“ sprechen können – insbesondere was Asset Management betrifft. Genau deswegen haben wir Fintex Capital gegründet: Wir machen Investitionen in P2P-Kredite kapitalmarktfähig, agieren also als Bindeglied zwischen dem Kapitalmarkt und Europas erfolgreichsten Kreditmarktplätzen.

Länder mit P2P Lending; Quelle: Lendstar

Länder mit P2P Lending; Quelle: Lendstar