
Europäische Staatsanleihen speziell italienischer und spanischer Emissionen mit mittleren Laufzeiten (2032-2035) bieten eine attraktive Rendite – von Silvio Vergallo*
Die zunehmende Einflussnahme der europäischen Institutionen – angefangen bei den Eingriffen der Zentralbank bis hin zur Emission von Anleihen der Europäischen Union – hat die Bedeutung der Ratingagenturen bei der Bewertung europäischer Staatsanleihen verringert. Heute zählen für Anleger vor allem die Höhe des Primärdefizits und die Fähigkeit der Märkte, das Angebot an Wertpapieren aufzunehmen.
In dieser Hinsicht wurden bedeutende Fortschritte erzielt: Bei den aktuellen Preisniveaus zeigen verschiedene Akteure – von Banken über Versicherungen bis hin zu internationalen institutionellen Anlegern – wieder großes Interesse an europäischen Staatsanleihen. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die schrittweise Haushaltskonsolidierung in Frankreich: Da die meisten Risiken bereits eingepreist sind und sich die Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage verbessert, macht sich die Haushaltsdisziplin, Marktabsorption und die Unterstützung der Regierung in der Wertentwicklung von Euro-Staatsanleihen bemerkbar. Dadurch werden Anleihen mit Spreads zu einer attraktiven und stabilen Renditequelle.
Wir behalten daher eine positive Einschätzung der gesamten Anlageklasse der Spreads europäischer Staatsanleihen bei: Sie bieten bei unverändertem Risiko eine attraktive Rendite. Zudem sind sie dank der steilen Zinskurve und der höheren Liquidität auch im Vergleich zu Unternehmensanleihen zunehmend wettbewerbsfähig.
Die Inflation ist im letzten Jahr dank sinkender Energiepreise wieder auf ein Niveau gestiegen, das mit dem Ziel der EZB im Einklang steht. Allerdings bleiben die geopolitischen Themen, der Klimawandel und die geringere Verfügbarkeit von Arbeitskräften mit dem Risiko von Lohndruck weiterhin bestehen.
Um diese Risiken abzudecken, ist eine Diversifizierung des Anleiheportfolios mit inflationsgebundenen Anleihen eine gute Absicherung, da die impliziten EIB-Renditen bei allen Zinskurven unter 2% liegen und die Realzinsen sehr attraktiv sind. Auch bei diesen Instrumenten bevorzugen wir italienische und spanische Emissionen mit mittleren Laufzeiten (2032-2035), da sie eine interessante Rendite und angesichts der steilen Zinskurve gute Aussichten in Bezug auf Carry und Rolldown bieten.
*) Silvio Vergallo ist Leiter für Eurostaatsanleihen und inflationsgekoppelte Obligationen beim Vermögensverwalter Eurizon.
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