„Nur mit dem Anleihe-Umtausch in Aktien die Chance auf eine Wertaufholung“ – Wolfgang Bläsi, CFO, Ekotechnika

Ekotechnika AG veröffentlicht Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2015/16

BondGuide sprach mit Wolfgang Bläsi über die Optionen, die Anleihegläubiger jetzt haben, sowie über die jeweiligen Perspektiven, die mit einem etwaigen Tausch der Ekotechnika-Anleihe 2013/18 in Eigenkapital – also Aktien der AG – verbunden sind. Zunächst jedoch zu den Hintergründen und Status-quo des Landmaschinenspezialisten.

BondGuide: Herr Bläsi, die gerade kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen sahen erfreulicher aus als noch im Sanierungsgutachten. Ist Ekotechnika zurück in der Spur?
Bläsi: Ja und nein, die Geschäftszahlen 2014/15 waren zwar besser als im Gutachten prognostiziert, vor allem in der Top-Line – dem Umsatz –, allerdings ist das angesichts der Umstände kein Grund sich zurückzulehnen. Absolut betrachtet ist dies immer noch ein Rückgang um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr und wir haben einen deutlichen Verlust verzeichnet. Unser Augenmerk gilt jetzt vor allem der Verbesserung der Ertragskraft.

BondGuide: Wir hatten ja in der Vergangenheit schon öfters gesprochen und auch über die Risikofaktoren. Was war denn jetzt für Ekotechnika letztendlich das Hauptproblem die letzten zwölf Monate, die zu der Restrukturierung geführt haben?
Bläsi: Mehrere Faktoren spielten da zusammen. Zum einen ist das operative Geschäft in Russland deutlich schwieriger geworden zunächst mal aufgrund des Rubel-Verfalls: Wir kaufen die Maschinen in US-Dollar oder Euro, verkauft werden sie in Rubel. Das macht ausländische Produkte für russische Landwirte erheblich teurer, teilweise unerschwinglich.

BondGuide: …dazu kommt noch das Finanzierungsthema in Russland, oder?
Bläsi: So ist es. Anfang 2014 hatte Russland einen Zentralbankzinssatz von 5,5%, Ende 2014 betrug er 17%. Zusammen mit der Währungsabwertung bedeutet dies nichts anderes, als dass ein russischer Landwirt um den Faktor 3 bis 4 höhere Finanzierungskosten hat. Ganz abgesehen davon, dass Kredite nur noch schwer zu bekommen sind. Mit anderen Worten: Ein russischer Landwirt konnte zuletzt keine Finanzierung mehr zu vernünftigen Konditionen erhalten.

Ekotechnika GmbH: Eintragung von Kapitalmaßnahmen im Handelsregister

BondGuide: Und die Sanktionen der EU gegenüber Russland?
Bläsi: Auch die spielen hinein. Gerade die russischen Staatsbanken haben relativ viele Projekte in der Landwirtschaft finanziert. Durch die eingeschränkten Refinanzierungsmöglichkeiten der russischen Banken und aufgrund des anhaltend niedrigen Ölpreises ist innerhalb Russlands viel weniger Liquidität vorhanden als zuvor. Das alles zusammengenommen ist die Gemengelage, die zu einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen und finanziellen Situation der Ekotechnika Gruppe führte.

BondGuide: Aber was kaufen russische Landwirte denn dann: Gar nichts mehr – also Investitionsstau – oder heimische Traktoren?
Bläsi: Eine berechtigte Frage, und hier muss man nach Produkten unterscheiden. Bei Mähdreschern gibt es immerhin ein vertretbares heimisches Produkt. Einen vernünftigen russischen Traktor gibt es allerdings nicht – mit einem 50-PS-Traktor kann man höchstens seinen Hof kehren. Deshalb verschieben viele russische Landwirte ihre Investitionen in Neumaschinen. Wir spüren das im Ersatzteilgeschäft, das im abgelaufenen Geschäftsjahr bereinigt um die Rubelabwertung um knapp ein Drittel zugelegt hat.

Ekotechnika Chart Nov 2015

BondGuide: Jetzt habe ich folgendes Problem: Währung, Zinsen und Ölpreis sind allesamt externe Faktoren, auf die Ekotechnika nicht den geringsten Einfluss hat. Was macht Sie zuversichtlich, dass sich die Ausgangslage bessert?
Bläsi: Was wir machen können und natürlich schon eingeleitet haben, ist, uns so weit zu verschlanken, dass wir auch mit weniger hohen Umsätzen auskommen. Das ist mal die Grundvoraussetzung. Die zweite ist das Sanierungskonzept mit dem Debt-to-Equity-Swap, damit wir überhaupt weitermachen können. Grundsätzlich haben Sie aber Recht, dass Ekotechnika keine Garantie abgeben kann, dass sich das operative Geschäft wieder auskömmlich entwickelt, da eben kein Einfluss auf die genannten externen Faktoren besteht. Positiv ist, dass russische Landwirte ein relativ gutes Jahr hatten. Von der Landwirtschaftsmesse Agritechnica Mitte November in Hannover hat Ekotechnika auch positive Impulse mitgenommen. Viel wird jetzt davon abhängen, wie sich die Finanzierungsmöglichkeiten in Russland entwickeln. Auf jeden Fall aber: So schlimm wie vor 6 bis 12 Monaten sind die Bedingungen nicht mehr in Russland, ich sehe zumindest den aufsteigenden Ast.

BondGuide
: Seit Montag läuft nun das Umtauschangebot: Anleihen gegen Aktien. Warum sollte ein Anleger das Angebot wahrnehmen?
Bläsi: Weil natürlich nur so die Chance für unsere Investoren besteht, an einer Erholung des Geschäfts zu partizipieren. Aus diesem Grund wurde ja auch mehrheitlich von Anleihegläubigern für den Debt-to-Equity-Swap gestimmt.

Ekotechnika Rating Downgrade

BondGuide: Was ist mit der Barabfindung, wenn das Erwerbsrecht nicht ausgeübt wird?
Bläsi: Hier ist das Problem, dass man per heute nicht sagen kann, wie hoch diese Barabfindung ausfallen wird. Die WGZ Bank, die für die technische Abwicklung des Umtauschs zuständig ist, wird nicht gezogene Aktien verwerten – unter Umständen erhalten Anleihegläubiger nur eine sehr geringe Barabfindung.

BondGuide: Sind alle Ekotechnika-Anleihegläubiger über das Prozedere informiert? – ich erinnere mich hier an die Schwierigkeiten von z.B. Sympatex, überhaupt seine Investoren zu erreichen.
Bläsi: Ja, dies läuft automatisch über Ihre jeweilige Depotbank. Ein Ekotechnika-Anleihegläubiger hat schon oder bekommt dieser Tage ein entsprechendes Formular von seiner Bank zum Erwerbsangebot bzw. zur Ausübung seines Erwerbsrechts. Übrigens kann ein Anleihegläubiger auch mitteilen, mehr als die ihm gemäß Erwerbsrecht zustehenden Aktien – 25,65 Aktien pro 1.000 EUR der Anleihe nominal – beziehen zu wollen. Das geht auch.

BondGuide: Das klingt etwas kompliziert – der Preis ist doch nicht klar. Und Dritte?
Bläsi: Innerhalb der laufenden Erwerbsfrist hat zunächst jeder Inhaber von Erwerbsrechten die Möglichkeit 25,65 neue Ekotechnika-Aktien je Anleihe im Nennwert von 1.000 EUR zu beziehen. Anleihegläubiger sowie Dritte können zusätzlich weitere neue Aktien erwerben, für die das Erwerbsrecht nicht ausgeübt wurde. Darüber hinaus hat sich die Ekotechnika Holding dazu verpflichtet, selbst eigene Aktien im Wert von bis zu 2 Mio. Euro zu beziehen. Das heißt, erst nach der Erwerbsfrist startet die Verwertungsphase für die nicht bezogenen oder zusätzlich erworbenen Aktien durch die WGZ Bank, um Anleihegläubiger bestmöglich abzufinden.

Wolfgang Bläsi

Wolfgang Bläsi

BondGuide: Herr Bläsi, dabei viel Erfolg und vielleicht sprechen wir gegen Ende der Angebotsphase noch einmal für ein Update.

Das Interview führte Falko Bozicevic.